Offener Brief:Aussage mit Folgen

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Die CSU fordert von Bürgermeister Georg Hohmann eine Entschuldigung für seine Aussage, Markt Schwaben habe 2002 ausgesehen wie nach dem Krieg.

Von Isabel Meixner, Markt Schwaben

Die CSU macht Druck auf Bürgermeister Georg Hohmann (SPD): Sie fordert ihn dazu auf, seine Aussage, in Markt Schwaben habe es 2002 wie nach dem Krieg ausgesehen, offiziell zurückzunehmen und sich bei den Markt Schwabenern, insbesondere den damaligen Gemeinderäten und Altbürgermeister Richard Huber (CSU), öffentlich zu entschuldigen. "Sollte dieses Zitat zutreffend sein, dann sehen wir aufgrund Ihrer vollkommen unqualifizierten und beleidigenden Aussage große Probleme für eine künftige vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Mandatsträgern und allen Bürgerinnen und Bürgern auf Sie zukommen", heißt es in einem offenen Brief, den die CSU-Fraktion am Dienstag im Gemeinderat verteilte. "Wir sind uns sicher, dass auch vor 2002 die ehrenamtlichen Mandatsträger ihre Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen vorangetrieben haben."

Hohmann selbst wollte sich in der Sitzung zu dem Schreiben nicht äußern. Er verwies auf einen Termin mit seinem Vorvorgänger Richard Huber am Freitag, dem er nicht vorgreifen wolle. Das fragliche Zitat war im Zusammenhang mit der Auszeichnung des früheren Markt Schwabener Bürgermeisters Bernhard Winter (SPD) mit dem Bundesverdienstkreuz gefallen.

Angesprochen auf Winters Verdienste hatte Hohmann in der Süddeutschen Zeitung unter anderem von der Herzog-Ludwig-Straße gesprochen und sie als "Schlaglochpiste" bezeichnet. In diesem Zusammenhang fiel der Satz: "Wenn man Markt Schwaben 2002 gesehen hat: Das sah aus wie nach dem Krieg." Schon in der Ortshauptversammlung der CSU vor einer Woche hatte sich Gegenwind für Hohmann angekündigt, mehrere Mitglieder machten mit ihren Aussagen deutlich, dass sie den Spruch mehr als deplatziert fanden.

In der Kritik: Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann. (Foto: Christian Endt)

Auch Richard Huber betonte, alle wichtigen Themen in den zwölf Jahren seiner Amtszeit angegangen zu sein. Exemplarisch nannte er die Gewerbeansiedlung am Burgerfeld sowie den Bau eines neuen Trinkwasserbrunnens im Ebersberger Forst und den Markt Schwabener Sportpark. Auch die Flughafentangente Ost, die in der Laudatio vom Innenministerium ebenfalls als Winters Verdienst genannt wurde, habe er entscheidend vorangetrieben. Die Herzog-Ludwig-Straße sei 1996 erst ausgebaut worden, sagt Winter: "So schlimm kann das sechs Jahre später nicht ausgeschaut haben."

CSU-Fraktionssprecher Heinrich Schmitt sagte zwar, er persönlich hätte den Brief nicht gleich öffentlich verteilt. Er machte aber deutlich, dass ihm in jüngster Zeit einige Aussagen Hohmanns missfallen hätten. Etwa zur abgesagten Gewerbeschau. Er vermisse einen Schulterschluss der Gewerbetreibenden in Markt Schwaben, hatte Hohmann damals gesagt.

Eine Aussage, die Schmitt als Betroffenen - er ist Geschäftsführer des gleichnamigen Bauzentrums - ärgert: "Da hat ausschließlich der Veranstalter Mist gebaut." Auch sei, etwa im Fall des ehemaligen Bauamtsleiters Andreas Pröschkowitz, ausgemacht gewesen, Namen nicht in die Öffentlichkeit zu bringen. "Wir sind an einer konstruktiven Zusammenarbeit im Gemeinderat interessiert", betont Schmitt. Zuletzt habe das sehr gut geklappt, Parteipolitik habe es nicht gegeben. Schmitt will nicht, dass sich das durch polarisierende Aussagen ändert: "Das brauchen wir nicht. Georg Hohmann hat keine Narrenfreiheit, nur weil er vorne sitzt."

© SZ vom 05.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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