Kirchseeon:Doch keine Solaranlage auf dem ehemaligen Bahnschwellenwerk

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Der Kirchseeoner Gemeinderat verwirft den Vorschlag der Grünen, auf Sonnenenergie zu setzen. Das hat vor allem einen Grund.

Von Barbara Mooser, Kirchseeon

Es wäre eigentlich ein städtebauliches Filetstück, 20 Hektar in bester Lage. Doch der verseuchte Boden macht das Areal des ehemaligen Bahnschwellenwerks in Kirchseeon wohl noch viele Jahre beispielsweise für Wohnnutzung untauglich. Einen Solarpark an dieser Stelle hingegen könnten sich Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen gut vorstellen - im Prinzip.

Selbst die Initiative zu ergreifen, einen Investor zu suchen und ein kostenintensives Bebauungsplanverfahren in die Wege zu leiten, hingegen weniger: Ein Vorschlag der Grünen, der in diese Richtung zielte, wurde am Montagabend im Gemeinderat mit großer Mehrheit abgelehnt, außer den Grünen selbst konnte sich niemand für die Idee erwärmen.

Die Idee, auf dem Areal, auf dem in der Vergangenheit Bahnschwellen mit Teeröl imprägniert wurden, Solarstrom zu erzeugen, ist nicht neu. Bereits 2012 hatte ein Investor bei der Gemeinde und beim Grundstückseigentümer, einer Iveco-Tochter, angefragt, ob nicht ein Solarpark an dieser Stelle denkbar wäre. Vom Gemeinderat kam hierzu ein klares Ja, denn auf eine komplizierte und teure Bodensanierung, wie sie für eine Bebauung mit Wohnungen oder Gewerbeobjekte notwendig wäre, könnte man in diesem Fall verzichten.

Allerdings verliefen die Pläne dann dennoch im Sande; Bürgermeister Udo Ockel (CSU) vermutet, dass sich der damalige Investor und der Grundstückseigentümer über das Finanzielle wohl nicht einig wurden. Er sei aber damals nicht über die konkreten Gründe für das Platzen des Deals informiert worden, sagt Ockel.

Seit Monaten Funkstille

Das Ja des Gemeinderats zu einer Photovoltaikanlage würde aber nach wie vor gelten - wenn es denn auch einen Interessenten gäbe. Das ist aber nicht der Fall: "Seit vielen, vielen Monaten herrscht absolute Funkstille", sagt Ockel, niemand interessiere sich derzeit für das Areal.

Dies könnte sich nach Ansicht der Kirchseeoner Grünen allerdings ändern, wie Gemeinderätin Nathalie Katholing erläutert: "Unser Vorschlag wäre es gewesen, für die nächsten 25 Jahre keine Bebauung mit Wohnungen oder Gewerbe zuzulassen, da wir eine Bodenbewegung, den Abtransport des verseuchten Bodens, die Emission in die Luft und die Haftungsfrage des jeweiligen Investors sehr kritisch ansehen und deshalb einer ökologisch sinnvollen Nutzung aufgeschlossen wären, welche keine Bodenbewegung benötigt. Unsere Vision ist eine ökologische Nutzung des Geländes, bevor das Areal noch weitere Jahrzehnte brach liegt."

Doch sich auf Jahrzehnte derart festzulegen, das sahen andere Gemeinderäte problematisch. Sollte sich ein Investor beispielsweise doch an Wohn- oder Gewerbebebauung wagen wollen, wäre das faktisch ausgeschlossen, so Thomas Kroll (SPD), sein Fraktionskollege Sven Bittner warf die Frage auf, ob ein Solarpark mitten im Ort überhaupt genehmigungsfähig wäre. Laut Udo Ockel wären jedenfalls die Aufstellung eines Bebauungsplans und verschiedene Gutachten nötig.

Solange es aber eben keinen Investor gebe, blieben die Kosten dafür an der Gemeinde hängen - ob aus den Plänen dann jemals etwas wird, wäre dabei nach wie vor unklar. Die Verwaltung gab zu bedenken, dass auch Investorenwerbung für die Grundstücke anderer nicht zu ihren Aufgaben gehöre. Die Grünen haben bereits angekündigt, dennoch das Thema weiter zu verfolgen.

© SZ vom 14.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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