Öffentlicher Nahverkehr:Mehr Busse und Linien für den Kreis Ebersberg

Lesezeit: 2 min

Der Busverkehr im Landkreis soll deutlich ausgebaut werden und so eine echte Alternative zum Auto bieten. Bevor es soweit ist, werden die gefragt, um die es geht.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wer mit dem Auto von der Kreisstadt nach Markt Schwaben fährt, braucht etwa 20 Minuten, wenn nicht allzu viele Aldi-Laster vor einem durch den Forst zuckeln. Wer den Bus nimmt, ist im Idealfall fast genauso schnell - nur leider fährt dieser eben nur ein paarmal am Tag, so bleibt oft nichts übrig, als erst einmal mit der S 6 nach München hinein und dann mit der S 2 wieder aufs Land hinaus zu fahren.

Doch hier plant der Landkreis nun Verbesserungen: Die Tangentialverbindungen zwischen den S-Bahnlinien sollen attraktiver werden, daneben sollen die Betriebszeiten der Regionalbusse ausgebaut und die Taktzeiten verbessert werden. Erste Maßnahmen könnten, wenn alles gut läuft, zum Fahrplanwechsel 2019/20 umgesetzt werden.

"Wir müssen uns künftig deutlich besser und noch professioneller aufstellen", sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) bei der Sitzung des zuständigen Umweltausschusses des Kreistags. Er machte deutlich, dass ihm gerade eine verbesserte Verbindung zwischen Ebersberg und Markt Schwaben am Herzen liegen würde; nach dem Bau des S-Bahn-Ringschlusses wäre sogar der Flughafen dadurch vom Landkreissüden aus gut erreichbar.

Kommentar
:Nur so geht's

Wer den Verkehrsinfarkt auf den Straßen im Landkreis vermeiden will, kann gar nicht anders, als auch das Busnetz massiv auszubauen. Dass dieses Thema nun auf der politischen Agenda steht, ist lobenswert.

Von Barbara Mooser

Doch das allein reicht nicht, wie Niedergesäß ausführte: In weniger als 20 Jahren werden im Landkreis an die 160 000 Einwohner leben, mit guten Busverbindungen könnten immer mehr von ihnen auf das Auto weitgehend verzichten. Ziel ist es, so heißt es in der Vorlage für den Ausschuss, "den Regionalbusverkehr mittelfristig zu einem attraktiven, dem getakteten S-Bahn-Angebot nahezu gleichgestellten Verkehrsmittel auszubauen". Denn bisher, das räumen auch die Fachleute im Landratsamt offen ein, ist der Busverkehr vorwiegend auf die Schülerbeförderung und den Berufsverkehr zu Hauptverkehrszeiten ausgerichtet - so gut, dass man das Auto stehen lassen könnte, ist das Angebot hingegen bei weitem noch nicht.

Fahrgäste können vorab Wünsche äußern

Wie man das ändern könnte und wo die Änderungen ansetzen müssen, das soll nun zunächst ein Gutachten zur strategischen Weiterentwicklung des Regionalbusangebots zeigen. Erstellt wird es von der MVV Consulting, Spezialist für Nachfrageermittlungen und -prognosen. In der Untersuchung sollen strategische Grundsätze einer Ausweitung der Buslinien betrachtet und die Potenziale einzelner Linien eruiert werden. Aber auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden laut dem zuständigen Bereichsleiter Markus Haller beleuchtet: "Das Gutachten sollte nicht in ein Wunschkonzert ausarten", unterstrich er im Ausschuss.

Wünsche geäußert werden können dennoch durchaus - und zwar auch von denen, die das Thema am meisten betrifft: die Fahrgäste. Sie können an einer Online-Befragung teilnehmen; in moderatem Umfang sollen laut Haller auch Papier-Fragebögen ausgegeben werden. Martin Lechner (CSU) regte an, auch einen Versuch zu unternehmen, diejenigen zu befragen, die trotz vorhandener S-Bahn-Verbindungen lieber mit dem Auto nach München fahren.

Wie dies gelingen könnte, war in der Sitzung jedoch zunächst eher unklar. Die Nutzerbefragung ist im Juni oder Juli geplant, vorher wollen die Fachleute bereits die aktuellen Gegebenheiten genauer analysieren. Die Ergebnisse werden dem Umweltausschuss voraussichtlich im Mai 2019 vorgelegt, dann könnten die ersten Weichen für Fahrplanänderungen gestellt werden.

Das Gutachten wird den Kreis 55 000 Euro kosten, ohne Gegenstimmen sprach sich der Ausschuss dafür aus. Gleichzeitig entschied sich das Gremium auch dafür, einen neuen Nahverkehrsplan in Auftrag zu geben. Hier gehen die Betrachtungen zum öffentlichen Nahverkehr im Landkreis dann noch weiter in die Tiefe, es werden die Verkehrsunternehmen ebenso eingebunden wie beispielsweise Senioren- oder Jugendvertretungen. Fällig werden hierfür weitere 18 000 Euro.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: