Markt Schwaben:Die Hoheiten bitten zum Unterricht

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Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) beobachtet, wie Schulleiter Rainer Elfinger das Namensschild vom Vorhang befreit. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Markt Schwabens Mittelschule ist nach den Grafen von Sempt benannt

Von Matthias Reinelt, Markt Schwaben

Schulleiter Rainer Elfinger zog zweimal kräftig an und schon fiel der Vorhang. Der Moment war gekommen, auf den nicht nur die Schüler der bisherigen Mittelschule Markt Schwaben so gespannt gewartet hatten: Auf der Schultaufe am Mittwoch wurde das neue Namensschild enthüllt, das den Eingang ab sofort zieren wird. In schwarzer Schrift auf gelbem Grund steht geschrieben: "Grafen-von-Sempt Mittelschule".

Elfinger erklärte in seinen Begrüßungsworten verschiedene Grundsätze, welche die Schule ihren Schülern neben der Wissensvermittlung an die Hand geben wolle. Die Heranwachsenden sollen unter anderem Verständnis für andere zeigen, Selbstständigkeit an den Tag legen und Strategien zur Problemlösung entwickeln. Dieses Leitbild könne oder solle auch für viele andere Schulen gelten. In den vergangenen Jahren seien vermehrt Begriffe wie "Restschule" für die ehemaligen Hauptschulen gefallen. Seine Schützlinge seien aber keine "Restschüler einer Restschule", der neue Name solle auch die hohe Wertschätzung für die Schüler deutlich machen. "Warum müssen wir nur Mittelschule heißen, wenn alle anderen weiterführenden Schulen Titel tragen", sagte Elfinger.

Der Schulamtsdirektor des Landkreises Ebersberg, Wolfgang Michalke, erklärte, dass der Schulname etwas Besonderes sei; er verleihe Identität und könne "das Gemeinschaftsgefühl stärken". Außerdem gab er "all jenen, die die Schule mit Leben füllen", gute Wünsche mit auf den Weg.

Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) sagte, es sei sicher "ein anderes Gefühl, mit einem Namen aufzutreten, bei dem eine Geschichte dahintersteht." Er fügte an, dass das Schulgebäude nun schon "mehr als in die Jahre gekommen" sei und versprach, innerhalb seiner Restamtszeit von vier Jahren mindestens den Beschluss für Sanierungen zu verkünden oder sogar den Grundstein für einen Neubau zu legen. Nach musikalischen Einlagen von Schülern und Lehrern wurde dann noch die Schiffstaufe der "MS Grafen-von-Sempt" feierlich begangen. Dabei handelt es sich um ein kleines Boot, das im Atrium steht und an dem Rektor Elfinger eine Sektflasche zerschellen ließ.

Der Prozess der Namensfindung, Realisierung und Umbenennung der Schule hatte sich bereits über vier Jahre hingezogen. 2012 hatte Elfinger die Idee zuerst mit Lehrern und Schülern besprochen, die sich "allesamt begeistert davon" zeigten. Innerhalb der Schulfamilie wurde dann eine Namensbörse aufgestellt. In eine Wahlurne konnten Schüler, Lehrer und Eltern Vorschläge abgeben. Es galt aber: Kein Vorschlag ohne aussagekräftige Begründung. Natürlich seien auch "unsinnige Beiträge" eingereicht worden, die nicht berücksichtigt wurden, wie Elfinger erklärt. Jemand schlug vor, die Schule nach dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl zu benennen, was abgelehnt wurde, weil der Lokalbezug fehlt. 40 konkrete Vorschläge kamen zusammen, eine Vorauswahl diskutierte man dann in Klassen-und Lehrerkonferenzen. In einem Schulforum wurde der Vorschlag "Grafen-von-Sempt Mittelschule" mit mehrheitlicher Befürwortung beschlossen, beim Schulverband eingereicht und schließlich angenommen.

Der neue Name hat einen lokalen Bezug. Die Sempt ist ein etwa 46 km langer Nebenfluss der Isar. Die Grafen von Sempt, auch Grafen von Ebersberg genannt, regierten vom neunten bis ins elfte Jahrhundert. Im Jahr 934 gründeten die dem Geschlecht der Sieghardinger angehörenden Adligen das Kloster Ebersberg. Ihr Herrschaftsgebiet erstreckte sich damals bis nach Kärnten in Österreich, ehe ihr gesamter Besitz 1045 an die Wittelsbacher fiel, was die Klasse 6b anhand einer Bildergeschichte erklärte.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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