Kirchseeon:Fair wohnen

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Zwölf Wohnungen entstehen in diesem Holzhaus, beim Richtfest betont der stellvertretende Landrat die Bedeutung des sozialen Wohnungsbaus. (Foto: Christian Endt)

In Kirchseeon entsteht ein Holzhaus für Geringverdiener

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Alles aus Holz - in Eglharting entsteht ein ökologisches Mehrfamilienhaus. Bis auf das Betonfundament ist es fast nur aus massivem Fichtenholz gebaut. Das dreistöckige Gebäude an der Fritz-Arnold-Straße soll in diesem Jahr fertiggestellt und bezogen werden; zwölf neue Wohnungen wird es darin geben. Am Donnerstag wurde das Richtfest gefeiert. Wer die Wohnungen bekommt, entscheiden die Gemeinde Kirchseeon und der Landkreis Ebersberg. Denn das Mehrfamilienhaus wird mit Fördermitteln des Freistaats, des Landkreises und der Gemeinde gebaut, "um mehr bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit weniger Einkommen zu schaffen", wie es heißt. Wer genau für die Wohnungen infrage komme, entscheide sich individuell, je nachdem ob man sich als Familie bewerbe, alleinstehend oder Rentner ist. Je nach Einkommen, das in drei Kategorien gestaffelt wird, ergeben sich letztendlich Nettomieten in Höhe von 5,50 Euro, 6,50 Euro oder 7,50 Euro pro Quadratmeter für die zwölf Wohnungen. Sie sind damit wesentlich günstiger als auf dem freien Markt - die durchschnittliche Miete in Kirchseeon liege bei elf Euro für einen Quadratmeter.

Der Freistaat fördert das Projekt mit einem Darlehen von über einer Million Euro und einem Baukostenzuschuss von 136 000 Euro. Jeweils 48 000 Euro investieren der Landkreis und die Gemeinde in das Gebäude. Gebaut wird es von der Wohnungsgenossenschaft Ebersberg, die die Wohnungen auch vermieten wird. Sie gibt Gesamtkosten in Höhe von 2,5 Millionen Euro an. Wohnungsgenossenschaftsvorsitzender Ulrich Krapf, sagte: "Dem Freistaat ist es wichtig, Menschen mit weniger Einkommen zu fördern." Bewerben könne sich jeder aus dem Landkreis Ebersberg, der eine bestimmte Einkommensgrenze nicht überschreite. Vorteile hätten aber sicher Bewerber aus Kirchseeon.

Dem fortwährenden Preisanstieg im im Umland von München wolle man damit entgegenwirken, betonte der stellvertretende Landrat von Ebersberg, Walter Brilmayer, beim Richtfest des Holzgebäudes. Der Landkreis wolle den sozialen Wohnungsbau in Zukunft verstärkt fördern, sagte er. Weil die Preise für Grundstücke und Wohnungen im Landkreis Ebersberg genauso steigen wie die Nachfrage nach günstigem Wohnraum, hat der Landkreis 2015 bereits mit einer "Selbstverpflichtung" reagiert: In den nächsten zehn Jahren sollen 1000 Sozialwohnungen im Landkreis entstehen. Mit dem Gebäude in Eglharting komme man dem Ziel ein kleines Stück näher.

Kirchseeons Bürgermeister Udo Ockel ist überzeugt davon, dass der soziale Wohnungsbau einen "gute Geschichte" ist. Das Grundstück für das Massivholzhaus hat die Gemeinde an die Wohnungsgenossenschaft vergünstigt abgegeben. Denn 30 Prozent der Fläche des neuen Baugebietes an der Fritz-Arnold-Straße in Eglharting hat die Gemeinde wiederum "verbilligt" erworben. Ein Teil der Fläche wurden im Rahmen des sogenannten Einheimischenmodells günstiger als auf dem freien Markt veräußert, vor allem an Familien und Personen, die bestimmte Kriterien erfüllten, etwa ein gewisses Einkommen nicht überschreiten und seit wenigstens zehn Jahren in Kirchseeon wohnen. Der andere Teil der Fläche ging an die Wohnungsgenossenschaft. Diese entschied, ein Gebäude "rein aus Holz" zu bauen, sagte Ulrich Krapf. "In Holz wohnt es sich angenehmer." Ein vergleichbares Holzhaus steht bereits in Grafing - ebenfalls von der Wohnungsgenossenschaft errichtet. Die dabei gemachten Erfahrungen seien in das Gebäude in Eglharting miteingeflossen, sagte Krapf. Der Vorteil des Massivholzbaus sei, dass die Umwelt entlastet werde. Das betonte auch Architekt Martin Hirner: "Holz ist der einzige Baustoff, der alleine wächst."

Knapp 150 Kubikmeter Fichtenholz wurden für das Gebäude verbaut und kreuzweise verleimt. Das Haus soll nicht nur ökologisch gebaut, sondern auch nachhaltig beheizt werden, mit einer Holzpellet-Zentralheizung im Keller, deren Vorteil "zusätzliche CO2-Einsparungen gegenüber Öl- oder Gasheizungen ist". Außerdem seien die Wohnungen "barrierearm" geplant, sodass auch ältere Menschen lange in den Wohnungen bleiben könnten.

© SZ vom 20.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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