Mitten in Anzing:Die Reinkarnation des Vollpfostens

Wie ein Pfosten in Anzing in diese interessante Lage kam, darüber kann man zurecht spekulieren. (Foto: Christian Endt)

Wenn ein Straßenstempen plötzlich zum Querulanten wird, kann man sich darüber schon einmal Gedanken machen.

Glosse von Korbinian Eisenberger

Wahrscheinlich ist es den meisten herzlich wurscht, aus welchen Gründen auch immer ein Anzinger Verkehrsstempen quer in einen Abfallkorb gelangte. Man muss sich schließlich nicht über jeden Schmarrn Gedanken machen. Kann man aber, schließlich muss der Stempen an der Bushaltestelle im Gewerbegebiet ja irgendwie in diese Lage hineingeraten sein.

Dieser Pfosten muss eine Geschichte haben. Wer immer es auch war, der den Stempen quer legte, womöglich hat sich derjenige sogar was dabei gedacht. Vielleicht war es ja ein verkopfter Mathematiker, der nun weiß, dass die Strecke zwischen Eimer und Halterung genau ausreicht, um einen Straßenpfahl dazwischen zu klemmen. Oder es war ein politischer Symbolkünstler, der den Pfosten schon immer aus seiner fremdverschuldeten Unmündigkeit herausholen wollte: Für die Reinkarnation des Pfostens, der nicht mehr im Erdreich gefangen ist, sondern als freier Querulant über den Abgründen dieser Welt thront.

Das wäre ein edler Gedanke gewesen, denn außer bei Fußballtorhütern ist der Pfosten alles andere als angesehen: Die einen hämmern ihn mit Gewalt in den Boden, andere reißen ihn zur Gaudi heraus. Wieder andere nutzen den Pfosten als Umschreibung für den Depp, wobei sich der Volldepp problemlos zum Vollpfosten erweitern lässt. Ja, auch das wäre eine mögliche Lösung all dieser offenen Fragen: Vielleicht haben sich hier einfach ein Pfosten und ein Vollpfosten gefunden.

© SZ vom 20.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: