Markt Schwaben:Drauß' vom Walde kommen Spenden her

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Kaum zu glauben: Alle diese Menschen sind entweder Nikoläuse oder Krampusse. Sie besuchen Kinder in Markt Schwaben für einen guten Zweck. (Foto: Christian Endt)

Seit 1976 veranstaltet die Markt Schwabener Kolpingsfamilie den Nikolausdienst für einen guten Zweck

Von Max Nahrhaft, Markt Schwaben

Schon bei den Worten Nikolaus und Krampus verspüren viele Kinder den natürlichen Drang, sich unter der heimischen Eckbank oder hinter dem Rücken der Eltern zu verkriechen. Wem bereits bei einem der bärtigen Gesellen mit der tiefen Stimme ein wenig mulmig wird, hätte nun im Kolpinghaus den Schrecken seines jungen Lebens bekommen: Dort haben sich nämlich gleich mehr als 30 von ihnen - Nikoläuse, Krampusse und deren Helfer - versammelt. Anlass für dieses Zusammenkommen war das 40-jährige Bestehen des Nikolausdienstes der Kolpingsfamilie. Im vierten Jahrzehnt ziehen die ehrenamtlichen Nikoläuse nun durch die Straßen Markt Schwabens, besuchen die Kinder und sammeln auf diesem Wege Geld für wohltätige Zwecke.

Dafür wurden Anton Scheurecker und Ludwig Schartner nun auf der Veranstaltung geehrt. Die beiden waren 1976 das erste Nikolaus-Krampus-Paar und traten ihren Dienst an, der Grundstein für viele Jahre soziale Arbeit war. Scheurecker selbst bezeichnete das Projekt als sein "Steckenpferd": "Schon einige Jahre zuvor habe ich bei meiner Familie den Nikolaus gespielt, da kam mir die Idee auch professioneller für die Kinder tätig zu werden." Die ersten Gewänder haben sich die beiden Ur-Nikoläuse von der Kirche geliehen und ließen sich den Bischofsstab eigens anfertigen.

Im Laufe der Jahre haben immer mehr Familien Interesse an einem Nikolausbesuch bekundet, auch immer mehr Freiwillige meldeten sich. Einer von ihnen war der heute dienstälteste Nikolaus Walter Daschner, der seit 38 Jahren jedes Jahr die Kinder überraschen darf und nun ebenfalls ausgezeichnet wurde. "Damals hatte der Krampus noch die Doppelfunktion als Genosse des Nikolauses einerseits und als Autofahrer andererseits", so Emmi Lohrmann, die Vorsitzende der Kolpingsfamilie. Da der Nikolaus selbst mit seinem klobigen Gewand nur schwerlich auf den Beifahrersitz passte, fand man eine ganz pragmatische Lösung: Aus dem VW-Bus wurden die Rückbänke herausgenommen und durch einen einzelnen Campingstuhl ersetzt, auf dem sich der heilige Nikolaus niederließ. "Das zeugt von viel Gottvertrauen", sagte Lohrmann lachend.

Inzwischen hat sich aber vieles - nicht nur hinsichtlich der Verkehrssicherheit - geändert. Es gibt drei Nikolaus-Teams, die zusammen pro Tag 30 Familien besuchen. Die Zweigespanne aus Nikolaus und Krampus haben zwar keine Rentiere, aber einen Fahrer, der sie von einem Auftritt zum nächsten chauffiert. Unterwegs sind sie jedes Jahr am fünften und sechsten Dezember in Familien, sowie auch in der übrigen Adventszeit in Kindergärten, Vereinen und Unternehmen. Wichtig ist zudem die Arbeit im Hintergrund. Die Nikoläuse müssen verpflegt werden, aber auch um die Buchungen oder die Koordination muss sich jemand kümmern. Die Hauptarbeit in der Vor- und Nachbereitung zu den "abenteuerlichen Ausflügen in die Familien", so die Kolping-Vorsitzende, leisten seit mehr als zehn Jahren Johannes Bachmeier und Heidi Eiba.

Die Besuche von Nikolaus und Krampus sind aber weder Selbstzweck noch Unterhaltungsprogramm, sondern dienen einer guten Sache. Die besuchten Familien spenden Geld, womit soziale Einrichtungen in der nahen und fernen Umgebung unterstützt werden. In den vergangenen 40 Jahren sind auf diese Weise mehr als 55 000 Euro für die Haunersche Kinderklinik, die Kinderkrebshilfe Ebersberg, die katholische Jugendfürsorge oder für kirchliche Projekte in Kenia zusammengekommen.

Auch Pfarrer Herbert Walter fand hinsichtlich dieses Engagements lobende Worte: "Wir können wirklich stolz sein, solche Leute in der Gemeinde zu haben." Die Kolping-Mitglieder übernehmen, so der Pfarrer, auch eine pädagogische Aufgabe, indem sie den traditionellen Bischofsnikolaus verkörperten statt "als Coca Cola-Figur herumzuhüpfen."

Eine Anmeldung für die diesjährige Aktion ist ab sofort möglich. Die sogenannte Nikolaus-Hotline ist täglich zwischen 19.30 Uhr und 22 Uhr unter der Telefonnummer (08121) 2259968 erreichbar.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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