Nach einer schöpferischen Pause:Boandlkramer reanimiert Seebühne

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Der Markt Schwabener Theaterverein erweckt die "Weiherspiele" wieder zum Leben. Gezeigt wird jedoch erstmals kein eigenes Stück, sondern der bayerische Klassiker vom "Brandner Kaspar"

Von Anja Blum, Markt Schwaben

Applaus in Markt Schwaben: Die beliebten "Weiherspiele" werden - nach der Pause im vergangenen Jahr - in diesem Sommer wieder alle Theaterfans verzaubern. Gespielt wird allerdings erstmals kein eigens für den Kirchweiher verfasstes Stück, sondern eine berühmte bayerische Komödie: "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben". Ein Testballon, den der Theaterverein nun hoffnungsvoll steigen lässt. "Viele Leute haben uns darauf angesprochen, dass im letzten Sommer in Markt Schwaben einfach etwas gefehlt hat", sagt Franz Stetter, der neue Vorsitzende. Er ist bereits seit 22 Jahren Teil der Weiherspiele, doch erst jetzt ermöglicht es ihm der Ruhestand, sich verstärkt zu engagieren. "Das ist nämlich schon sehr viel Arbeit", weiß Stetter. Doch hinter ihm stehe ein neues, verjüngtes Team, "und das funktioniert super!"

Bereits seit 1984 gibt es in Markt Schwaben ein ganz besonderes Freilufttheater, die Weiherspiele. Doch dann, vor ein paar Jahren, begannen die Probleme: Die Zuschauer kamen nicht mehr ganz so zahlreich, die Verantwortlichen wurden älter, die Suche nach einer Neuausrichtung begann. Ihren Tiefpunkt erreichte die Entwicklung 2016, da lockte ein futuristisch-schrilles Stück nur mehr 11 000 Gäste an. Zum Vergleich: In den besten Zeiten der Weiherspiele waren etwa 20 000 Besucher pro Saison an den Dorfteich gekommen.

Das magische Licht, die malerischen Spiegelungen im Wasser: Das ist es, was die Weiherspiele laut Schmid ausmacht. (Foto: Christian Endt)

Nach der enttäuschenden Saison im vorvergangenen Jahr fasste der Theaterverein den Entschluss, die Weiherspiele 2017 ins Wasser fallen zu lassen - um wirklich einmal Atem holen und Lösungen für die personellen wie finanziellen Probleme suchen zu können. Außerdem konzentrierte man sich verstärkt auf die Theaterhalle im Burgerfeld, wo es gelang, ein abwechslungsreiches Programm auf die Bühne zu bringen.

Die Wiederbelebung des Freilufttheaters hat der Verein nun unter eine klare Prämisse gestellt: Das Unterfangen muss günstiger werden - deutlich. Die Rede ist davon, das früher übliche Budget zu halbieren. 2016 hatte man ein Minus in sechsstelliger Höhe zu verbuchen, heuer sollen sich die 15 Aufführungen aus den Einnahmen finanzieren. "Es war klar, dass wir weitermachen, aber keiner wollte noch einmal so ein großes finanzielles Risiko eingehen", sagt Ferdinand Maurer. Der 33-jährige Erdinger ist - "semiprofessionell" - in vielen kreativen Bereichen tätig und dem Verein schon lange verbunden. Er wird heuer Regie führen, das erste Mal am Weiher, und darüber hinaus den "Boandlkramer" mimen. Ihm zur Seite steht Stetter, der Vorsitzende wird den Brandner Kaspar spielen. Außerdem obliegt dem 65-Jährigen als ehemaligem Raumausstatter der Kulissenbau. Fritz Humplmayr, der 2016 mit seinem modern aufgemachten Stück gescheitert war, hat sich "zurückgezogen", wie Maurer sagt.

Um den Kostenaufwand im Rahmen zu halten, hat sich der Verein für eine Umgestaltung des Freilufttheaters entschieden, die auch gut zu Maurers dramaturgischem Konzept passt: Es wird nicht mehr drei Bühnen geben, sondern nur zwei, die deutlich näher an die Zuschauertribünen heranrücken. So sitzt das Publikum lediglich 15 Meter statt wie bisher 30 entfernt. "Theater ist doch viel schöner, wenn man auch die Mimik der Darsteller gut sehen kann", sagt der junge Regisseur. Und dieses Stück lasse sich auch auf zwei Bühnen sehr gut realisieren. Folge der Umgestaltung ist auch, dass die Tribünen nicht mehr 1000, sondern nur 600 Plätze bieten werden, doch angesichts der abnehmenden Zuschauerzahlen wird diese Verdichtung dem Ambiente wohl nur entgegenkommen. Ebenfalls dem Sparzwang zum Opfer fällt der teure Aufbau einer "Schmankerlgasse" neben dem Rathaus, die kulinarische Verpflegung wird nun im Zuschauerbereich stattfinden. Schließlich sollen die Gäste auf nichts verzichten müssen.

Fotoshooting mit dem Markt Schwabener "Camera Club": Franz Stetter als Brandner Kaspar, Ferdinand Maurer als der Tod. (Foto: Günther Keil/oh)

Das gilt auch für die Inszenierung. "Wir müssen zwar sparsam sein, aber die Qualität soll bleiben", sagt Stetter, und dass er da sehr zuversichtlich sei. Selbstverständlich werde man die Geschichte um den Brandner Kaspar, der sich im Kartenspiel mit dem Tod zusätzliche Lebensjahre ergaunert, dem Spielort anpassen, versichert der Regisseur. Das Wasser, die speziellen Lichteffekte - der Verein weiß um die Vorzüge seines Freilufttheaters. Und auch musikalische Elemente wird es wie gewohnt geben, schließlich wären Weiherspiele ohne einen einzigen Song völlig unvorstellbar. "Der Brandner Kaspar" sei eine wunderbare Mischung aus Situationskomik, Wortwitz und nachdenklichen Momenten, sagt Maurer. "Schon seit ein paar Jahren planen wir, das Stück aufzuführen. Unter freiem Himmel hat es jetzt natürlich einen ganz besonderen Charme."

Die Weiherspiele finden vom 5. Juli bis 4. August, jeweils donnerstags, freitags und samstags statt. Der Kartenvorverkauf beginnt im Februar.

© SZ vom 18.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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