Moosacher Meta-Theater:Finger in der Wunde

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Spielt neuerdings auch Gitarre: Andreas Schantz, geboren 1967, ist in Ebersberg aufgewachsen. Sein Theaterleben begann kurz nach dem Abi. Er ist Direktor des "Theater Octopus". (Foto: Privat)

Der Schauspieler Andreas Schantz präsentiert gemeinsam mit Bertram Wolter ein "Epos des Esels"

Von Anja Blum, Moosach

Eigentlich ist Andreas Schantz bekannt dafür, Tränen zu trocknen und Menschen in schweren Zeiten ein Lächeln zu schenken. Denn als Clown tritt er vor allem in Krankenhäusern und Flüchtlingsheimen auf. Insofern kann man den gebürtigen Ebersberger, der mittlerweile in Rosenheim lebt, nun einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen: An diesem Donnerstag, 8. Februar, im Moosacher Meta-Theater möchte Schantz den Finger in die Wunde legen. Dahin, wo es wehtut. Auch. "Denn lustig muss es bei mir natürlich trotzdem immer sein."

Esel:com heißt das Duo, mit dem Schantz in Moosach auftritt, zusammen mit Bertram Wolter. Der Berliner im Exil, er lebt bei Traunstein, spielt Akkordeon, Schantz selbst zupft die Gitarre. "Obwohl ich eigentlich kein Musiker bin", sagt der Theatermensch und lacht. Doch es mache enorm Spaß, mal eine komplett neue Ausdrucksform auszuprobieren - zumal bei Esel:com doch eher das Theatralische als das Musikalische im Vordergrund stehe.

Zu hören gibt es "Das Epos des Esels", eine so skurrile wie hintergründige Collage aus Gesprochenem und Gesungenem, in der es "um die Schräglage unseres Daseins" gehen soll. Vor allem darum, "wie uns Technik und Arbeit überrennen", also um Geister, die wir riefen und nun nicht mehr loswerden. "Wir transformieren diese Themen, so gut wir eben können", sagt Schantz. Entstanden ist das Epos aus einem Hörspiel, das Schantz und Wolter für "Radio Regenbogen" produziert hatten, alle Texte und Lieder sind selbst geschrieben. "Das Ganze hat sich in etwa zweieinhalb Jahren so langsam entwickelt."

Mit dieser erweiterten Fassung sind Esel:com nun erst seit ein paar Tagen auf Tour, und zwar gemeinsam mit einem anderen Duo: Alice in Wonder-Band sind die serbischen Künstler Ana Vrbaški und Marko Dinjaški, ein Ehepaar, das Schantz einst in Ungarn kennenlernte. "Dort habe ich ein europäisches Projekt geleitet, in dem es um soziales Theater ging", erzählt er. Daraus entstand zunächst eine Freundschaft zu den zwei Serben - und nun ein gemeinsamer Theaterabend. Die beiden Duos agieren dabei allerdings nicht gemeinsam auf der Bühne, sondern nacheinander. "Wir sind die Vorband", sagt Schantz und lacht herzlich.

Vrbaški und Dinjaški, beide Musiker und Schauspieler, zeigen ihre neue Performance "Da i Re - Body as an Instrument". Sie besticht durch die Reduktion der Mittel: Der Körper steht ganz pur im Mittelpunkt des Geschehens, er wird zum Instrument, ist Träger der Stimme und wird differenzierte Resonanzfläche für Percussion. Die beiden serbischen Darsteller bewegen sich dabei mühelos zwischen "Kiss" von Prince, traditionellen Liedern ihrer Heimat und theatralem Spiel.

"Das ist ganz großes Kino", schwärmt Andreas Schantz. Unter der Regie von Višnja Obradović sei ein eigenwilliges und feinausgearbeitetes Stück entstanden, das die internationale Sprache des Rhythmus spreche. "Ein gelungener Brückenschlag zwischen moderner Performance und dem uralten Liedgut des Balkans." Doch was hat das alles mit dem Epos des Esels zu tun? "Gar nichts", sagt Schantz, "das ist ja das Gute. Das sind zwei völlig eigenständige Formate, die gerade deshalb wunderbar zusammenpassen."

"Esel:com" und "Da i Re - Body as an Instrument" im Moosacher Meta-Theater, an diesem Donnerstag, 8. Februar, um 20 Uhr.

© SZ vom 08.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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