Oberpframmern:Parallelen der Propaganda

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Szenische Lesung mit Texten von Bertolt Brecht in Oberpframmern

Bertolt Brecht live: Eine szenische Lesung des Stücks "Die Gewehre der Frau Carrar" steht am Donnerstag, 23. November, auf dem Programm der Reihe "Sammelsurium", die in Oberpframmern regelmäßig Vorträge, Ausstellungen oder Aufführungen bietet. Der engagierte Brecht-Abend besticht auch dadurch, dass es sich dabei um ein Mehr-Generationen-Projekt handelt: Es wirken sowohl Senioren als auch Jugendliche mit. Gelesen und gespielt wird im Rahmen der "Woche der Büchereien", Veranstaltungsort ist aber das Pfarrheim Oberpframmern, Sankt-Andreas-Weg 13, weil nur dort eine Bühne vorhanden ist. Los geht's um 19.30 Uhr.

Vor ziemlich genau 80 Jahren, am 16. Oktober 1937, wurden "Die Gewehre der Frau Carrar" in Paris uraufgeführt. Dieses Jubiläum scheint Initiator Bernd Kaiser, der vergangenes Jahr bereits eine Lesung von Brechts Gedichten gestaltet hat, Grund genug gewesen zu sein, sich an einer Aufführung des Stücks zu versuchen. "Ein weiterer Grund ist die zunehmende Häufung sozialpolitischer Krisensituationen im begonnenen 21. Jahrhundert, in denen sich einige Parallelen zum damaligen Spanischen Bürgerkrieg finden lassen", heißt es in der Ankündigung. Bertolt Brecht sagte selbst dazu: "Das epische Theater ist hauptsächlich interessiert an dem Verhalten der Menschen zueinander, wo es sozialhistorisch bedeutend (typisch) ist... Das Verhalten wird als veränderlich gezeigt, der Mensch als abhängig von gewissen ökonomisch-politischen Verhältnissen und zugleich als fähig, sie zu verändern." Sein Stück "Die Gewehre der Frau Carrar" setze sich einerseits mit dem Umgang mit Propaganda auseinander, schreiben die Veranstalter, andererseits gehe es darum zu zeigen, dass in der Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse offenbar auch das Gute nicht ohne Gewalt auskomme - so sah das jedenfalls Brecht selbst.

Für die Aufführung haben sich Bernd Kaiser, die Leiterin der Gemeindebücherei Barbara Huber, die die Veranstaltungen des "Sammelsuriums" stets betreut, und die stellvertretende Leiterin des kulturpolitischen Arbeitskreises "Kurt Huber" der Verdi-Senioren München, Marianne Koschmann, zu einem Regie-Trio zusammengefunden. Gemeinsam wurde beschlossen, das Stück in Form einer szenischen Lesung zu präsentieren. An der Aufführung beteiligen sich sechs Jugendliche aus Oberpframmern, ehemalige "Ministrantenschauspieler", und fünf Verdi-Senioren. Zur stimmungsfördernden Abrundung wird noch ein kleiner Gewerkschaftschor ein Kampflied aus dem spanischen Bürgerkrieg und die "Solidarität" von Bertolt Brecht beisteuern.

© SZ vom 22.11.2017 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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