Markt Schwaben:Relativ lehrreich

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Einstein leicht gemacht: Physiklehrer Anton Ackstaller "fliegt" über die Karibik, Studentin Christine Kerker radelt durch Tübingen. (Foto: Christian Endt)

Am Franz-Marc-Gymnasium ist die Wanderausstellung "Einstein on tour" zu Besuch

Von Klemens Hering, Markt Schwaben

Fast jeder hat von der Relativitätstheorie gehört, nur wenige verstehen sie wirklich. Einen vielversprechenden Versuch, die berühmte Lehre von Albert Einstein zu erklären, macht "Einstein on tour" im Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben. In einzelnen Stationen werden die Grundzüge erklärt. Mit Lehrvideos und Simulationen wird dem Besucher nahe gebracht, was es mit "E = mc²" auf sich hat. Anschaulich sind der Flugsimulator und die virtuelle Fahrradtour durch Tübingen. An einem Computer lässt sich mit einem Joystick ein Flugzeug über eine karibische Insel fliegen. Samt Badestrand und aktivem Vulkan. Der touristische Aspekt geht bei Lichtgeschwindigkeit zwar etwas verloren, aber man bekommt ein sehr eindrucksvolles Bild von der Optik, die entsteht, wenn man sich mit 299 792 458 Metern pro Sekunde fortbewegt. Die Fahrradtour durch Tübingen dagegen ist etwas übersichtlicher. Der Stadtkern ist originalgetreu und detailreich dargestellt und der Tunnelblick, den man bei Lichtgeschwindigkeit hat, nicht so stark ausgeprägt, sodass man einen Eindruck vom Stadtbild bekommt. Theoretischer geht es bei den Lehrfilmen zu. In verschiedenen Videos werden die Grundzüge der von Einstein ausgearbeiteten Formel in einer Form erklärt, dass die Grundlagen einleuchten.

Die Exponate wurden 2004 für eine im Stadthaus Ulm anlässlich des 125. Geburtstags von Albert Einstein entwickelt. In Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut der Universität Tübingen wurden verschiedene Stationen erarbeitet, die in gut verständlicher Form die Grundzüge von "E = mc²" vermitteln. Dann wurde die Ausstellung wesentlich erweitert und 2005 zum Einsteinjahr, zum 100. Geburtstag der speziellen Relativitätstheorie, im historischen Museum in Bern gezeigt. "Nach der Ausstellung wussten wir nicht, was mit dem Projekt gemacht werden soll. Uns war aber klar, dass die Arbeit zu schade ist, um in einem Keller zu verstauben. Dann kam uns die Idee für die Wanderausstellung", erinnert sich Christine Kerker, Studentin und Helferin für "Einstein on tour". Dank der Unterstützung durch die Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung konnte die bewegliche Ausstellung dann verwirklicht werden. Die Stiftung unterstützt unter anderem Physikschulen, Lehrerbildung, Seminare und vergibt Stipendien. Autobauer Mercedes Benz steuerte den fahrbaren Untersatz bei und schon kann Einstein auf Tour gehen. "Wir stellen deutschlandweit aus, aber aus Bayern kommt die größte Nachfrage", sagt Kerker. "Im 14-Tage-Rhythmus werden die Exponate in Schulen aufgebaut. Nach einer kurzen Einweisung der Lehrkräfte haben die Schulen dann für zwei Wochen die eigene Handhabe über die Ausstellung", erklärt die Studentin. Dass sich der Aufwand lohnt, bestätige das positive Feedback. "Das schöne ist, dass man die Theorie von Einstein nicht verstehen muss, um die Ausstellung zu genießen", sagt Anton Ackstaller, der betreuende Physik-Lehrer. "Für die jüngeren Schüler ist der Spaßfaktor und ein erstes Kennenlernen der Theorie die Hauptsache. Bei den höheren Klassen, und damit bei Schülern, die Einsteins Arbeit bereits im Unterricht behandelt haben, geht es um die Festigung von vorhandenem Wissen", erklärt Ackstaller.

Wie erfolgreich die Ausstellung ist, hängt vor allem vom Engagement der jeweiligen Schulen ab. "Manche stellen nur den Raum zur Verfügung und halten sich nach dem Motto 'Macht ihr das mal' im Hintergrund. Schön ist es jedoch, wenn man wie hier den Einsatz und das Interesse der Lehrer spürt", freut sich Kerker.

Bis zum 3. Juli sind die Exponate jeweils von 13.15 Uhr bis 16 Uhr am Markt Schwabener Gymnasium auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Vergleich zum konventionellen Physikunterricht ist die Ausstellung eine Möglichkeit, abstrakte Zusammenhänge realitätsnah zu erleben und zu verstehen.

© SZ vom 01.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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