Realschule Markt Schwaben:Dicke Luft im Klassenzimmer

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Die Lena-Christ-Realschule in Markt Schwaben ist die einzige weiterführende Schule des Landkreises, an der in den kommenden Jahren sinkende Schülerzahlen erwartet werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei der gerade erst erfolgten Sanierung der Lena-Christ-Realschule ist offenbar wieder gepfuscht worden: Die neuen Fenster dürfen nicht mehr geöffnet werden, weil sie sonst aus dem Rahmen brechen könnten

Von Jessica Morof, Markt Schwaben

Die Umbaumaßnahmen sind abgeschlossen, Schüler und Lehrer haben sich im generalsanierten Gebäude eingelebt - und doch herrscht in der Lena-Christ-Realschule Markt Schwaben wieder dicke Luft. Und zwar sprichwörtlich. Denn wie der Vater eines Schülers der Süddeutschen Zeitung berichtete, können die neu eingebauten Fenster in Klassenzimmern sowie Fachräumen nicht mehr geöffnet werden. Der Grund: Die Scharniere seien so schwach, dass sie die offenen Fenster nicht halten könnten, erklärt der Vater. Er ärgert sich, dass der Pfusch der siebziger Jahre, den die Baumaßnahmen 2014 offenlegten, nun gerade so weitergehe.

Die Frischluftversorgung ist nicht gewährleistet, fürchtet ein Vater

Die Lena-Christ-Realschule in Markt Schwaben ist die einzige weiterführende Schule des Landkreises, an der in den kommenden Jahren sinkende Schülerzahlen erwartet werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Statt gleich die Scharniere auszutauschen, hat man nur die Griffe gegen abschließbare Griffe ersetzt", berichtet er. Dies löse nicht nur das Problem nicht, sondern werde am Ende sicherlich auch noch teuer, da Material- und Arbeitskosten anfallen würden. Doch besonders ärgert den Vater, dass die Frischluftversorgung in den Klassenzimmern so nicht gewährleistet werden kann. "Von den Schülern erwartet man, dass sie Leistung erbringen, aber erschwert es durch die äußeren Umstände."

Zuständig für diese Umstände ist nicht die Schule selbst, wie Rektorin Anja Ruhmann ausrichten lässt, sondern der Träger der Bildungseinrichtung. Und das ist der Landkreis Ebersberg. Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger bestätigt Materialfehler an einigen Fensterbändern und Beschlägen. Der hinzugezogene Sachverständige habe deshalb aus haftungsrechtlichen Gründen empfohlen, dass die Fenster momentan nur "von dazu beauftragtem Personal" geöffnet werden dürfen. Am Donnerstag hat das Landratsamt an alle Eltern und Lehrer der Schule ein Schreiben versendet. Darin geben Landrat Robert Niedergesäß und Anja Ruhmann eine Erklärung ab.

Demnach traten im Laufe der Zeit "verschiedene Schadensbilder" an den neu installierten Fenstern auf. Aktuell sei man damit beschäftigt, die Ursache für die Fehler herauszufinden und insbesondere zu klären, ob ein Gewährleistungsmangel vorliegt. Deshalb wurden alle Fenster fest verschlossen, damit die Schüler keinen Schaden nehmen können. Dies hat das Amt "kurzfristig in den Osterferien umgesetzt", heißt es in dem Schreiben. Sprich: Die Griffe wurden durch verschließbare ersetzt; die Fenster bleiben immer zu.

Dass die Luftversorgung in den Räumen darunter leide, dem widerspricht das Landratsamt. Denn: "Ein Öffnen der Fenster ist nicht notwendig." Schließlich habe man beim Umbau dezentrale Lüftungsgeräte in den Klassenzimmern sowie in den Fachräumen installiert, die für die Frischluft zuständig sind. Diese würden die CO₂-Werte ständig kontrollieren und dafür sorgen, dass die Räume immer mit genügend frischer Luft versorgt werden.

Dass das nicht ausreicht, ist sich allerdings der besorgte Vater sicher. Denn durch die großen Fenster würden sich die Räume im Sommer stark aufheizen. Zudem wird die Lüftung laut Aussage seines Sohnes nur während der Pausen eingeschaltet. Sie sei so laut, dass die Schüler die Lehrer kaum verstehen könnten. Außerdem sauge die Anlage lediglich die warme Luft von außen an und bringe keine Kühlung.

Die Sorge einiger Eltern ist nun, dass vor allem im Sommer unzumutbare Zustände in den Klassenzimmern herrschen werden, die den Schülern das Lernen unmöglich machen. Eine besondere Schwierigkeit stellen zudem die Fachräume von Haushalt und Ernährung, Chemie, Werken und IT dar. Denn hier können sehr starke Gerüche sowie Staub entstehen. Dass einmal sogar beide Hausmeister der Realschule sowie des benachbarten Gymnasiums in den Werkraum gerufen werden mussten, weil es beim Schleifen gestaubt habe, berichtet der ärgerliche Vater. Stoßlüften ist somit nur in besonderen Fällen und eher selten möglich.

Das Landratsamt will den Schaden schnell beheben

Dass dies auf lange Sicht keine gute Lösung ist, scheint auch dem Landratsamt klar zu sein. Bis endgültig geklärt ist, wer für den Schaden verantwortlich ist, und bis dieser behoben wird, sei man bestrebt, "dass ein bestimmter Fensterflügel pro Raum wieder freigegeben wird". Das Amt bittet bis dahin um Geduld.

Auch Elternbeirat und Schulleitung seien natürlich daran interessiert, dass einige Fensterflügel möglichst zeitnah wieder geöffnet werden können, lässt Elternbeiratsvorsitzende Michaela Huber wissen. Sie betont, dass die Schulleitung, die sich selbst nicht äußern will, keine Schuld trifft: "Die Schulleitung hat sich hier sehr intensiv für die Schulgemeinschaft eingesetzt und alles getan, um den Schülern die Umstände so erträglich wie möglich zu machen."

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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