Neubauprojekt:Leben statt lernen

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So sollen die Mehrfamilienhäuser an der Eglhartinger Straße in Pöring einmal aussehen. Animation: Hüttinger-Architekten (Foto: N/A)

Anstelle einer Berufsschule wird in Pöring ein Wohngebiet gebaut

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Es soll energetisch sparsam sein und Normalverdienern entgegenkommen: In Pöring plant die Gemeinde auf dem Feld neben der Pöringer Asylunterkunft ein neues Wohnareal. Zwei Mehrfamilienhäuser, fünf Reihenhäuser und zwei Einfamilienhäuser sollen auf dem 390 000 Quadratmeter großen Gelände zwischen der Eglhartinger Straße im Norden und dem Hirschtränkenweg im Süden entstehen. Eigentlich war ein Teil des Feldes mal für den Bau einer Berufsschule vorgesehen. Dagegen hatten sich die Anwohner aber erfolgreich mit dem Argument gewehrt, dass der Verkehr durch an- und abfahrende Schüler für die Dorfbewohner nicht zumutbar sei.

Als ein "bemerkenswertes Vorhaben" lobte Gemeinderat Werner Hintze (SPD) den Plan bereits vor der Einleitung des Verfahrens in der November-Sitzung des Gemeinderats am Donnerstag. Denn: Es wäre die erste Anwendung des Prinzips der sozialgerechten Bodennutzung (Sobon) in Zorneding. Damit wird dem Bauwerber auferlegt, einen Teil des Planungsgewinns abzuschöpfen, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Für das Vorhaben in Pöring bedeutet das, dass eines der Mehrfamilienhäuser mit seinen acht Wohnungen entlang der Eglhartinger Straße und die fünf Reihenhäuser im Südwesten an eine Baugenossenschaft übergeben werden sollen.

Im anderen Mehrfamilienhaus parallel zur Eglhartinger Straße sind Mietwohnungen geplant; die beiden Einfamilienhäuser im Südosten sind ebenfalls dem Eigentümer überlassen. Rund 100 Menschen könnten in dem Wohnquartier unterkommen. Die Dächer über dem zweiten Stock sollen so flach angelegt werden, dass sie für Solarenergie nutzbar sein können. Erschlossen werden soll das Gebiet mittels einer Anlieger-Einbahnstraße; sie soll am westlichen Rand über das südliche Ende verlaufen und zwischen den beiden Mehrfamilienhäusern wieder auf die Eglhartinger Straße führen. In der Tiefgarage soll Platz für 30 Fahrzeuge sein; zudem ist inmitten des Areals ein Spielplatz geplant. Damit das Wohnareal von der Straße "nicht wie ein Klotz wirkt", wie es Zweite Bürgermeisterin Bianka Poschenrieder (SPD) formulierte, soll die Fassade farblich gegliedert werden: Bis zum 1. Obergeschoss hoch sollen Ziegelwände gebaut werden; das Terrassengeschoss hingegen soll eine Holzfassade bekommen.

Eine Baumaßnahme zur Nachverdichtung, deren Legitimität Vincent Kalnin (Grüne) aufgrund der Lage am Ortsrand im Gemeinderat infrage stellte: "Für mich wird eine weitere Salamischeibe von dem Ast abgeschnitten, auf dem wir sitzen", kritisierte er und verwies darauf, dass das Privatgrundstück im Außenbereich der Gemeinde läge. Sein Fraktionsvorsitzender Helmut Obermayr (Grüne) betonte indes, dass der Rest der Fraktion hinter dem Bauvorhaben stehe: "Wir konnten die grünen Vorschläge gut einbinden." Bis auf Kalnin stimmten alle Gemeinderäte für das Vorhaben.

Ganz einig darüber, ob das Grundstück nun im inneren und somit ohne weiteres bebaubaren Bereich der Gemeinde liegt oder nicht, ist man sich im Rathaus indes nicht. Bürgermeister Piet Mayr (CSU) spricht von einer "logischen Entwicklung", im Zuge derer der Ortsrand etwas nach außen geschoben würde; im Bauamt ist von einer "Grauzone" und "Auslegungssache" die Rede. Fest steht, dass das Grundstück mit dem Bebauungsplan dem Innenbereich zugerechnet wird.

Dem Projekt eigen soll auch ein besonders effizientes Energiekonzept sein. Nach Auskunft des Architekten Michael Hüttinger aus Grafing verbrauchen die geplanten Häuser nur 40 Prozent des üblichen Energiebedarfs. Auch um die neuen Bewohner vor dem Verkehrslärm entlang der Eglhartinger Straße im Norden und dem Bahnlärm der nur wenige Meter entfernten Trassen im Westen zu schützen, sollen dreifach verglaste Schallschutzfenster eingebaut werden. "Die muss man theoretisch gar nicht aufmachen", sagt der Architekt: Ein kontrolliertes System von Be-und Entlüftung soll auch bei geschlossenen Fenstern für genügend Sauerstoff in den Zimmern sorgen.

Der Bebauungsplan für das Areal an der Eglhartinger Straße soll nun im beschleunigten Verfahren aufgestellt werden: Er wird damit, sobald die Öffentlichkeitsbeteiligung beginnt, voraussichtlich für einen Monat öffentlich im Rathaus ausliegen.

© SZ vom 02.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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