Kirchseeon:Im Norden sicher nichts Neues

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Für diesen Anwohner der B 304 war schon vor vier Jahren klar, wo die Umgehung hin soll, der neue Verkehrswegeplan favorisiert nun ebenfalls eine Südtrasse. (Foto: Christian Endt)

Der neue Bundesverkehrswegeplan enthält auch eine Umfahrung für Kirchseeon. Allerdings käme aus ökologischen und wirtschaftlichen Gründen wohl lediglich eine Variante im Süden der Gemeinde in Betracht

Von Wieland Bögel, Kirchseeon

Schlechte Nachrichten für Gegner der geplanten Kirchseeoner Südumfahrung. Laut dem neuen Bundesverkehrswegeplan gibt es wohl nur eine Möglichkeit, die B 304 und den Durchgangsverkehr aus Kirchseeon und Eglharting zu verbannen: Eine Trasse im Süden der Gemeinde. Keine der anderen Varianten ist nach Ansicht des Bundesverkehrsministeriums und des staatlichen Bauamtes machbar.

Mehr als drei Jahrzehnte wird in der Marktgemeinde bereits um eine Umgehung gerungen. Anfang der 80er Jahre gab es bereits Pläne für eine Trasse im Süden der Ortschaften - und erbitterten Widerstand dagegen. Die damalige Kritik ähnelt den Argumenten, die auch heute noch gegen eine Südumfahrung vorgebracht werden: Diese zerstöre land- und forstwirtschaftliche Gebiete, gefährde das Grundwasser und wertvolle Biotope. Aufgrund dieses Widerstandes spricht sich der Kirchseeoner Gemeinderat schließlich 1983 für eine Umfahrung im Norden durch den Forst aus. Diese wird zunächst auch vom zuständigen Straßenbauamt favorisiert, doch auch hier gibt es Protest: Naturschützer und Forstbehörde warnen vor Schäden am Bannwald. Dennoch gilt die Nordtrasse bis vor zehn Jahren als aussichtsreichster Kandidat für eine neue B 304.

Bis zum Juli 2012. Da stimmen die Kirchseeoner in einem Bürgerentscheid für die weiträumige Südumfahrung - allerdings mit der hauchdünnen Mehrheit von 50,44 Prozent. Da überhaupt nur jeder Dritte zur Wahl gegangen ist, sind es am Ende knapp 40 Stimmen, die den Ausschlag geben. Eigentlich hätte es im selben Jahr noch einen Bürgerentscheid über eine Tunnel-Lösung für die B 304 geben sollen. Doch der Gemeinderat kommt dem Votum der Kirchseeoner zuvor und beschließt sowohl die Südumgehung als auch den Tunnel für die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans anzumelden.

Doch offenbar vergeblich, wie der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer kürzlich mitteilte. Demnach sei im neuen Bundesverkehrswegeplan, der im Herbst vom Bundestag beschlossen werden soll, die Kirchseeoner Umfahrung zwar als "weiterer Bedarf mit Planungsrecht" eingestuft. Dies bedeutet, dass - sollte sich die Gemeinde auf eine Trasse einigen können - diese geplant und vom Bund auch gebaut und bezahlt würde. Als Zeitrahmen für das Projekt sieht Schurer die kommenden zehn bis 15 Jahre. Allerdings kämen dafür nur Trassen im Süden der Marktgemeinde in Frage, so Schurer weiter. Eine neue Straße durch den Forst sei komplett ausgeschlossen, sagt der Abgeordnete, dies habe ihm das zuständige Straßenbauamt kürzlich bestätigt. Denn nördlich von Kirchseeon ist der Forst besonders streng geschützt. Dort ist nicht nur Bannwald sondern auch ein Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, in dem seltene Tier- und Pflanzenarten leben. Ebenfalls geringe Aussichten gibt es laut Schurer für den Tunnel. Dieser sei zwar ökologisch gut, halte der Kosten-Nutzen-Berechnung aber nicht stand. Für Schurer bleibt damit nur die Möglichkeit, eine Südtrasse, die möglichst wenig in die Landschaft eingreift.

Eine solche zu finden wird wohl die Aufgabe der nächsten Jahre sein, meint dazu Kirchseeons Dritter Bürgermeister Klaus Seidinger (FW), der derzeit im Rathaus die Amtsgeschäfte führt. Dass weder der Tunnel noch eine Nordumgehung möglich sind, habe das Verkehrsministerium der Gemeinde schon mitgeteilt, nun müsse man sich mit einer machbaren Südumfahrung beschäftigen: "Wir werden das im Gemeinderat noch öfter auf die Tagesordnung bekommen." Keine einfache Aufgabe, da ist sich Seidinger sicher: "Ein Kompromiss wird schwierig werden", die im Verein "Schutz des Kirchseeoner Südens" organisierten Kirchseeoner würden wohl keiner entsprechenden Trasse zustimmen. Dies bekräftigt der Verein auch auf seiner Homepage: "Der Aufwand, die Probleme und die nachhaltige Zerstörung unserer Heimat ist bei allen Varianten nördlich wie südlich unverhältnismäßig hoch im Vergleich zum erhofften Nutzen" ,heißt es dort. Gleichwohl sieht Seidinger auch die Notwendigkeit, dass der Gemeinderat irgendwann eine Umgehungsplanung verabschiedet - als kleineres Übel gewissermaßen: "Wenn der Verkehrskollaps kommt, dann gibt es eine Amtstrasse vom Straßenbauamt - und die will keiner."

© SZ vom 12.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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