Markt Schwaben: Heimatmuseum:Ein Stück Heimat in der Schweiger-Villa

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Alte Schulhefte, eine Original-Tracht und historisches Porzellan: Nach zwölf Jahren Arbeit feiern die Markt Schwabener die Eröffnung ihres Heimatmuseums.

Karin Kampwerth

Über die schmale Holztreppe führt der Weg ganz nach oben. Dort hinten links, im zweiten Stock, befindet sich das letzte Zimmer der Markt Schwabener Schweiger-Villa.

Nach zwölf Jahren ist das Markt Schwabener Heimatmuseum fertig und gibt einen lebendigen Eindruck der Geschichte - unter anderem mit einer Schuhmacherwerkstatt, einer Weberei und historischem Porzellan (Foto). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Doch nicht nur durch seine Lage stellt der Raum eine Art Schlusspunkt in dem denkmalgeschützten Gebäude aus dem Jahr 1924 dar: Hier entstand in den vergangenen Monaten auch der letzte Raum des Markt Schwabener Heimatmuseums. Nun ist die "Land-Schule" fertig - und damit auch die museale Aufbereitung der Ortsgeschichte. Am Samstag konnten die Markt Schwabener nach zwölf Jahren Arbeit die offizielle Eröffnung ihres Heimatmuseums feiern.

Der letzte und zwölfte Raum gibt einen Einblick in die Anfänge des Schullebens in der Gemeinde. Liebevoll und akribisch haben die Mitglieder des Heimatmuseumsvereins Exponate zusammengestellt, die zeigen, unter welchen Bedingungen Kinder zwischen 1880 und 1940 lernten. Zwar plagte sie weder ein G8 noch das "Grundschulabitur", dafür aber hatten Kinder meist nur in den Wintermonaten oder am Wochenende Gelegenheit, die Schule zu besuchen. Ansonsten mussten sie im bäuerlich geprägten Markt Schwaben auf den Feldern und im Stall helfen.

In einer Vitrine sind alte Schulhefte ausgestellt, die einen Einblick in den Lernstoff bieten. Inhalt waren die menschlichen Verdauungsorgane genauso wie ein Aufsatz über den Aufruf des "Führers" zur Wintersachensammlung für die Front in der Zeit des Dritten Reiches. Dem Verein ist es darüber hinaus gelungen, ein Original-Klassenzimmer samt Schiefertafel, Bänken und Holztischen mit eingelassenen Tintenfässern auszustellen.

Vorsitzender Bernd Romir bedankte sich bei der Gemeinde, die das Museum durch den Kauf der Schweiger-Villa möglich gemacht hatte. Bürgermeister Bernhard Winter lobte die Arbeit des Vereins, der nicht nur eine historisch wertvolle Ausstellung, sondern auch ein Stück Heimat geschaffen habe. Das Museum, zu dessen Glanzstücken der Raum "Archäologie" und das 4200 Jahre alte Grab eines Glockenbechermannes zählt, dokumentiert auch die professionelle Aufbereitung der Exponate. Unterstützt wurde der Verein von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen mit Fördergeldern und wissenschaftlicher Begleitung.

Auch über die Grenzen hinaus findet das Markt Schwabener Heimatmuseum Beachtung. Zur Eröffnung konnte Vereinsvorsitzender Bernd Romir den Juristen und Historiker Professor Reinhard Heydenreuter für den Festvortrag gewinnen. Heydenreuter war bis zu seiner Pensionierung vor zwei Jahren Leiter des Bayerischen Staatsarchivs. In seiner launigen Rede zur Rechtsprechung im Mittelalter demonstrierte er, wie lebendig Geschichte sein kann. Für Überraschung sorgten seine Ausführungen über die Zeit vor dem 16. Jahrhundert, als es legitim gewesen sei, jemanden umzubringen - ein Dieb jedoch gehängt wurde.

Erst um 1600 seien nicht nur die Steuern, sondern auch die Beamten erfunden worden, die sich mit ihren Akten in ihre Kammern zurückgezogen hätten. Recht sei fortan nach einem umfangreichen Regelkatalog gesprochen worden. "Insofern war das 16. Jahrhundert eine Katastrophe", sagte Heydenreuter augenzwinkernd. Auch in der Schweiger-Villa widmet sich ein Raum dem Thema "Burg und Gericht Schwaben". Zu sehen sind außerdem das "Schloss Schwaben", "Brauereien und Poststüberl" und die "Kammer mit Sach für Mannaleit und Weibaleit", wo als Rarität eine originale Schwabener Tracht zu sehen ist. "Schuhmacherwerkstatt", "Küche aus den 20er Jahren", "Druckkunst und Weberei", "Brauereien und Poststüberl", "Schwabener Porzellan" und "Sakrale Kunst" bieten einen Einblick in das historische Alltagsleben am Ort.

Geöffnet am Mittwoch, 17. November, von 18 bis 20 Uhr und am Sonntag, 21. November von 14 bis 18 Uhr.

© SZ vom 15.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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