Landkreis Ebersberg:Willkommener Rückgang

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Im Jahr 2016 musste das Jugendamt weniger Heimeinweisungen und ähnliche Maßnahmen anordnen, was der Behörde 2,2 Millionen Euro gespart hat. (Foto: Christian Endt)

Die Kosten für Jugendhilfe sinken im Jahr 2016 deutlich. Der Grund sind vor allem geringere Fallzahlen, dadurch spart das Amt mehr als zwei Millionen Euro

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Seit Jahren gehen im Landkreis Ebersberg die Kosten für die Jugendhilfe immer konsequent in eine Richtung: nach oben. 2016 aber scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Die Ausgaben für die Jugendhilfe sanken deutlich, das Jugendamt brauchte nicht nur fast 2,2 Millionen Euro weniger als eigentlich für dieses Jahr eingeplant war, die Ausgaben lagen auch unter denen vom Jahr 2015. Die Finanzmanagerin des Landkreises Brigitte Keller bewertete das Ergebnis als "herausragend". Grund sind laut Jugendamtsleiter Christian Salberg vor allem gesunkene Fallzahlen. Von einer Trendumkehr wagte er aber nicht zu sprechen.

Keller zeigte sich in der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses höchst beeindruckt, ein solches Ergebnis habe sie in ihrer Amtszeit noch nicht erlebt, sagte sie. Die Zahlen entwickelten sich "von Jahr zu Jahr immer besser", was Keller vor allem Jugendamtsleiter Christian Salberg und seinem Team zuschrieb. Salberg habe "saubere Strukturen" und transparente Prozesse eingeführt, dies habe auch zur Folge, dass Hilfen gezielter eingesetzt werden könnten. Insgesamt waren im Jahr 2016 für den Bereich Jugendhilfe 13,7 Millionen Euro eingeplant gewesen, verbraucht wurden aber nur 11,5 Millionen. Im Jahr 2015 hatten die Ausgaben bei gut zwölf Millionen gelegen.

Warum die Fallzahlen sinken, weiß man im Amt auch nicht

Unter anderem sanken die Kosten für die stationäre Eingliederungshilfe. Hier zeigt sich deutlich, wie stark sich Einzelfälle finanziell auswirken können. Zehn Einzelfälle weniger bedeuten allein hier ein Minus bei den Ausgaben von 550 000 Euro. Auch die sozialpädagogischen Familienhilfen wurden von weniger Betroffenen benötigt als zunächst angenommen. Statt 94 fielen nur 76 Fälle an, das bedeutet, dass fast 238 000 Euro weniger hierfür ausgegeben werden mussten als geplant. Bei der stationären Heimerziehung bedeuten acht Fälle weniger 280 000 Euro Einsparungen.

Warum sich die Fallzahlen so deutlich nach unten entwickelt haben, konnte freilich auch der Jugendamtsleiter im Ausschuss nicht so recht begründen. "Ich habe befürchtet, dass Sie das fragen werden", räumte er offen ein, "aber wir wissen es nicht, wir können es nicht erklären." Voreilig wäre es laut Salberg, nun darauf zu setzen, dass die Entwicklung ständig weiter so positiv verläuft. Bereits in den ersten Monaten dieses Jahres gingen die Zahlen bereits wieder nach oben.

Ebenfalls gespart werden soll bei der Bürokratie

Dennoch wollen Salberg und sein Team in ihren Bemühungen nicht nachlassen, zu steuern, was steuerbar ist. Arbeitsprozesse und Verfahrensweisen im Jugendamt sollen auch künftig optimiert und verbessert werden, wie Martin Gansel, der für die Bezirkssozialarbeit zuständig ist, im Ausschuss erläuterte. Alle elf Bezirkssozialarbeiter, die federführend über Unterstützungsmaßnahmen für Kinder, Jugendliche und Familien entscheiden, sollen künftig exakt gleich vorgehen, was die Diagnostik betrifft. Anhand eines Formulars arbeiten sie einen umfangreichen Fragenkatalog ab.

Wie sind die jungen Menschen untergebracht, wie ist die medizinische Versorgung, wie die hygienische Situation? Wie haben sie sich entwickelt, wie selbständig sind sie, welches Sozialverhalten zeigen sie? Punkt für Punkt werden künftig standardisierte Fragen wie diese abgearbeitet, dabei jeweils Risiken und Ressourcen bewertet. Dadurch sollen die Arbeitsweisen qualitativ vereinheitlicht werden und die Entscheidungen transparenter und übersichtlicher gestaltet werden. "Eine gute Eingangsdiagnostik ist das A und O", erläuterte der Jugendamtsleiter. Fehler könnten hier zur Folge haben, dass nicht die richtige Maßnahme für das Kind oder den Jugendlichen gewählt würde. Zum einen würden dadurch Mittel falsch eingesetzt, zum anderen aber vor allem den Betroffenen nicht richtig geholfen. Eingesetzt werden soll das neue Instrument laut Salberg von Ende April an.

© SZ vom 10.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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