Kirchseeon:Immer am Netz

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Seit Donnerstag steht das Aggregat neben dem Rathaus, rot wie ein Feuerwehrauto. Zum Einsatz kam es bisher noch nicht. (Foto: Christian Endt)

Um für einen Notfall gerüstet zu sein, hat Kirchseeon ein Stromerzeugungsaggregat angeschafft. Damit es funktioniert, wird im Rathaus gerade umgebaut

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Eine Katastrophe sieht Bürgermeister Udo Ockel auf Kirchseeon zwar nicht unbedingt zurollen. Aber auszuschließen sei so etwas wohl nie, sagt er. Der Orkan Niklas habe erst kürzlich gezeigt, wie zerstörerisch die Natur sein kann. In Deutschland riss er einige Menschen in den Tod. In Kirchseeon will man für einen Ernstfall gut vorbereitet sein. "Einsatzfähig bleiben", sagt Ockel. Einsatzfähig in einer Notsituation, in der es gilt, schnell zu handeln, Menschen Schutz zu bieten oder ihnen zu helfen.

Aus diesem Grund hat der Gemeinderat 2013 beschlossen, ein Stromerzeugungsaggregat für den Notfall zu kaufen. 55 000 Euro kostete die Maschine, die so groß ist wie ein Pkw-Anhänger und wie ein solcher transportiert wird. Seit Donnerstag steht sie neben dem Rathaus, rot wie ein Feuerwehrauto. Zum Einsatz kam es bisher noch nicht.

Um das Rathaus im Notfall mit Energie zu versorgen, muss dort aber erst noch umgebaut werden, denn einfach nur den Stecker in das Aggregat zu stecken, funktioniere nicht, sagt Udo Ockel. Damit der erzeugte Strom in das Netz des Rathauses gelangt, müssen viele neue Leitungen verlegt werden. In jedes einzelne Stockwerk. Deshalb wurde die gesamte Stromversorgung des Rathauses, des Hallenbades, der Schule und der Bücherei vorübergehend abgestellt und für den öffentlichen Betrieb geschlossen, weil alle Einrichtungen vom gleichen Knotenpunkt aus versorgt werden. Wichtige Bereiche wurden in dieser Zeit jedoch bereits durch das Notstromaggregat mit Energie versorgt - die Heizungsanlage beispielsweise. Von Sonntag an sollen alle Einrichtungen dann wieder regulär am Netz hängen und in den Alltagsbetrieb übergehen. Damit sei auch der Schulbetrieb von Montag an gewährleistet, heißt es.

Der Umbau des Rathauses und der Feuerwehrwache kostet 60 000 Euro. "Viel Geld", wie Ockel sagt, das jedoch auch gut und zum Wohl der Bürger investiert werde. Teuer wird der Umbau deshalb, weil das bestehende Stromleitungsnetz im Gebäudekomplex nicht genutzt werden kann, sondern ein eigenes, gesondertes und geschlossenes Stromnetz installiert werden muss. In dieses könne der erzeugte Notstrom bei Bedarf dann eingespeist werden. So sei man in Zukunft für Krisen gut vorbereitet und völlig unabhängig von der Außenwelt. "Wir sehen das Rathaus als Anlaufstelle für die Bürger, wenn es bei einer Katastrophe keinen Strom gibt", sagt Ockel. Jeder habe so die Möglichkeit, im Notfall zu telefonieren oder Nachrichten zu übermitteln. Aber auch im Falle von Evakuierungen stünden die Räumlichkeiten des Rathauses zur Verfügung, "zum Beispiel für Kinder", sagt Ockel. "Natürlich hoffen wir, dass es keine Katastrophen in absehbarer Zeit bei uns gibt." Aber falls doch, wären die Voraussetzung diese zu managen, durch eine sichere Stromversorgung gegeben. Das Rathaus werde dann zu einem kleinen "Kommunikations- und Krisenzentrum" für Kirchseeon.

In der Regel steht das Stromerzeugungsaggregat auf dem Gelände des Bauhofs und wird bei Bedarf zum Rathaus transportiert, das bei einer eventuellen Krise die Erstnutzungsrechte hat. Bei speziellen Einsätzen könne das Dieselaggregat mit einer Maximalleistung von 80 Kilowattampère von Feuerwehr und Rettungskräften jedoch ebenfalls genutzt werden. Hilfreich kann auch der zusätzlich angeschaffte Lichtmast sein, der beispielsweise Unfallstellen ausleuchtet. Das Gerät wird im Notfall von der Feuerwehr betreut.

© SZ vom 10.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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