Pliening:Bienenhonig für einen Baum

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Die Plieninger Ortsgruppe des Bund Naturschutz setzt sich mit kleinen Gesten für die große Sache ein.

Von Alexandra Leuthner, Pliening

Franz Höcherl, Gründer und Vorsitzender der Plieninger Bund Naturschutz-Ortsgruppe, darf sich bestätigt fühlen in seinem unermüdlichen Ringen - freuen wird er sich darüber aber nicht. Nach dem Brüsseler Alleingang von Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) in der Glyphosatabstimmung der EU-Kommission waren die Mitglieder der seit drei Jahren bestehenden Bund Naturschutz-Ortsgruppe zu ihrer Jahresversammlung zusammen gekommen. Die Stimmung war entsprechend geladen, und auch Plienings Bürgermeister Roland Frick, Parteifreund Schmidts, kritisierte das nicht abgestimmte Vorpreschen des Ministers scharf.

Der Ortsgruppenvorsitzende Höcherl konnte in seinem Rechenschaftsbericht dann auch gleich mit Dokumentationsmaterial aufwarten, zu den Zerstörungen, die das Pflanzenschutzmittel Glyphosat in der Natur anrichtet. Auch im Raum Pliening lassen sich solche Beispiele von totgespritzten Feldrändern finden, wie er nun berichtete. Dass nicht nur die Auswirkung des nun weitere fünf Jahre in der EU zugelassenen Mittels auf den Menschen fraglich - die möglicherweise krebserregende Wirkung nicht widerlegt ist -, sondern dass es auch einen katastrophalen Einfluss auf die Insektenwelt hat, darauf wies Höcherl erneut hin.

Im November hat das Jahr der Biene begonnen, die extrem unter der Vernichtung von natürlichen Blühpflanzen an den Feldrändern und Straßen leidet, und nun gehe es darum, sich vehement zu wehren, um die Insekten zu bewahren, erklärte Höcherl. Die Biene zu retten, heiße, "die Schöpfung retten, die wir gerade dabei sind zu vernichten." Im Lauf des Jahres 2017 hat sich die Ortsgruppe des Bundes Naturschutz intensiv mit der Frage der Biodiversität auseinandergesetzt und Bürgermeister Frick ein Biodiversitätskonzept übergeben, als Basis für Aktionen und Diskussionen im Jahr der Biene.

Abgesehen von den großen Themen versuchte die Ortsgruppe, sich auch lokal für ihr Anliegen einzusetzen und möglichst viele Menschen auf den Wert der zu bewahrenden Natur aufmerksam zu machen, zum Beispiel mit einer Radtour rund um Pliening und zu ökologisch wertvollen Flecken im Gemeindegebiet. Die Ortsgruppe nahm am Ramadama der Gemeinde teil, organisierte einen Vortrag mit einer Hornissen- und Wespenberaterin und einem Imker sowie Ferienspieltage auf dem Biobauernhof der Familie Wachinger in Gelting.

Außerdem setzte sie sich für den Erhalt oder die Neupflanzung von Bäumen im Gemeindegebiet ein, unter anderem auf dem Greimelanwesen in Gelting. Ein großen Erfolg konnten die Naturschützer in Ottersberg feiern. Direkt neben dem Schützenheim stand ein alter Baum genau auf der Linie, auf der die Nachbarn einen Zaun setzen wollten. Dem guten Zureden gaben sie schließlich nach, wie Höcherl berichtete, und ließen den Zaun auf der einen Seite des Baums enden und auf der anderen Seite wieder beginnen. So kann er stehen bleiben und die Grundstücksbesitzer bekamen zum Dank ein Glas Bienenhonig.

Fürs neue Jahr haben Franz Höcherl und sein Team - den zweiten Vorsitz in der 104 Mitglieder zählenden Ortsgruppe hat SPD-Gemeinderätin Bettina Marquis - bereits einige Termine fix gemacht. So soll es am 2. März einen Vortrag über Wildblumen geben, ein Besuch auf der Mülldeponie ist geplant und man will am Stadtradeln teilnehmen. Außerdem hat die Ortsgruppe die Idee, eine öffentliche Streuobstwiese anzulegen. Man will den Regionalplan zum Siedlungswesen kritisch begleiten und vor allem das Augenmerk auf den Erhalt des Trenngrüns zwischen den Gemeinden richten.

Seine Ausführungen schloss Höcherl schließlich mit dem unter die Haut gehenden Zitat des Dalai Lama: " nser Planet ist unser Zuhause, unser einziges Zuhause.

Wo sollen wir denn hingehen, wenn wir ihn zerstören?"

© SZ vom 08.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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