Oberpframmern:Platzverweis am Wertstoffhof

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In Oberpframmern dürfen nur noch Bürger auf das Gelände

Von Sara Kreuter, Oberpframmern

Wann Müll eigentlich Abfall ist, und ab wann er nicht mehr dem Wegwerfenden, sondern der Gemeinde gehört, darüber hat der Gemeinderat in Oberpframmern vergangene Woche diskutiert. Das Ergebnis: Auf dem Wertstoffhof in Oberpframmern soll künftig härter durchgegriffen werden. Nachdem sich in den vergangenen Jahren Bürger wiederholt beschwert hatten, weil Fremde ihnen ihren Müll abnahmen, beschloss der Gemeinderat, nicht befugte Personen künftig konsequent vom Gelände zu verweisen. Ein Schild mit entsprechendem Hinweis soll gut sichtbar am Wertstoffhof angebracht werden. Auf anderen Wertstoffhöfen im Landkreis, so beispielsweise in Grafing, gilt diese Regelung bereits.

Beschwert hatten sich laut Bürgermeister Andreas Lutz (CSU/Bürgerliche) vor allem Frauen, die sich von dem aufdringlichen Verhalten dreier ausländischer Männer, vermutlich ungarischer Abstammung, beim Müllentsorgen belästigt gefühlt hatten. Sie hätten kaum den Kofferraum geöffnet, als die Männer schon versucht hätten, vor der Entsorgung noch einige der Gegenstände abzugreifen.

Er könne sich gut in die Lage dieser Frauen hinein versetzen, betont Lutz. Etwas müsse sich ändern. Überhaupt: "Wir sind keine Tauschbörse", betont er wiederholt. Nur Bürgerinnen und Bürger aus Oberpframmern dürften den Wertstoffhof künftig überhaupt betreten, und was einmal als Müll durch die Tore des Hofes gekommen sei, dürften Dritte nicht wieder mitnehmen.

Ein derartiger Beschluss sei längst überfällig, erklärt Abfallberater Franz Sporer. Gegenstände, die zum Wertstoffhof gebracht werden, gehörten ohnehin ab diesem Moment der Gemeinde. Wer sich daran bediene, begehe streng genommen Diebstahl. Überhaupt, fügt Sporer hinzu, sei die Gemeinde haftbar, wenn auf dem Wertstoffhof etwas passiere. Allein schon deshalb müsse man Unbefugten den Zutritt dringend verweigern.

Weil Müll nun nicht gleich Müll ist, und manche Bürger froh sind, wenn sie alte, aber funktionsfähige Elektrogeräte und andere Wertstoffe nicht wegwerfen müssen, habe sich der Gemeinderat eine Alternative für "unsere drei Ungarn" überlegt, so Lutz. Bürger mit brauchbarem Sperrmüll sollen sich künftig beim Wertstoffhofleiter melden. Dieser könne dann den Kontakt zu den Ungarn vermitteln, so sei es im Gemeinderat beschlossen worden. Bei Interesse könnten die Ausländer die Gegenstände dann privat abholen.

Der Bürgermeister ist stolz auf die diplomatische Lösung, die im Gemeinderat einstimmig beschlossen wurde. Ob sich die Entschlüsse auch so umsetzen ließen, weiß Lutz noch nicht. Sporer hält zumindest letzteren Teil für nicht realisierbar. "Wir sind keine Tauschbörse", erinnert er den Bürgermeister an seine eigenen Worte. Dafür gebe es bereits die Möglichkeit, über die Fundbörse des Landratsamtes Gegenstände kostenlos abzugeben oder zu erwerben.

© SZ vom 12.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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