Musik:Der Tausendsassa

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Als Multi-Instrumentalist, Sänger und Moderator präsentiert sich Martin Danes im Trio "Ton-Art" im Ebersberger Alten Kino. (Foto: Christian Endt)

Das Portraitkonzert des Musikschullehrers Martin Danes im Alten Kino Ebersberg bietet ein fast zu kunterbuntes Programm von Tango über Musette bis hin zu Operette und Schlager

Von Peter Kees, Ebersberg

Vielfältig ist die Kultur im Landkreis. Es gibt klassische Konzertreihen, Kabarettabende und jede Menge dazwischen. Einen, den man in diesem Spielfeld immer wieder mal trifft, und zwar fast genreübergreifend, ist der Sänger, Chorleiter und Pädagoge Martin Danes. Nun ist er gemeinsam mit zwei Musikerfreunden vor allem als Instrumentalist, aber auch als Sänger und Moderator aufgetreten. Im Alten Kino in Ebersberg standen Tango, Musette und Musik vom Balkan auf dem Programm. Danes war dabei am Kontrabass, am Helikon, Glockenspiel, Klavier und eben auch als Sänger zu erleben. Neben ihm saßen Ulrich M. Baur an der Gitarre und Florian Lang am Akkordeon. Diese beiden bilden seit langen Jahren das Duo Ton-Art, das sich projektbezogen auch immer wieder um andere Musiker ergänzt. Die Überschrift des Abends aber lautete: Portraitkonzert Martin Danes.

Der Tausendsassa in Sachen Musik erfuhr seine erste musikalische Ausbildung beim Tölzer Knabenchor und studierte später Gesang und Gesangspädagogik an der Münchner Musikhochschule. Seit fast zehn Jahren unterrichtet er an der Ebersberger Musikschule und ist dort auch Leiter des Fachbereichs Chöre. In seiner Jugend spielte er übrigens Bass in mehreren Bands. Dass Danes vor keiner Stilistik Halt macht, ist längst bekannt und so verwundert es auch nicht, dass er sich als Instrumentalist gemeinsam mit seinen Musikerfreunden dem Spielraum Weltmusik annimmt.

Tangorhythmus vom Akkordeon, dazu eine spanisch klingende Gitarre und schließlich groovender Kontrabass - so eröffnete das Trio den Abend. Auffallend virtuos beherrschten dabei alle Drei ihre Instrumente: Da war ein klanglich und rhythmisch starkes und auffallend pointiertes und sehnsuchtsvoll tönendes Akkordeon zu hören, ein wunderbar filigranes und akzentuiertes Gitarrenspiel und ein ausgezeichneter Bass. Beinahe wäre man aufgestanden, um das Tanzbein zu schwingen. Bemerkenswert genug, dass der Kontrabass nicht nur gezupft gespielt wurde, sondern auch mit Bogen. Das ist bei dieser Art Musik nicht unbedingt Standard, doch hier überzeugte es. Schnell fühlte man sich in ein altes Ballhaus versetzt, in dem nächtelang Tango getanzt wird. Dass die Musiker in einer klassischen Konzertsituation auf der Bühne spielten und nicht wie in verruchten Lokalen mitten unterm Publikum, war überhaupt ein kleines Manko an diesem Abend.

Aber nicht nur Tango wurde geboten. Das Trio wechselte von der Mussette, dem französischen Pendant des Walzers, - schon fühlte man sich mitten in Paris - über Filmmusik, jazzartige Klänge bis hin zu türkischer Musik. Wobei die türkische Musik gar nicht wirklich türkisch klang - weder Gitarre noch Akkordeon sind in der Lage, Vierteltöne zu spielen - sondern eher nach mittelalterlicher Musik, obgleich Danes ankündigte, die Lieder sollten eher an Balkanmusik erinnern. Naja.

Man reiste also nach Uruguay, Frankreich, Bayern, in die Türkei, nach Russland, Mexico, Italien - sehr bemerkenswert übrigens ein mazedonisches Stück - aber auch in die Welt der Operette, des Films und des Schlagers. Ob das nun wiederum wirklich Weltmusik ist, das sei einmal dahingestellt. Schließlich ging es darum, Martin Danes zu porträtieren, und der singt eben auch gerne leichte Muse. Direkt nach der Pause setzte er sich an den Flügel, schien zunächst zu improvisieren, und schon erklang der Operettenschlager "Es steht ein Soldat am Wolgastrand" aus Lehars Operette "Der Zarewitsch", den Danes, sich selbst begleitend, mit seiner warmen Baritonstimme intonierte. Aber auch die anderen beiden Musiker fanden sich freilich mit ein. Und vieles von dem, was im zweiten Teil gespielt wurde, hätte auch gut und gern in eine Kneipe gepasst, ob Filmmusik oder frühe Schlager.

Martin Danes immerhin hat sich gut porträtiert, als Moderator, Kontrabassist, Helikonspieler, Sänger und Pianist. Auch wenn die beiden Zugaben - im leider nicht wirklich gut besuchten Saal - durchaus verdient waren, so erinnerte das Kunterbunt des Programms leider auch ein wenig an selbstverliebte Herrlichkeit. Manchmal kann viel eben auch zu viel sein.

© SZ vom 13.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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