Markt Schwaben:Rhythmus in der Kirche

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Die Konfirmanden und Flüchtlinge füllen die Kirche mit Freude. (Foto: Hinz-Rosin)

Markt Schwaben feiert mit Flüchtlingen den Gottesdienst

Von Alina SChimansky, Markt Schwaben

Lachen, Klatschen und Musik: An diesem Sonntag füllten die Besucher der evangelische Kirche in Markt Schwaben die Räume mit besonderer Lebensfreude. Unter dem Titel "Konfirmanden begegnen christlichen Freunden", wurde der Gottesdienst in der Philippuskirche abgehalten. "Wir wollen die Flüchtlinge in unsere Gesellschaft einbeziehen, nicht nur in unser System", sagte Alex Maier, der die Flüchtlinge während der Feier unterstützte und ihre Texte übersetzte.

"Zu allererst möchte ich ihnen die neuen Konfirmanden vorstellen, die den heutigen Gottesdienst organisiert haben", sagte Pfarrer Karl-Heinz Fuchs stolz. Diese saßen in der ersten Reihe und verfolgten das Geschehen aufmerksam, bis sie das erste Mal an der Reihe waren. Dabei hatten sie einen großen Anteil an der Veranstaltung: An nur drei Nachmittagen haben die Konfirmanden den Gottesdienst selbst organisiert. Auch die anderen Bänke in der evangelischen Kirche waren gut gefüllt, denn man bekamen zum ersten Mal die Chance, Flüchtlinge so in die Feier einzubeziehen.

Die Gespräche zwischen Konfirmanden und den christlichen Freunden, so erklärte der Pfarrer, würden helfen, den Glauben der Flüchtlinge zu verstehen. Und einen kleinen Einblick zu geben: in ihre Reise, in die weiten Wege, die sie zurück gelegt haben, in die Herausforderung sich in eine neue Gesellschaft zu integrieren. All das versuchten nicht nur die Konfirmanden, sondern auch die Flüchtlinge selbst, weiterzugeben. "Hätten wir unsere Freunde einfach nur auf eine Bank gesetzt, wäre das für mich keine Integration", betonte der Pfarrer. Applaus ertönte dann, als einer der Flüchtlinge versuchte, sich mit deutschen Worten auszudrücken.

Verständnis, Akzeptanz und gegenseitiger Respekt ließen diesen Vormittag besonders lebendig wirken. Flüchtlinge wie auch die anderen Kirchenbesucher lächelten immer strahlender, je weiter der Gottesdienst fortschritt. Gemeinsam sangen sie Lieder - und der Rhythmus der fünf Gäste steckte auch den Rest zum ausgelassenen Klatschen und Tanzen an. Immer wieder gab es Umarmungen zwischen den Flüchtlingen und den Konfirmanden.

"Ich sehe unsere Freunde nicht mit anderen Augen als vorher", sagte Alex Maier. "Für mich waren sie schon immer ein Teil von unserer Gesellschaft. Wichtig ist nur, dass auch andere sie anerkennen und akzeptieren."

So losgelöst feierten die Gottesdienstteilnehmer an diesem Sonntag gemeinsam, dass sie die Zeit völlig vergaßen. Und als Pfarrer Karl-Heinz Fuchs daran erinnerte, dass noch ein weitere Gottesdienst in Anzing folge, ging ein trauriges Raunen durch die Bänke. So musste ein Teil der Veranstaltung gekürzt werden, damit Fuchs und die Flüchtlinge auch beim nachfolgenden Gottesdienst für gute Laune sorgen konnten. Als dann die Danksagung gesprochen wurde und sich die Besucher langsam von ihren Plätzen erhoben, standen die Flüchtlinge schon vor der Kirche bereit zur Abfahrt. Schnell wurden noch Hände geschüttelt und Umarmungen ausgetauscht; dann ging es auch schon weiter. "Schade, dass der Gottesdienst gekürzt werden musste", murmelte eine ältere Dame noch leise vor sich hin.

© SZ vom 01.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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