Nach 30 Jahren Planung:Sauber zum Zug kommen

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Wer hier mit dem Fahrrad unterwegs ist braucht einiges Geschick und manchmal auch Ersatzkleidung. Nun hat der zuständige Ausschuss des Grafinger Stadtrates den Bau eines richtigen Radwegs beschlossen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Grafing baut den "Gindlkofener Weg" fahrradtauglich aus. Damit würde eine attraktive Verbindung zu den Bahn-Anschlüssen nach München entstehen

Von Thorsten Rienth, Grafing

Über die Marienstraße in den Eichenweg am St-Elisabeth-Kindergarten, dann hoch auf dem Georg-Fuchs-Weg und ab nach Westen. Für Grafinger Fahrradfahrer, die schnell zum Zug nach Grafing Bahnhof wollen, ist der "Gindlkofener Weg" über die Felder die kürzeste und oft auch schnellste Verbindung. Doch sobald es regnet, empfiehlt es sich jedoch, bislang jedenfalls, eine zweite Hose mitzunehmen. Oder besser gleich das Auto zu nehmen. Mit dieser morgendlichen Fragestellung vieler Grafinger könnte es bald zu Ende sein. Am Dienstag hat der Bauausschuss den fahrradtauglichen Ausbau der Verbindung beschlossen.

Ein jahrzehntealtes Lieblingsbaby der Grafinger Fahrradfahrer nannte Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) den Ausbau. Und das Pathos um die Zeitachse ist wahrlich keine Übertreibung: Die ersten Rufe nach einer anständigen Radlerverbindung zwischen Grafing und Grafing Bahnhof waren in den späten 1980er Jahren laut geworden. Trotzdem blieb die Strecke über die Felder erst einmal, was sie schon immer war: eine Art Notlösung in Form eines Schleichwegs.

Im vergangenen Jahr kam schließlich Bewegung in die Angelegenheit. Grafing konnte einen bislang noch fehlenden Grundstücksstreifen erwerben - und so einen ebenfalls jahrzehntealten Knackpunkt lösen. Aufgeteilt ist das Projekt in drei Bauabschnitte. Zunächst ist das von Grafing aus betrachtet der von der Marienstraße abzweigende Eichenweg. Die etwa 150 Meter bis zum Beginn der Steigung sind aus baulicher Sicht der umfangreichste Abschnitt. Nachdem unter dem Weg ohnehin eine Wasserleitung verlegt werden soll, lässt ihn Grafing auch gleich mit einer Vier-Zentimeter-Deckschicht aus Asphalt versiegeln. Außerdem lässt Grafing eine Beleuchtung verbauen.

Abschnitt Nummer Zwei ist zwar der kürzeste, aber aus Perspektive der Radfahrer der wohl wichtigste: Um vom Eichenweg auf Grafing Bahnhofer Geländeniveau zu kommen, sind ein paar Höhenmeter zu überwinden. Wie gut das Stück befahrbar ist, hängt allerdings enorm von der Witterung ab. "Sobald es regnet bilden sich Querrinnen aus Kies", erklärte Bürgermeisterin Obermayr. "Mit dem Radl kann das ernsthaft gefährlich werden." Anderswo laufe das Wasser wiederum tagelang nicht ab, sodass Fahrradfahrer kaum sauber in Grafing Bahnhof ankämen.

Mit dem Beschluss vom Dienstag steht fest, dass der Gefälleabschnitt auf drei Meter verbreitert wird. Die Fahrbahnfrage - Asphalt oder wassergebundener Überbau - ist noch offen. Die Entscheidung wird wohl davon abhängen, welche Fördermittel der Freistaat für welche Variante bezahlt. Zumindest was die Wortmeldungen aus dem Bauausschuss andeuteten, dürfte es auf die unterm Strich günstigere Lösung hinauslaufen.

Am dritten Bauabschnitt, dem knappen halbe Kilometer bis zur Einmündung auf die Grafing Bahnhofer Brünnsteinstraße, wird eigentlich gar nicht gebaut. Hier soll nämlich alles so bleiben, wie bisher. Dem Bauamt zufolge mache ein Ausbau erst dann Sinn, wenn sich der Weg auf mindestens dreieinhalb Meter verbreitern ließe - wozu jedoch der nötige Grund fehle. Weil sich das letzte Stück bis zur Brünnsteinstraße ohnehin in gutem Zustand befände, seien Maßnahmen an der Stelle also auch nicht nötig.

Umsetzen will Grafing den Ausbau vergleichsweise schnell. Bereits nach den Osterferien wolle man die Bauleistungen ausschreiben, skizzierte Obermayr. "Ende 2018 oder Anfang 2019 könnte dann gebaut werden." Spätestens zum übernächsten Sommer kann dann trockenen Fußes zur S-Bahn geradelt werden.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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