Markt Schwaben:Aus dem Leben gegriffen

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Die Jahresausstellung des Camera-Clubs in Markt Schwaben begeistert mit 30 Stellwänden die Besucher. (Foto: Christian Endt)

Der Camera-Club inszeniert die Besonderheiten des Alltags

Von Karin Kampwerth, Markt Schwaben

Gut, dass es im ersten Stock des Markt Schwabener Rathauses eine Kuchenbar gab. Eine willkommene Stärkung für die zahlreichen Gäste, denn die Jahresausstellung des Camera-Clubs am vergangenen Wochenende war an Exponaten genauso umfangreich wie thematisch vielfältig. Letzteres ließ der Titel, mit dem die Ausstellung überschrieben war, allerdings erahnen. "Die Welt, in der wir leben" zeigte komprimiert auf 30 Stellwänden einen Ausschnitt aus Unternehmungen, Reisen, Sport und Begegnungen der Club-Mitglieder. Wie Schnappschüsse aus dem Alltag, aber immer mit dem Blick für den besonderen Moment. Wolfgang Keil zum Beispiel setzte sich mit der für seine Arbeiten typisch malerischen Bildsprache mit dem Golfsport auseinander. Keil, der auch Vorsitzender des Camera-Clubs ist, inszenierte das Ereignis zwischen konzentriertem Abschlag, kleinem Plausch und kühlem Einputten als sinnlichen Farbrausch in Rot-grün.

In der Technik ähnlich, von der Location her aber vollkommen unterschiedlich widmete sich Klaus Lüder den als "Lost Places" überschriebenen Azoren. Wobei er mit der farbigen Nachbearbeitung verlassener Gebäude und wuchernder Vegetation den fotografischen Zeigefinger in die Wunde der Landflucht legt. Ebenfalls von einer Reise stammen die Fotografien von Walter Schneider, die sich mit dem Monument Valley im amerikanischen Wilden Westen befassen. Die Felsformationen komponierte Schneider als bizarre Mondlandschaft in Schwarz-weiß.

Ohnehin sammelten die Aussteller die Motive ihrer Exponate auf zahlreichen Reisen. Da ist die blaue Stunde auf Sizilien von Robert Müller ebenso thematisiert wie das Fest des "Aufsteierns" in Graz, feinstes Murano-Glas von Erika Müller oder die mystischen Nordlichter von Karl Huber, - aufgenommen nach stundenlangem Warten während einer "eiskalten Vollmondnacht", in Tromsö, wie Huber in der Legende berichtet.

Weil zu der "Welt, in der wir leben", aber auch Heimisches, Vertrautes oder gar Niedliches gehört, widmete sich Annegret Kawan putzigen Nutrianen bei der Fellpflege, Walter Schneider fing die Bergwelt hinter dem Walchen- und Eibsee ein und Günther Keil zeigte Volksmusiker während einer Wohltätigkeitsveranstaltung in Pliening.

Einen fotografischen Nachruf gestaltete der Camera-Club auf der Galerie des Rathauses im ersten Stock, der der Arbeit von Walter Keilhauer gewidmet war. Das Gründungsmitglied des Vereins war am 13. September verstorben. Er sei ein "Fotograf aus Leidenschaft" gewesen, heißt im Programm der Jahresausstellung. Dass Keilhauers Herz für seine Heimat schlug, zeigte die Retrospektive mit einer Auswahl an Motiven aus dem Schwabener Moos, aber auch mit einem weiteren Schwerpunkt, den Keilhauer mit Theater- und Tanzfotografiegesetzt hat. Zahlreiche Auszeichnungen des Verbandes für Fotografie hatte Keilhauer allerdings erhalten, weil er, selbst Trompeter, es schaffte, in seinen Bildern von Konzerten die Seele der Musik abzubilden.

© SZ vom 15.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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