Kirchseeon:Willkommene Chefin

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Schaut sich Simone Voit bereits nach geeigneten Tanzpartnern um? Als solche schätzt sie zumindest ihr Stellvertreter. (Foto: Christian Endt)

Simone Voit wird offiziell am Kirchseeoner Gymnasium begrüßt

Von Jan Schwenkenbecher, Kirchseeon

"Herzlich Willkommen", begrüßte Simone Voit die etwa 120 Gäste in der Aula des Kirchseeoner Gymnasiums am Freitagvormittag. Dabei waren Lehrer, Schüler und Eltern gekommen, um sie offiziell als neue Direktorin der Schule zu begrüßen. Voit tritt die Nachfolge von Gabriele Söllheim an, die im vergangenen Jahr verstarb.

Voit, die seit September zum ersten Mal eine Schule leitet, sagte in ihrer Rede, sie habe sich vorab informiert, was gute Führung auszeichne. Dabei habe sie in diversen Ratgebern gelesen, dass Frauen in Leitungspositionen hart, mitunter sogar arrogant auftreten sollten, um respektiert zu werden. "Ich glaube aber, das geht anders", sagte sie und zählte auf, was gute Führung für sie bedeute: authentisches Auftreten, gut zuhören, Humor, Neugierde und allen auf Augenhöhe begegnen.

Dass die 58-Jährige alle diese Attribute verkörpert, daran ließen die zahlreichen Laudatoren keinen Zweifel. Der stellvertretende Schulleiter Christian Czempinski lobte Voits Ironie, ihren Esprit und ihre Bescheidenheit. Gleichzeitig bezeichnete er sie im übertragenen Sinn als "höchst angenehme Tanzpartnerin" und fügte als ihr Stellvertreter hinzu: "Von der man sich auch als Mann gerne führen lässt." Nur halb im Spaß warnte er noch vor dem Geldgeber der Schule, dem Landkreis: Diesem Tanzpartner solle sie unabsichtlich aber kräftig auf die Füße treten.

Das hat sie aber schon längst getan. Voit beantragte beim Landkreis, der in Person von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) ebenfalls anwesend war, eine Erweiterung der Schule. Auch Niedergesäß hieß Voit willkommen und verkündete, dass sich für den gestellten Antrag sicher eine Lösung finden lasse. Und dass er durchaus festes Schuhwerk zum Tanzen habe.

Zwischen diversen Musik-, Sport-, Tanz- und Theaterdarbietungen der Schüler fasste Richard Rühl, Ministerialbeauftragte für Gymnasien in Oberbayern Ost, für die Gäste kurz Voits Lebenslauf zusammen. Die gebürtige Nürnbergerin studierte Wirtschaftswissenschaften und Deutsch in München und absolvierte anschließend ein Referendariat in Ingolstadt. Danach unterrichtete sie in Moosach und Unterhaching. Von März 2013 bis Ende des vergangenen Schuljahres war sie die stellvertretende Direktorin am Rupprecht-Gymnasium in München. Rühl lobte zudem die pädagogische Fähigkeiten der Oberstudiendirektorin, ihre Innovationsbereitschaft und ihre Belastbarkeit. Er empfahl ihr, immer das Gespräch mit Kollegen, aber auch mit Schülern zu suchen und auch dann auf Konsens zu setzen, wenn eine strikte Dienstanweisung möglich wäre. "Eine offene Tür der Schulleitung ist ein hohes Gut", so Rühl.

In sympathischer Gelassenheit freute sich auch Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel (CSU) über die neue Direktorin: "Zum Beruflichen kann ich nicht viel sagen, ich kenne sie ja kaum", sagte Ockel, "aber es wird sein, wie beim Bürgermeister: Ist schon besser, wenn man einen hat." Sein erster Eindruck von Voit sei aber "top" gewesen. Auch die Vorsitzende des Elternbeirats, Janet Lörner, begrüßte die "offene, aufgeschlossene und kommunikative" Direktorin, und Schülersprecher Jannis Kudjakov erzählte, wie Voit gleich beim ersten Treffen alle Bedenken der Schüler ausräumte, da sie "sehr menschlich" den Wert der Freizeit hervorhob. Vielen anderen gehe der Gedanke an das Leben neben der Schule verloren, besonders in der Oberstufe.

Dass ihr das Wohlergehen der Schüler wichtig ist, machte Voit auch selbst deutlich: "Wie lernen Schüler mit Freude?" fragte sie und schob gleich nach, was sie als Schulleiterin erreichen möchte - nämlich die "Erziehung und Bildung mündiger, kritischer und hinterfragender Schüler."

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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