Markt Schwaben:Es pocht wieder

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401 Jahre nach der Errichtung des Unterbräus schrauben Richard Purschke (l.) und Bernd Stiegler vom Bauhof Markt Schwaben im Oktober 2008 ein Schild an. (Foto: Christian Endt)

Über viele Jahre lag der Gasthof Unterbräu wie eine Ruine im Zentrum von Markt Schwaben. Zehn Jahre nach seiner Sanierung hat sich das älteste öffentliche Gebäude der Gemeinde wieder als Herz im Ortskern etabliert

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Als Bernhard Winter (SPD) 2002 sein Amt als Markt Schwabener Bürgermeister antrat, lag der Unterbräu wie eine Ruine im Ortskern. "Es war total zerfallen und sah alles andere als ästhetisch aus", sagt Winter. Auf Fotos um die Jahrtausendwende sieht man den vergilbten Wänden und den maroden Fensterläden an, dass der Gasthof im Zentrum von Markt Schwaben zu diesem Zeitpunkt bereits fast 400 Jahre auf dem Buckel hatte.

Die Geschichte des Unterbräus begann 1607, kurz vor dem Ausbruch des 30-jährigen Kriegs. Überlieferungen zufolge diente das Gebäude im Zweiten Weltkrieg als Hilfslazarett für typhuskranke Häftlinge und später als Schlafstätte für amerikanische Soldaten. Im ältesten öffentlichen Gebäude der Marktgemeinde wurde gelitten, gekämpft und getanzt: Bevor in den Saal im ersten Stock eine Wand eingezogen wurde, fanden dort Fahrradsprints, Boxkämpfe, Konzerte und Tanzfeste statt. Dann kam der Verfall - und es dauerte bis zum Sommer 2005, ehe die Gemeinde sich entschloss, die Ruine zu renovieren.

Zehn Jahre sind vergangen, seit der Gasthof Unterbräu für insgesamt 3,3 Millionen Euro komplett saniert wurde. Bis mit den Renovierungsarbeiten begonnen werden konnte, mussten zunächst jedoch mehr als 50 Tonnen Schutt aus dem Unterbräu beseitigt werden. Winter erinnert sich, wie ehrenamtliche Helfer jeden Samstag Schubkarrenladungen mit Steinbrocken aus dem Gemäuer räumten.

Bereits in den Neunzigern war diskutiert und geplant worden, es ging um Denkmalschutz-Vorgaben und um die angespannte Finanzlage, die der Gemeinde schon damals kaum Spielräume ließ. Den Durchbruch brachte die Regierung von Oberbayern: Christoph Hillenbrand, bis heute deren Präsident, stellte 800 000 Euro an öffentlichen Mitteln zur Verfügung, womit die Gemeinde ihrerseits nur mehr 800 000 Euro stemmen musste. Den Großteil der Kosten übernahm die Firma Neumayer, die den Profit seither mit dem Rathaus unter sich ausmacht. Wenig später brachte die Gemeinde die Renovierung des Oberbräus - das zweite historische Gasthaus in Markt Schwaben - auf den Weg.

Mittlerweile ist der Unterbräu wieder das Herz im Ortskern, entscheidend dafür, dass das Dorfleben in Markt Schwaben pulsiert. Der Festsaal dient nicht nur für öffentliche Veranstaltungen wie Bürgerversammlungen oder Vereinsfeiern, sondern bietet auch Platz für Geburtstagsfeten oder Hochzeiten. Im Erd- und Kellergeschoss sind Geschäfte eingezogen - ein Friseursalon, ein Lokal, ein Optiker ein Kosmetistudio - und die Psychotherapiepraxis des früheren Bürgermeisters Winter.

Zur Jubiläumsfeier des Unterbräus kommt an diesem Donnerstag Winters Nachfolger Georg Hohmann (SPD) um 11 Uhr zu Besuch. "Was Besseres als der Unterbräu konnte uns nicht passieren", sagt Hohmann. Er sei "mit entscheidend dafür, dass die Leute sich gerne im Zentrum aufhalten". Für Hohmann steht der Unterbräu seit der Sanierung für die Verzahnung der Geschäfte und Gastronomen im Ort. "Viele treffen sich nach einem Termin im Unterbräu noch auf einen Drink im Café oder gehen in die Eisdiele", sagt er. "Wir haben 14 Lokale", so Hohmann, "und keine leer stehenden Geschäftsräume".

© SZ vom 09.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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