Am Anfang war Asphalt. Dann malte jemand Sträßchen, Einfahrten und Parkplätze auf den Grafinger Grundschulpausenhof. Von nun an traten darauf die Viertklässler zur Fahrradprüfung an. Später kam der Schulgarten hinzu, ein paar Spielgeräte und irgendwann einmal ein Häuschen aus Weidenzweigen. Beim Pausengong machte der Lehrer den Beckenbauer - "Geht's raus und spielt's Fußball!"
Ein Pausenhof ist aber heute nicht mehr genug. "Möglichst vielen Kindern soll ein Funktionsraum ohne Fokussierung auf einzelne Spielgeräte geboten werden", schrieben die Grafinger ins Lastenheft zum neuen Pausenhof. Die Planer - ja, es gibt sie inzwischen auch für Grundschulpausenhofgestaltungen - zogen sich in ihren Kreativraum zurück.
Entstanden sei, frohlockten sie im Sozialausschuss, "die Idee einer uneben geformten Landschaft". Ein "geländemodelliertes Spielband", das "die Vielfalt der natürlichen Bewegung wie verstecken, klettern, balancieren, hangeln und springen fördert". Eine "Aula-Terrasse" werde "außen und innen" - also Pausenhof und Schulhaus - verbinden; die Rampe mit Sitzstufen werde im Handumdrehen zur kleinen Bühne. An einer Ruhezone mangele es den Kids ebenso wenig, wie an einem Holzspielhaus sowie Tischtennis-, Arbeits- und Werkplatten. Eigentlich würde man auch gerne noch mit einigen Grünflächen planen, hieß es, aber das stehe leider nicht in der Aufgabenbeschreibung.
Hach, seufzte CSU-Fraktionschef Max Graf von Rechberg, da ging das Thema gerade in die zweite Stunde. Als er selbst einst jung war, seien sie halt herumgeflitzt. Oder hätten sich im Winter mit Schneebällen beworfen. "Aber ich bin offensichtlich im Mittelalter aufgewachsen." Nein, konnte ihn Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) beruhigen. "Das waren wohl eher die 1960er Jahre." Woraufhin Rechberg noch einmal seufzten musste. "Dann wenigstens im vorigen Jahrhundert." Beckenbauer kickte da immerhin schon in der ersten Liga.