Kommentar:Nur so geht's

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Wer den Verkehrsinfarkt auf den Straßen im Landkreis vermeiden will, kann gar nicht anders, als auch das Busnetz massiv auszubauen. Dass dieses Thema nun auf der politischen Agenda steht, ist lobenswert.

Von Barbara Mooser

Man kann davon ausgehen, dass CSU-Kreisrat Martin Lechner nicht übertrieben oft die S-Bahn nutzt - wie sonst wäre seine Verwunderung darüber zu erklären, dass viele mit dem Auto nach München fahren, wo es doch zwei S-Bahn-Linien in die Landeshauptstadt gibt. Gerade in der vergangenen Woche gab es vermutlich keinen einzigen S-Bahn-Nutzer, der sich nicht vor lauter Verzweiflung ein Auto gewünscht hätte, um endlich einmal zuverlässig und halbwegs pünktlich von A nach B zu kommen. Statt dessen: S-Bahn-Chaos fast jeden Tag, in unterschiedlichen Intensitätsstufen. Dies zeigt, wie es beim öffentlichen Nahverkehr nicht laufen soll: zu wenig Investitionen und viel zu wenig Fokus auf die Kunden.

Umso wichtiger ist es, dass der Landkreis Ebersberg beim öffentlichen Nahverkehr nun versucht, einen besseren Weg zu gehen. Noch ist es im Landkreis schwierig, ganz auf das Auto zu verzichten; im ländlichen Süden sowieso, aber auch in der Kreisstadt. Das Netz der Buslinien ist zu dünn geknüpft, die Busse fahren zu selten und die Taktzeiten können sich nur Gedächtniskünstler merken.

Zwar gibt es etliche lobenswerte Initiativen, die zum Verzicht auf das Auto motivieren wollen: Carsharing wird im Kreis Ebersberg so stark genutzt wie in keinem anderen ähnlich strukturierten Landkreis. Mitfahrbankerl sind die moderne und charmante Variante des Per-Anhalter-Fahrens. Doch so sinnvoll es auch ist, sich das Auto zu teilen, um mal einen Großeinkauf zu erledigen, in den Urlaub zu fahren oder Verwandte zu besuchen - niemand wird sich den Carsharern anschließen, um so tagein, tagaus zu Arbeit zu fahren. Und das Mitfahrbankerl ist eher etwas für diejenigen, die irgendwohin fahren wollen, aber nicht unbedingt müssen.

Was die Menschen im Landkreis also brauchen, sind öffentliche Verkehrsmittel, die sie verlässlich, pünktlich und planbar nutzen können. Wer den Verkehrsinfarkt auf den Straßen im Landkreis vermeiden will, kann gar nicht anders, als auch das Busnetz massiv auszubauen. Dass dieses Thema nun auf der politischen Agenda steht, ist lobenswert. Doch wie ernst es der Kreispolitik damit tatsächlich ist, wird sich erst in einigen Monaten zeigen: wenn's ums Geld geht.

© SZ vom 09.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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