Landgericht München II:Martyrium auf dem Smartphone

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Ein 40-Jähriger soll seine Frau vergewaltigt, gedemütigt und mit einer Machete bedroht haben. Seine Taten filmte er teilweise mit dem Handy. Vor Gericht wirkt er teilnahmslos.

Von Andreas Salch, Ebersberg

Ein Pizzabäcker aus Ebersberg, der seine Frau auf unvorstellbare Weise gedemütigt, geschlagen und zweimal vergewaltigt haben soll, muss sich seit diesem Montag vor dem Landgericht München II verantworten. Die mutmaßliche Tat geschah Ende Mai vergangenen Jahres in der gemeinsamen Wohnung des Paares. Der Mann sitzt seither in Untersuchungshaft.

Zum Auftakt des Prozesses vor der 2. Strafkammer trug der breitschultrige und sportliche wirkende Angeklagte ein schwarzes Sweatshirt. Auf der Vorderseite stand in Großbuchstaben: "Beware I bite" (zu deutsch: "Vorsicht ich beiße"). Bei der Verlesung der Anklage wirkte der 40-Jährige teilnahmslos. Den Ermittlungen zufolge hatte er seine Frau bereits Anfang Mai vorigen Jahres aus einem nichtigen Grund attackiert. Nachdem er gegessen hatte, soll er seiner Frau befohlen haben, ihm noch ein Spiegelei zu braten. Als die ebenfalls 40-jährige Ehefrau entgegnete, sie sehe jetzt fern, habe der Pizzabäcker sie an den Haaren gepackt und von der Couch gezogen, heißt es in der Anklage weiter. Als sie auf dem Boden lag, soll er sie mit Schlägen und Tritten malträtiert haben.

Am frühen Abend des 26. Mai eskalierte die Situation erneut und es kam laut Anklage zu einem weiteren und noch weitaus brutaleren Übergriff. Zunächst soll der 40-Jährige seiner Frau unter anderem vorgehalten haben, dass sie ihm kein Mittagessen gemacht habe und den ganzen Tag außer Haus gewesen sei. Anschließend hielt er ihr angeblich eine Machete mit einer Klingenlänge von rund 45 Zentimetern an die linke Halsseite und soll gedroht haben: "Du wirst nicht in der Möglichkeit sein, die Polizei zu rufen, weil bis die Polizei kommt, wird dein Kopf mit einer dummen Grimasse neben deinem Körper liegen." Dann soll der Pizzabäcker seine Frau aufgefordert haben, ihm Kaffee zu kochen. Da dieser ihm aber nicht geschmeckt habe, soll er seine Frau auf übelste Weise beleidigt haben.

Im Laufe des Abends, so die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, hat sich die Situation weiter zugespitzt. Zunächst habe der Pizzabäcker auf dem Smartphone seiner Frau nach Textnachrichten gesucht und sie erneut bedroht. Als sie daraufhin die Wohnung verlassen wollte, soll ihr Mann sie mehrmals geohrfeigt haben. Dann soll er sie gezwungen haben, sich auszuziehen. Den Ermittlungen zufolge filmte der Pizzabäcker seine Frau dabei mit deren Smartphone. Anschließend, so die Staatsanwaltschaft, habe er sie vergewaltigt. Kurze Zeit später soll der 40-Jährige seine Frau gezwungen haben, ihn oral zu befriedigen. Auch dabei soll er sie wieder mit dem Smartphone gefilmt und sich danach ein weiteres Mal an ihr vergangen haben. Am frühen Morgen des nächsten Tages gelang es der 40-Jährigen, sich aus dem Schlafzimmer zu schleichen und die Polizei zu alarmieren.

Nach der Verlesung der Anklage erklärte der Pizzabäcker über seinen Verteidiger, er wolle eine Übersetzung der kompletten Anklageschrift ins Serbische, seiner Muttersprache. Richter Oliver Ottmann zeigte sich hierüber sehr verwundert. Denn bislang habe sich der 40-Jährige problemlos auf Deutsch verständigen können. Der Prozess wird fortgesetzt.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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