Nachruf:Trauer um Hermann Huber

Lesezeit: 1 min

Manche arbeiten ein Leben lang daran, berühmt zu werden, bei anderen genügt ein einziger Augenblick. So wie bei Hermann Huber, der an einem Spätsommerabend ganz plötzlich im Licht der Weltöffentlichkeit stand. Es war der 30. September, Hermann Huber war damals Botschafter der Bundesrepublik in Prag. Dort harrten etwa 4000 DDR-Bürger aus und warteten, einige seit Tagen, auf eine Entscheidung, ob sie in die Bundesrepublik weiterreisen durften. Dass sie durften, verkündete an jenem 30. September schließlich der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher vom Balkon der Botschaft aus. Die Bilder gingen um die Welt, genau wie Genschers berühmter Halbsatz: "Wir sind gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise. . .", der Rest ging im Jubel der DDR-Flüchtlinge unter. Fast im Hintergrund, steht ein kleinerer Mann, der in den Verhandlungen um die Ausreise eine Schlüsselrolle spielte: Hermann Huber.

"Sie haben mit Ihrer Bereitschaft, erst Tausende von Flüchtlingen zu versorgen und Ihnen dann ihre Ausreise zu ermöglichen, maßgeblich zur Erosion des alten Ost-West-Gefüges, zum Fall der Mauer, beigetragen." Mit diesen Worten fasste Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) 26 Jahre später Hubers Verdienste im Herbst 1989 zusammen, als sie den gebürtigen Grafinger zum Ehrenbürger der Stadt ernannte. "Wir verleihen Ihnen die Auszeichnung, weil Sie das Wohl unserer Stadt und das Ansehen unserer Stadt gemehrt haben und wir Grafinger sehr stolz darauf sind, dass Sie einer von uns sind."

Hermann Huber, Sohn des früheren Grafinger Bürgermeisters Franz Xaver Huber, gehörte in der jungen Bundesrepublik zu den ersten, die sich in den harten Aufnahmebedingungen des Auswärtigen Amtes durchsetzen und die Laufbahn des Diplomaten einschlagen konnten. Seine Stationen führten den Vater dreier Töchter und seine Frau Jaqueline über das Saar-Referat nach Zürich, Reykjavík, Rom, Kongo, Bonn, Prag, Mexiko, Moskau, wieder nach Prag - wo er plötzlich im Mittelpunkt der Weltgeschichte stand. Nach Jahrzehnten im Ausland kehrte Huber 1995 als Pensionär nach Grafing zurück, wo er seinen Ruhestand verbrachte. Nun ist Hermann Huber im Alter von 88 Jahren gestorben.

© SZ vom 08.05.2018 / thri,wkb - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: