Kommentar:Im stetigen Sinkflug

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Die CSU im Landkreis hat in den vergangenen Jahren ihre herausragende Stellung verloren. Diese Entwicklung zu stoppen, wird die zentrale Aufgabe für den Nachfolger von Angelika Niebler werden.

Von Wieland Bögel

"Don't swap horses in midstream - wechsle nicht die Pferde mitten im Fluss." An diese von Abraham Lincoln gerne verwendete Weisheit aus der amerikanischen Pionierzeit hält sich auch die Kreis-CSU: Nachdem man über den breiten Fluss des Superwahldoppeljahres 2013/2014 gesetzt hat, tauscht man die Zugpferde, also die Führungsspitze des Kreisverbandes, aus. Dass diesen nun nach der turbulenten Überfahrt erst einmal ein gemütlicher Trab durch die Ebene bevorsteht, ist aber nicht zu erwarten.

Zumindest auf den ersten Blick ist die Situation der CSU zwischen Anzing und Aßling durchaus komfortabel. So stellen die Christsozialen nicht nur den Landrat, sondern gut die Hälfte aller Bürgermeister im Landkreis. In den vor einem Jahr neu gewählten Stadt- und Gemeinderäten ist die CSU in 15 der 21 Gremien stärkste Kraft. Ebenso wie im Kreistag und auch bei der Land-, Bundestags- sowie der Europawahl war am Wahlabend stets der schwarze Balken am größten. Aber eben nicht mehr so groß, wie er schon war.

Denn ganz trocken hat die CSU den Fluss des Superwahljahres nicht überquert, stellenweise ging es ganz schön nass rein. In der Hälfte aller Landkreiskommunen haben die Christsozialen vor einem Jahr schlechter abgeschnitten als bei den Wahlen 2008. In einigen Fällen wie in Vaterstetten und Grafing drastisch - hier verlor die CSU je gut ein Viertel ihrer Mandate -, meist aber schleichend. In vielen Kommunen und auch im Kreistag setzte sich damit ein Trend fort, der nun schon seit einigen Wahlperioden zu beobachten ist: Die CSU stürzt nicht ab, aber sie ist im stetigen Sinkflug. Die Zeiten der absoluten Mehrheiten sind lange dahin, in genau einer Kommune des Landkreises, in Oberpframmern, stellt die CSU derzeit noch mehr als die Hälfte der Gemeinderäte.

Dieser Trend war bereits absehbar, als Angelika Niebler den Kreisvorsitz übernommen hat. Auch bei den Wahlen zuvor hatte die CSU Stimmen verloren. Dass Niebler nun ihren Posten räumt und sich komplett aus dem Vorstand zurückzieht, ist auch ein Eingeständnis des Scheiterns, dass es nicht gelang, den Sinkflug zu stoppen. Denn für CSU-Verhältnisse ist eine Amtsaufgabe nach vier Jahren geradezu abrupt: Nieblers Vorgängerin Christa Stewens stand der Kreis-CSU acht, ihr Vorgänger Josef Hollerith zehn und dessen Vorgänger Richard Gürteler sogar 26 Jahre lang vor. Wie lange es der designierte Kreisvorsitzende Thomas Huber an der Spitze aushalten wird, wird wohl erst die nächste Flussüberquerung, also das Ergebnis der kommenden Wahlen, zeigen. Eines lässt sich aber jetzt schon sagen: Zu erreichen, dass es dabei nicht noch nasser für die CSU wird, das dürfte noch ein hartes Stück Arbeit werden.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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