Es dürfte eines der ungewöhnlichsten Anliegen sein, mit dem der Marktgemeinderat in Kirchseeon es je zu tun hatte. Eine Bürgerin aus Eglharting forderte von der Verwaltung: Bitte schützt meinen Baum auf meinem Grundstück! Sie wollte, dass eine Buche auf ihrem Grundstück als "besonders schützenswert" eingestuft wird. Nun könnte man sich fragen, wieso jemand einen Baum auf seinem eigenen Grundstück unter Schutz stellen lassen möchte. Die Eigentümerin begründete das so: Sie habe Angst, dass in Zukunft Nachbarn fordern könnten, die Buche zu fällen. Ihre Angst ist nicht unbegründet, denn in Kirchseeon gab es in den vergangenen Monaten und Jahren zahlreiche Eklats, was Bäume betrifft.
2013 beispielsweise eskalierte ein Nachbarschaftsstreit in Eglharting an der Hauptstraße 39. Auf dem Grundstück dort standen eine Esche, eine Buche und eine Eiche, was eine Nachbarin zunehmend ärgerte. Sie beschwerte sich über den Schatten, den die Bäume auf ihr Grundstück warfen und zog vor Gericht. In einem Zivilverfahren entschied das Amtsgericht Ebersberg, dass alle Äste, die über die Grundstücksgrenze in den Nachbargarten ragten, abgeschnitten werden dürften.
Dass ihrer Buche in Zukunft irgendein Schaden zugefügt werde, wolle die Eigentümerin in Eglharting eben verhindern, sagte Bürgermeister Udo Ockel (CSU). Die Buche sei, nach Einschätzung von Experten des Landratsamtes, in einem "absolut vitalen" Zustand. Das Alter des Baumes schätzen sie auf 70 Jahre. Der Marktgemeinderat stimmte geschlossen dafür, die Buche unter Schutz zu stellen. Mit der Entscheidung kann die Eigentümerin zwar ein wenig beruhigter sein, dass der Baum aber tatsächlich immer so stehen bleiben wird, ist damit nicht gesichert. Denn im Fall von 2013 musste am Ende der Marktgemeinderat schlichten, denn das Gerichtsurteil führte zu noch mehr Ärger. Also entschied das Gremium dann doch, die Esche und Buche zu fällen, obwohl die Buche unter Schutz stand.