Öde und unfreundlich:Auf dem Abstellgleis

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Eine Reihe von Bahnhöfen im Landkreis präsentiert sich wenig kundenfreundlich. Die Bahn will zwar in Zorneding und Baldham Abhilfe schaffen, legt sich aber zeitlich nicht fest.

Karin Kampwerth

Da nützt auch der hübsche kleine Steingarten nichts, den die Zornedinger angelegt haben, um ihren Bahnhof wenigstens ein bisschen freundlicher zu gestalten. Für den Ebersberger SPD-Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer steht fest: "Nirgendwo sonst im ganzen Münchner Umland trifft man auf einen Bahnhof, der einen solch desaströsen Eindruck hinterlässt." Diese Erkenntnis hat Schurer während seiner S-Bahn-Aktion im Juli gewonnen, bei der er die Bahnhöfe in Ebersberg, Grafing, Kirchseeon, Poing, Markt Schwaben und eben Zorneding besucht hat. Die Ergebnisse besprach er am Montagnachmittag in seinem Ebersberger Bürgerbüro mit Heiko Hamann und Tanja Malt vom Bahnhofsmanagement in München.

Hamann bemühte sich, Zuversicht zu verbreiten, was die Zornedinger "Brache" betrifft, wie Schurer den Bahnhofsvorplatz und den nur mit einem Bretterverschlag geschützten Zugang zu den Gleisen auch bezeichnete. Demnach habe das Unternehmen die Bedingung, ein Kioskgebäude nur zu errichten, wenn darin auch eine Spielhalle untergebracht werden kann, zurückgezogen. "Wenn die Kommune das ablehnt, akzeptieren wir das auch", sagte Hamann. Nun werde nach einer Investorenlösung gesucht. Hamann zufolge könnte auf dem Vorplatz ein Gebäude entstehen, in dem etwa Büros oder Praxen untergebracht sind, "oder betreutes Wohnen". Schließlich sei inzwischen bekannt, das alte Menschen nicht irgendwo am Rand einer Gemeinde leben wollten, sondern mittendrin. Derzeit sei die Bahn wie auch die Gemeinde auf der Suche nach Investoren. Damit begründete der Bahnhofsmanager auch, dass er sich nicht auf einen zeitlichen Fahrplan festlegen könne. Er stellte aber in Aussicht, dass auch eine kleinere Lösung geprüft werde. Dann bekämen die Zornedinger einen Container, in dem ein Kiosk mit Fahrkartenverkauf untergebracht würde. Schurer und seiner Meinung nach wohl auch die Zornedinger kann Hamann damit aber nicht zufrieden stellen. "Meine Absicht ist es, die Planung zeitlich einzugrenzen, und wenn das nicht gelingt, an eine realistische kleine Lösung ranzugehen", drängte er. Er wolle deshalb politischen Druck aufbauen. Noch im Herbst hat er Hamann nach Zorneding eingeladen, um das Problem direkt am Bahnhof mit Bürgermeister Piet Mayr zu erörtern.

Auch dem will sich Hamann stellen. Er verwies darauf, dass die Bahn erst in diesem Jahr 20 000 Euro investiert habe, um neue Pumpen zu installieren, die verhindern, dass die Unterführung zu den Gleisen bei stärkeren Regenfällen mit Wasser volläuft. "Damit haben wir doch schon bewiesen, dass uns Zorneding nicht egal ist", sagte der Bahnvertreter. Dass die S-Bahn-Pendler davon noch nichts bemerkt hätten, sei aber nicht Schuld des Unternehmens. Erst vor wenigen Wochen, als die Unterführung dennoch wieder unter Wasser stand, habe ein Blitz eingeschlagen und die Pumpen lahmgelegt.

Auf Zusagen aber, ob der Bahnhof wie von älteren Zornedingern gewünscht, behindertengerechter ausgebaut werde, ließ sich Hamann nicht ein. Vielmehr verwies er darauf, dass die Bahn zuletzt viel im Landkreis investiert habe. Dass der Erfolg wie etwa am Beispiel des Ebersberger Bahnhofes, der zwar barrierefrei ausgebaut wurde, nicht gleich erkennbar ist, liege an den Rahmenbedingungen. So erreichen Rollstuhlfahrer in der Kreisstadt zwar barrierefrei den Bahnsteig. Um die S-Bahn zu besteigen, benötigen sie aber immer noch Hilfe, weil es einen breiten Spalt zwischen Bahnhsteigkante und Zug gibt. Das liege an der unterschiedlichen Höhe der Züge aus Wasserburg und der S-Bahnen. "Im nächsten Jahr wird das aber nachgebessert", versprach Hamann.

Keine guten Nachrichten hatte er für Markt Schwaben und Poing. Diese gehörten zu den Bahnhöfen, die barrierefrei ausgebaut werden sollten. Dadurch aber, dass die Politik den Ausbau der Strecke nach Mühldorf verschoben habe, gebe es hier zunächst keine Perspektive. Gleiches gilt für den S-Bahn-Kiosk in Baldham, der seit mittlerweile gut drei Jahren geschlossen ist. "Das Problem ist, gute Betreiber zu finden", sagte Hamann. Dies sei in Baldham bislang nicht gelungen. Dass die Suche dadurch erschwert werde, weil die Bahn für ihre Kioske zu hohe Pachten verlange, bestritt Hamann.

© SZ vom 19.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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