Kommentar:Mangelnde Initiative

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53 Asylbewerber wohnen im Landkreis. Wenig eingebracht haben sich bisher die Gemeinden. Sie sollten endlich einmal Ideen entwickeln, wie sie die Flüchtlinge unterstützen könnten.

Inga Rahmsdorf

Hört man sich unter den Asylbewerbern um, die seit einigen Monaten im Landkreis leben, sagen viele, dass sie sich hier wohl fühlen. Ziel verfehlt, wenn es nach dem Freistaat Bayern geht. Der drückt sich in seiner Asyldurchführungsverordnung ziemlich deutlich aus und schreibt vor, dass die Unterbringung "die Bereitschaft zur Rückkehr in das Heimatland fördern soll". Also, bloß nicht so viel unternehmen, dass die Flüchtlinge sich hier auch noch wohl fühlen könnten. Die deutsche Asylpolitik offenbart erschreckende Abgründe eines Landes, das sich sonst so gerne Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte auf seine Fahnen schreibt.

Glücklicherweise gibt es im Landkreis viele, die dazu beitragen, das gegensätzliche Ziel vom Freistaat Bayern zu erreichen. Dazu gehört in erster Linie der Verein Ausländerhilfe und das Engagement all seiner Ehrenamtlichen, die Deutsch unterrichten, sich um die Flüchtlinge kümmern, sie im Alltag unterstützen und ihnen zu verstehen geben, dass sie hier willkommen sind. Sie alle leisten den allergrößten Teil der Arbeit. Dazu zählen aber auch die Mitarbeiter des Landratsamtes, die Wohnungen suchen und einrichten. Dazu zählen auch die Wohnungsbesitzer, die ihre Räume nicht auf dem Markt anbieten, sondern für Flüchtlinge an das Landratsamt vermieten.

Wenig eingebracht haben sich dagegen bisher die Gemeinden. Gut, das Landratsamt ist dazu verpflichtet, sich um die dezentrale Unterbringung zu kümmern. Den Gemeinden kommt hier offiziell keine Aufgabe zu. Doch sollten sich alle Bürgermeister und Gemeinderäte einmal ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, wie auch sie dazu beitragen können, die Flüchtlinge zu unterstützen. Das fängt bei der Frage an, ob die Gemeinden nicht doch irgendwo Wohnraum vermieten könnten. Es geht aber darüber hinaus. Auch bei der sozialen Einbindung - bei Themen wie Sportverein, Deutschunterricht und Krippenplätze - könnten die Gemeinden endlich einmal Ideen entwickeln und die Initiative ergreifen.

© SZ vom 09.05.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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