Markt Schwaben:Weiherspiele im Wandel

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Auch geheiratet wurde diesen Sommer in Markt Schwaben wie wild - natürlich nur in der Wedding Chapel von Little Las Vegas am Weiher. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nur halbwegs zufrieden: Josef Schmid zieht Bilanz

Von Rita Baedeker, Markt Schwaben

Der Einsatz war hoch. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen!" So beschreibt Josef Schmid, Autor, Regisseur und Faktotum der Weiherspiele Markt Schwaben, die Bilanz der diesjährigen Saison. Das Wetter habe wunderbar mitgespielt. Keine einzige Vorstellung der Komödie um "Little Vegas" in Bayern musste wegen Regens ausfallen. Gelegentliches Getröpfel habe die Zuschauer nicht gestört. Trotzdem wurden bei den insgesamt 21 Spieltagen dieses Mal "nur" 16 000 Karten verkauft. In guten Jahren seien es auch schon mal 19 000 gewesen.

Woran es lag, dass der Zuspruch des Publikums in diesem Jahr allenfalls zufriedenstellend gewesen ist, weiß Schmid auch nicht genau, aber er hat sich natürlich Gedanken, auch selbstkritische, über die Ursachen gemacht. Vielleicht sei das Wetter zu warm, sei das Stück nicht pfiffig genug gewesen. "Unsere Prämisse war immer, ernste Themen lustig zu verkaufen", sagt Schmid. Und das diesjährige Thema sei ihm durchaus ein ernstes Anliegen gewesen, denn in den Dörfern öffneten immer mehr Glücksspielhallen, darauf habe er mit dem Stück hinweisen wollen. Aber natürlich auf unterhaltsame Weise, in diesem Fall mit fantasievollen Kulissen, mit Slot-Machines und Casinoluft, mit einer Wedding Chapel wie in Las Vegas. Und mit einer Show, in der neben Marilyn Monroe und der berühmten Szene, in der ihr weißer Rock hochgewirbelt wird, auch Elvis zu dessen 80. Geburtstag gewürdigt wurde.

Kritisiert wurde, dass der Weiher, auf dem sonst alles Mögliche passiert, vom Auftauchen eines Seeungeheuers bis zur Landung eines Wasserflugzeugs, dieses Mal keine Rolle spielen durfte. "Ich hatte schon Ideen, aber die waren zu kostspielig", sagt Schmid. Zum Beispiel das geplante Wasserfeuerwerk oder, noch aufwendiger, eine Achterbahn, die über die Kulissen hinweg direkt ins Wasser geführt hätte. "Die Zuschauer erwarteten einen Höhepunkt, wir aber wollten ein bisschen sparen." Bedauert wurde auch das Fehlen eines beliebten Stars: Der italienische Sänger und Schauspieler Maurizio Cecchin, 68, der vor allem den Don Camillo so bravourös verkörpert, ist nach 30 Jahren in den Ruhestand gegangen. "Die Leute haben ihn vermisst", sagt Schmid.

Schließlich sei es aber nun an der Zeit für einen Wandel, einen kleinen Umbruch. "Wir sind alle älter geworden, auch unser Publikum." Er selber habe sich vom Theaterverein im vergangenen Jahr mangels eines Nachfolgers für zwei Jahre wählen lassen. "Nächstes Jahr noch, dann ist aber auch für mich Schluss!" Für 2016 wolle er aber noch einmal zur Feder greifen. Auch eine Idee hat er schon. "Ich möchte was Modernes machen, ein Musical vielleicht mit dem Titel ,Amazonien - Weltherrschaft der Frauen'!" Schließlich seien die Frauen überall auf dem Vormarsch. Fest stehe aber noch nichts. Josef Schmid kann sich auch vorstellen, aus den Weiherspielen Festspiele zu machen und künftig zwei Stücke auf den Spielplan zu setzen - ein eigenes und vielleicht einen Klassiker oder ein modernes Stück aus dem Fundus der Literatur, um neues und junges Publikum zu gewinnen. "Es ist doch so: Für die einen enthalten unsere Aufführungen zu viel Klamauk, andere vermissen die Schenkelklopfer." Der Theaterverein habe viele gute Schauspieler, auch junge. Da würde sich solch ein Konzept bestimmt lohnen. "Seit zwei Jahren schon habe ich diese Idee."

Eine sehr gute Nachricht sei in diesem Zusammenhang, dass die Weiherspiele künftig vom Kulturfonds Bayern unterstützt würden. Das habe ihm die Ebersberger Landtagsabgeordnete Doris Rauscher, SPD, in einem Schreiben zugesagt. Hilfe sei auch deshalb so wichtig, weil die Kosten ständig stiegen. In die Theaterhalle müssten eine Blitzschutzanlage sowie ein Alarmsystem eingebaut werden, auch der Schallschutz am See bedürfe dauernder Erneuerung, von den Kosten für Ausstattung, Versicherungen etcetera mal abgesehen. Zum Glück sei der Verein einigermaßen gut situiert. Ein blaues Auge ist da zu verkraften.

© SZ vom 27.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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