Hang zum Wahnsinn:"Pension Schöller" beim Theaterverein

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Um Sein und Schein geht es in dem Theaterstück von Carl Lauf und Wilhelm Jacoby, das Ferdinand Maurer für den Markt Schwabener Theaterverein neu inszeniert hat. (Foto: Christian Endt)

Der Markt Schwabener Theaterverein überzeugt mit seiner Neuinszenierung der Komödie "Pension Schöller"

Von Max Nahrhaft, Markt Schwaben

"Onkel!" Um die Weihnachtszeit, wenn Familien zusammenfinden, kann ein Ausruf wie dieser schnell mal zum Entsetzensschrei werden. Zum Beispiel, wenn der Onkel die Namen seiner Neffen verwechselt oder den Adventskranz anbrennen lässt. Eher selten kommt es vor, dass der Onkel fremde und psychisch gesunde Leute als Irre bezeichnet oder als Nervenkranke verlacht.

So geschehen in der Neuinszenierung der Komödie "Pension Schöller" des Markt Schwabener Theatervereins, die so glaubhaft gespielt ist, dass man sich am Ende die Frage stellen muss, ob nicht doch alle verrückt sind. Unter der Regie von Ferdinand Maurer entstand ein Stück, das nicht nur die Lachmuskeln, sondern auch den Verstand der Zuschauer fordert. Mit Detailverliebtheit, herrlichen Dialogen und überzeugenden schauspielerischen Leistungen, die Phantasmen real erscheinen lassen.

Eröffnet wird die Komödie mit einer Szene im Speisesaal des Gasthauses Schöller. Alfred bittet seinen Onkel Philipp Klapproth, gespielt von Franz Stetter, um einen finanziellen Vorschuss, um ein Café in Berlin eröffnen zu können. Der schwerreiche Gutshofbesitzer lechzt nach Aufregung, Spannung, damit er sich wieder jung fühlen kann. Deswegen gewährt er seinem Neffen den Kredit unter der Bedingung, dass dieser ihn zu einem Gesellschaftsabend in eine Nervenheilanstalt mitnimmt. Womöglich will er selber ein derartiges Sanatorium eröffnen.

Wer ist verrückt, wer normal?, das ist hier die Frage

Da der Neffe keinerlei Kontakte zu solchen Etablissements hat, wird er kreativ. So gaukelt er dem Onkel vor, dass in der Pension Schöller noch am selben Abend ein solcher Abend stattfinden werde. Kurzerhand deklariert er die Gäste, die im Obergeschoss der Pension wohnen, als "Irre". Um den Schein zu wahren, darf der Onkel die Gäste aber nicht auf ihre vermeintliche Krankheit ansprechen, weswegen der Neffe ihn immer wieder zur Achtsamkeit ermahnen muss. "Onkel! Die Verrückten denken, dass sie normale Menschen sind", macht ihm der Neffe weis.

Auf Basis dieser Gaukelei trifft Klapproth nun auf unterschiedliche Charaktere. Da ist der ehemalige Major, der in militärischer Manier den Onkel zu männlich strammer Haltung herausfordert. Dieser reagiert darauf mit einem breiten Grinsen á la Donald Trump: "Ist der nicht köstlich? Einen, der denkt, dass er Major ist, haben die hier auch." Danach betritt die junge Schriftstellerin Josephine Zillertal die Stube. Klapproth amüsiert sich über ihren Drang, aus jeder noch so belanglosen Alltagssituation einen Roman kreieren zu wollen. Der Zuschauer weiß bald nicht mehr, worüber er zuerst lachen soll: Über den skurrilen, sich überschlagenden Dialog? Oder doch eher über die mit voller Überzeugung vorgetragenen Lügen des Neffen?

Kaum ist die Schriftstellerin verschwunden, kommt ein Weltenbummler herein, der mit seinen Abenteuergeschichten prahlt. Als er bemerkt, dass er vom Onkel nicht ernst genommen wird, fragt er: "Wollen Sie mich zum Narren halten?" Klapproth antwortet: "Wollen ist gut." Als dann schließlich Eugen Schöller, der Sohn des Pensionsinhabers, auf Klapproth trifft, kulminiert die heitere Komik in schauspielerischer Höchstleistung. Ferdinand Maurer spielt die Rolle des angehenden Schauspielers Eugen, der statt des "L" immer ein "N" ausspricht. "Für ein Gnas Marinnenmarmenade nasse ich mein Neben!" Und während er trotz Sprachbehinderung aus Werken von Shakespeare bis Schiller zitiert, offenbart Klapproth selbst eine Tendenz zur Verrücktheit, hetzt wie im Wahn wild gestikulierend über die Bühne.

Die Komödie endet schließlich auf Philipp Klapproths Landgut. Dort wiegt er sich in Sicherheit: Alle, die er für verrückt hält, sind in der Pension stationär untergebracht - so glaubt er zumindest. Als sie dann aber auf seinem Hof erscheinen, versucht er sie einzusperren und dem Pensionsdirektor zu übergeben. Um den Onkel vor weiterem Unheil zu bewahren, löst sein Neffe Alfred schließlich die Verwirrung auf und gesteht seine List ein. Doch da ist noch Eugen, der Schauspieler, der immer noch in dem Schrank, in den er gesperrt wurde, schreit: "Hinfe, kein Nicht!"

Weitere Aufführungen der "Pension Schöller sind Donnerstag bis Samstag, 5. bis 7. Januar, in der Theaterhalle am Burgerfeld, Beginn jeweils um 20 Uhr. Kartentelefon: (08121) 22 422.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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