Natur:Schmetterlinge zwischen Äckern

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Josef Ruegg, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands, und Bürgermeister Roland Frick freuen sich darüber, dass auf dem zwei Hektar großen Areal im Süden der Gemeinde schon einige seltene Tier- und Pflanzenarten ihre Heimat gefunden haben (Foto: Gemeinde Pliening)

Pliening lässt im Süden des Gemeindegebiets eine zwei Hektar große Wiese als Ausgleichsfläche stehen. Das Gelände bietet Lebensraum für Lerchen, Kiebitze und seltene Insekten wie den Schwarzblauen Bläuling

Von Alexandra Leuthner, Pliening

In früheren Zeiten war es, zumal auf dem Land, notwendig, sich für den Winter die Vorratskammern zu füllen. Was Felder, Gärten oder Ställe übers Jahr hervor brachten - Getreide, Kartoffeln, Obst, Fleisch -, wurde zu Mehl, Marmelade, Kompott oder Wurst verarbeitet, damit es auch in den kalten Monaten etwas zu essen gab. Heute ersetzen die Vorratskammer im Großen und Ganzen Supermarkt und Kühlschrank, und doch wird immer noch an mancher Stelle auf Vorrat gewirtschaftet, wenn auch die Produkte der Felder nicht mehr unbedingt in den Keller geschafft werden müssen, sondern völlig unberührt draußen liegen bleiben dürfen und dennoch einen Zweck erfüllen.

Die Rede ist von Ausgleichsflächen: Kommunen müssen sie immer dann zur Verfügung stellen oder ausweisen, wenn im Rahmen ihrer Bauleitplanung neue Bau- oder Gewerbegebiete erstehen. Auch die Straßen- oder Leitungsplanung macht die Anlage solcher Ersatzflächen notwendig, um Eingriffe in die Natur an anderer Stelle abzufedern. Ausgleichsflächen können, wie in Pliening unlängst geschehen, schon im Vorhinein angelegt werden, Natur auf Vorrat also. So hat man das in Pliening mit einer 50 mal 50 Meter großen und unscheinbaren Wiese im Süden der Gemeinde gemacht. Nicht weil, wie Bürgermeister Roland Frick versichert, die Planung für ein neues Gewerbegebiet anstehe, sondern weil die Fläche dem Ökokonto gut geschrieben werde, "da können wir darauf zurück greifen, wenn wir es brauchen".

Zwischen der Verlängerung der Raiffeisen- und der Griesfelderstraße liegt die Fläche, viel zu sehen gibt es hier auf den ersten Blick nicht, abgesehen von der Plakattafel, die das Land als Ausgleichsfläche ausweist, und als Heimat "für Feldlerche und Co." Und doch ist Josef Ruegg, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbands Ebersberg, welcher die extensive Bewirtschaftung der Fläche übernimmt, völlig begeistert, wenn er zwischen Halmen und Kräutern hindurch steigt. Die Wiese wird seit längerem nicht mehr landwirtschaftlich genutzt, so dass sich auf der Humusschicht Kräuter und Gräser ansiedeln konnten. Wiesenglockenblumen, Salbei und weiß blühendes Löffelkraut hat er entdeckt, und die feinen blaulila Blüten der Heidenelke. Allzu dicht sollen Blumen und Gräser hier nicht wachsen, weil die Magerwiese Raum für Bodenbrüter lassen soll.

Eine große Vielfalt an Blüten allerdings ist gewünscht, um Insekten wie Bienen oder Schmetterlingen Nahrung zu geben. Wenn der Bewuchs allzu dicht steht, kämen die Küken etwa der Lerche zwischen ihnen nicht hindurch, erklärt Ruegg. Umgekehrt aber müsse der Bewuchs ausreichend Sichtschutz vor Raubvögeln bieten, damit Elterntiere die Wiese als Standort zum Nestbau annähmen. Daher verzichte man auch darauf, hohe Bäume an den Rändern zu pflanzen, um zu verhindern, dass Greifvögel wie etwa der Bussard Ansitzmöglichkeiten bekommen. Ohnehin wird das Gelände im Osten von einem Streifen aus hohen Laubbäumen begrenzt.

An deren Rand habe sich in offen gelassenen Fahrrinnen, wo oft das Wasser stehe, bereits die Gelbbauchunke ansiedeln können, erzählt Bürgermeister Frick, eine stark gefährdete Art, weshalb man auch diesen Streifen neben der zwei Hektar großen Ausgleichsfläche in Ruhe lasse. "Man versucht ja immer, größere zusammen hängende Flächen als Lebensraum für gefährdete Tierarten zu schaffen", erklärt Ruegg. Tatsächlich habe sich hier schon der Kiebitz angesiedelt, das Löffelkraut sei notwendige Nahrung für den gefährdeten Schwarzblauen Bläuling, und, wie es der schöne Zufall will, singt hoch über dem Feld an diesem Vormittag eine Lerche.

© SZ vom 15.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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