Landkreis:Willkommener Geldsegen

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Grafing, Hohenlinden und Steinhöring profitieren vom Städtebauförderprogramm der Staatsregierung. An manchen Stellen scheint die Notwendigkeit dazu aber fragwürdig

Von Anselm Schindler, Landkreis

45 Millionen Euro an 310 bayerische Städte und Gemeinden: Das sind, kurz gefasst, die Eckdaten des diesjährigen Städtebauförderprogramms des Freistaates. Mit dem Geld soll ausgewählten Städten und Gemeinden in Bayern finanziell unter die Arme gegriffen werden. Es geht dabei vor allem um die Sanierung von Ortskernen, "Ort schafft Mitte" heißt das Programm. Von den 45 Millionen fließen rund 375 000 Euro in den Landkreis. In Grafing, Hohenlinden und Steinhöring dürfen sich die Gemeindeverwaltungen über mehr finanziellen Spielraum freuen.

Gefreut hatte sich auch Emmerings Bürgermeister Max Maier. Vorerst. Denn in der Liste der geförderten Kommunen tauchte auch Emmering auf. Doch ein Anruf bei der Obersten Baubehörde ergab, dass dieser ein Fehler unterlaufen war, denn auch im Landkreis Fürstenfeld-Bruck existiert eine Gemeinde mit dem Namen Emmering. Der gleichnamige Ort im Landkreis Ebersberg geht vorerst leer aus.

Im Gegensatz zu drei anderen Ortschaften im Landkreis. Wie Hohenlinden: Die Gemeinde bekommt im Rahmen des Förderprogramms 60 000 Euro. Und damit hat Rathaus-Chef Ludwig Maurer viel vor: An zwei Stellen sollen an der Münchner Straße Querungshilfen die Sicherheit von Fahrradfahrern und Fußgängern verbessern. "Gerade für Menschen, die nicht so mobil sind, ist das ein großer Vorteil", erklärt Bürgermeister Ludwig Maurer. Auch soll die Ortsmitte saniert werden, die "Gehwege sind da teilweise kaputt", schildert Maurer die Situation, er wünscht sich einen grünen, einladenden Ortskern mit weniger Asphalt. Und das wird kostspielig, schließlich muss das Erdreich aufgebrochen, zahlreiche Rohre und Kabel müssen neu verlegt werden. Für die Baumaßnahmen waren die 60 000 Euro bereits eingeplant, als die Gemeinde einen Ideenwettbewerb für die Umgestaltungen ins Leben rief. "Wir haben uns zwar nicht darauf verlassen, dass es klappt, aber gehofft haben wir das schon", berichtet Maurer.

Einen Zuschuss bekommt auch die Stadt Grafing: 285 000 Euro werden der Kommune für die Altstadtsanierung zur Verfügung gestellt. Diese umfasst den gesamten Bereich von der Kirche über den Marktplatz bis hin zur neuen Gartenstraße. Teil des Projektes ist auch eine große Tiefgarage an der Rotter Straße. 54 unterirdische Stellplätze sollen die Innenstadt entlasten. "Ohne diese Förderung hätte die Stadt diese Tiefgaragenebene nicht erwerben können", bekräftigt Bürgermeisterin Angelika Obermayr.

Gerade in den vergangenen Jahren sind viele bayerische Gemeinden in finanzielle Bedrängnis geraten, oft fehlt Geld schon beim Nötigsten, bei den Schulen, in Kindergärten und Seniorenheimen. Blickt man in den Landkreis, scheint die Welt - oder zumindest der Geldbeutel der Kommunen - noch eher in Ordnung zu sein. Der Landkreis gehört definitiv zu den reicheren in Bayern. Da mag es verwundern, dass der Freistaat gerade hier mit Fördergeldern anschiebt. Bestes Beispiel: Steinhöring. Dank Gewerbesteuereinnahmen von rund 800 000 Euro im vergangenen Jahr und 1,5 Millionen Euro Rücklagen braucht sich die Gemeinde wohl so schnell keine Sorgen um das nötige Kleingeld zu machen. Durch das Städtebauförderprogramm bekommt die Kommune aber noch 30 000 Euro oben drauf. Diese Summe fließt, wie es aussieht, vor allem in Verschönerungsmaßnahmen. "Wir wissen noch nicht genau was wir damit machen", sagt Alois Hofstetter, Steinhörings Bürgermeister. Es ist die Rede von Einzelvorhaben, aber was ist das? "Wir sind derzeit auf der Suche nach einem Planer" heißt es von Bürgermeister Hofstetter. Er meint einen Landschaftsarchitekten. Der soll "überall drüber schaun". Denn ein Fremder sehe Mängel leichter als ein Einheimischer ist Hofstetter überzeugt.

"Wir brauchen das Geld, es ist notwendig zur Verschönerung von Steinhöring" erklärt der Bürgermeister. "Wir hätten das sonst so nicht durchführen können". Und schließlich habe die Gemeinde Steinhöring - im Vergleich zu anderen Orten wie Ebersberg - noch keine Fördermittel bekommen. Auch im bayerischen Innenministerium findet man die Fördergelder angemessen - kein Wunder, dort werden sie schließlich auch genehmigt. Die Finanzkraft der Gemeinde Steinhöring liege - im Vergleich zu anderen bayerischen Gemeinden gleicher Größenordnung - unter dem Durchschnitt, heißt es auf Anfrage von der Pressestelle des bayerischen Innenministeriums.

Mit dem Geld will die Gemeinde voraussichtlich dem Platz zwischen Schule und Kirche ein neues, frisches Gesicht geben. "Denn die Kirche bekommt bald einen neuen Eingang und der Zwischenplatz könnte grüner sein", findet Bürgermeister Alois Hofstetter. Zudem wolle man mit den Geldern den Parkplatz vor dem Gasthof zur Post erneuern. "Es war nicht so schwer, die Förderung zu bekommen", freut sich Steinhörings Bürgermeister, auch wenn das Antragsverfahren noch nicht vollständig abgeschlossen sei. Ob es auch Fälle gebe, in denen Förderanträge im Rahmen des Städtebauprogramms abgelehnt würden? Es liege hierzu keine Statistik vor, heißt es dazu aus dem Innenministerium.

© SZ vom 11.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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