Kommentar:Dimensionen des Knödels

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Kein Wirt ist verantwortlich für die Gesinnung seiner Gäste - aber dafür, wen man als solchen betrachtet

Von Anselm Schindler

Nach monatelanger Suche hat der AfD-Kreisverband Ebersberg-Erding einen Ort gefunden, an dem der wegen antisemitischer und sexistischer Äußerungen umstrittene Politiker Martin Hohmann, früher CDU, jetzt AfD, auftreten kann. Im vergangenen November musste die Partei die schon länger geplante Veranstaltung gleich zwei Mal abblasen, weil kein Wirt im Landkreis Hohmann in seiner Stube auftreten lassen wollte. Erst wurde die Partei von der Ebersberger Alm, dann vom Altschütz in Vaterstetten wieder ausgeladen.

Doch dieses Mal scheint es für die Partei zu klappen, an diesem Donnerstagabend soll Hohmann im Plieninger Bürgerhaus auftreten. Dass er dagegen jetzt nicht mehr vorgeht, kann man Bürgermeister Roland Frick (CSU) nicht vorwerfen. Denn hat der Bürgermeister, oder, wie in diesem Fall ein Stellvertreter, die Raumbuchung erst einmal unterschrieben, ist sie aus rechtlichen Gründen kaum noch rückgängig zu machen. Einen anderen Vorwurf muss sich die Gemeindeverwaltung aber durchaus gefallen lassen: Dass sie offenbar von vornherein zu wenig darauf achtet, welche Mieter sie sich ins Haus holt.

Wenn die AfD und ihre Referenten erst einmal auf der Matte stehen, ist es oft zu spät. Doch so weit müsste es in vielen Fällen erst gar nicht kommen. Ratsam wäre es, und das gilt für Gemeindeverwaltungen wie auch für Gaststätten, nicht bei jeder Raumbuchung gleich zuzusagen. Augen auf bei der Gastwahl! Es ist allemal leichter, eine Anfrage gleich abzuwimmeln, als im Nachhinein Ärger oder gar einen Rechtsstreit zu riskieren. Das zeigten bereits die Ausladungen im vergangenen November.

Berechtigte Kritik gibt es auch an der Plieninger Gastwirtschaft, welche das Catering für den Hohmann-Auftritt stellt. Der Wirt hatte zwar betont, keine AfD-Veranstaltungen in seinen Räumlichkeiten zulassen zu wollen, doch das mehr aus Angst davor, Zielscheibe von Anfeindungen zu werden.

Zwar sollte man auch eine Gastwirtschaft nicht pauschal für die Gesinnung derer, für die sie die Knödel ins Wasser wirft, aburteilen. Doch wenn der Wirt die Kritik am Catering mit der Aussage, die AfD sei eine zugelassene Partei, abzuwehren versucht, dann spielt er den Auftritt eines bundesweit bekannten rechten Scharfmachers, namentlich Martin Hohmann, herunter.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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