Kirchseeon:Kleine Schritte zum großen Ziel

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Silvia Burgmeier ist die Klimaschutzmanagerin in Kirchseeon. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Silvia Burgmeier will bis 2030 die Energiewende in Kirchseeon realisieren

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Seit Sommer ist sie die Frau für das gute Klima in Kirchseeon: Silvia Burgmeier. Die 28-Jährige ist Klimaschutzmanagerin der Gemeinde. In den nächsten 15 Jahren werde wohl einiges in Kirchseeon passieren, lässt sich im Gespräch mit ihr ausmachen. Aber was genau macht eine Klimaschutzmanagerin und wieso braucht eine Gemeinde eine solche? Silvia Burgmeier erzählt, was sie in Kirchseeon bewegen möchte. Es sind große und kleine Dinge, die die Münchnerin anpacken will. Rein formal habe sie erst einmal die Aufgabe, das Klimaschutzkonzept einer Gemeinde umzusetzen, sagt sie. In diesem Konzept werden gemeindliche Gebäude und Einrichtungen von einer Firma analysiert, wie viel Strom, Wärme und Wasser verbraucht wird und wie viel Kohlenstoffdioxid ausgestoßen wird.

Das Klimaschutzkonzept Kirchseeons konzentriert sich vor allem auf einen Punkt: Bis 2030 soll sich die Gemeinde gänzlich ohne fossile Energieträger versorgen. Doch der Weg dahin ist weit. Damit das Ziel erreicht wird, dafür gibt es Silvia Burgmeier. Sie soll die Energiewende in Kirchseeon aktiv vorantreiben. Die 28-Jährige studierte Umweltmanagement und Umweltplanung. "Ich habe mich schon immer für Umwelt und Natur interessiert", sagt sie. Der Klimawandel war eines ihrer Vertiefungsthemen an der Technischen Universität München gewesen. Dass es nach dem Masterstudium dann ein Arbeitsfeld werden sollte, in dem sie tatsächlich aktiv etwas verändern könne, sei eine ihrer großen Hoffnungen gewesen.

Der Beruf des Klimaschutzmanagers oder eines Energiebeauftragten ist ein Teilbereich der kommunalen und städtischen Verwaltung, der in den vergangenen Jahren immer stärker forciert wurde. Das liegt vor allem daran, dass die Energiewende immer stärker dezentralisiert wird und sich Kommunen lokal mit erneuerbarer Energie versorgen. Genau diese Entwicklung findet Silvia Burgmeier "äußerst reizvoll und sehr abwechslungsreich". Ihre ersten großen Projekte in Kirchseeon konzentrieren sich auf kommunale Liegenschaften, also auf Gebäude und Einrichtungen der Gemeinde wie Schule, Hallenbad oder Verwaltungsgebäude. Dort soll ein sogenannter Energiebericht erstellt werden. Darin könne man erkennen, wie viel Wasser, Wärme und Strom wann und wo verbraucht werden, erklärt Burgmeier - und schnell feststellen, wo es zu einer "Fehlentwicklung" kommt, wo also Energie sinnlos verbraucht wird. "So kann dann Energie gespart werden", sagt die 28-Jährige.

Mit kleinen Maßnahmen will die Klimaschutzmanagerin versuchen, Stück für Stück Energie einzusparen. Das beginnt damit, dass sie an das Verhalten jedes Einzelnen appelliert, beispielsweise, dass die Heizung beim Lüften abgedreht wird. Größere Maßnahmen können sich dann vor allem auf energetische Sanierung von Gebäuden konzentrieren, sogenannte "investive Maßnahmen".

Doch auch die Bürger sollen miteinbezogen und motiviert werden. Das betont auch der Klimaschutzmanager des Landkreises Ebersberg, Hans Gröbmayr. Die Energiewende beginne beim Bürger in den Kommunen, sagt er. Für Silvia Burgmeier heißt das, dass sie viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit bei den Kirchseeonern leisten muss. Deshalb hat es an der Grund- und Mittelschule Kirchseeon einen Wettbewerb gegeben, an dem die vierten und neunten Klassen teilgenommen haben. Ziel war es, ein themenspezifisches Logo für den Klimaschutz zu entwerfen. "Ich habe dann auch die Klassen besucht und sie über Klima und Energie aufgeklärt", erzählt Burgmeier. Für die 28-Jährige seien es genau diese kleinen Dinge, mit denen man "sichtbar" schon jetzt etwas bewegen könne. Jeder müsse für das Thema sensibilisiert werden.

Die Bürger Kirchseeons bekommen aus Burgmeiers Sicht zahlreiche Möglichkeiten, zur Energiewende beizutragen. Jeder könne zu ihr kommen, um sich zu informieren, wie er in Zukunft Energie einsparen kann. Bauliche Veränderungen von Gebäuden beispielsweise werden von Bund oder Freistaat gefördert. Der neugegründete Arbeitskreis 2030 soll den Bürgern eine Plattform bieten, aktiv teilzunehmen und an neuen Ideen mitzuarbeiten, sagt Burgmeier. Die nächste Sitzung findet am 28. Januar im Rathaus statt. Außerdem sollen die Bürger in diesem Jahr die Möglichkeit bekommen, an einem thermografischen Spaziergang der Energieagentur des Landkreises teilzunehmen. Das Haus oder die Wohnung jedes Bürgers, der teilnimmt, werde dann mithilfe einer Kamera gemessen, um zu schauen, wo Energie verloren geht. Die Gemeinde Kirchseeon übernimmt dafür die Kosten.

Die Kommune hat zusätzlich geplant, ein Solarpotenzialkataster in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ebersberg zu erstellen. In dem Kataster kann jeder sein Gebäude am Computer individuell bewerten lassen, ob es für eine Solaranlage auf dem Dach infrage käme.

Einer der größten Pläne von Silvia Burgmeier ist aber die Umstellung der Energieversorgung in Kirchseeon. "Im Energienutzungsplan des Landkreises wurde das Leuchtturmprojekt vorgestellt, das den Ausbau der Nahwärmeversorgung um das Schulzentrum vorsieht", sagt sie. Die Gemeinde will sich in Zukunft verstärkt mit Nahwärme versorgen. Dabei werde die Einbindung eines Biomasse-Heizwerks untersucht, an das sich dann auch private Gebäude angliedern könnten. Möglicher Standort eines Heizwerks sei am Spannleitenberg.

© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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