Kirchseeon:Die Verschwörung der Vögel

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Wenn es sich um Kunst handelt, dann dürfen Enten auch mal vier Füße haben: Bild aus dem Malwettbewerb zum Thema "Peter und der Wolf". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Beim Festkonzert des Kulturtags am Gymnasium Kirchseeon illustrieren die Bilder eines Malwettbewerbs eine Aufführung von "Peter und der Wolf". Die Big Band spielt ihr Jazz-Repertoire

Von Peter Kees, Kirchseeon

Der Wolf ist am Ende mal wieder der Dumme: 81 Jahre ist es her, dass Sergei Prokofiew ein Stück komponiert hat, an dem bereits Generationen von Kinderohren hingen: Peter und der Wolf. Mit dem musikalischen Märchen um den furchtlosen kleinen Jungen Peter, der beherzt einen Wolf fängt, werden Kindern die verschiedenen Instrumente eines Orchesters näher gebracht. Wer kennt sie nicht, die eingängige Streichermelodie, die den Peter charakterisiert, den watschelnden Sound der Oboe alias Ente, den Klang der Flöte, die den Vogel zwitschern lässt? Die Katze wird sanft von einer Klarinette intoniert, der Großvater vom Klang des rauen, tiefen Fagotts, der Wolf von den imposanten Hörnern und die Pauken schließlich gelten den Jägern und ihren Gewehrsalven.

Der märchenhaften Geschichte vom Komplott der Vögel gegen den Wolf zu lauschen, ist für Kinder etwas ganz Besonderes. Noch besser ist es, das Werk selbst aufzuführen, so wie das Schulorchester am Gymnasium Kirchseeon zum Abschluss des "Kulturtags" am Donnerstag. Allein dieser Umstand verdient Anerkennung, ist es doch nicht selbstverständlich, in jungen Jahren große Literatur spielen zu können. Das prägt und ist ein Erlebnis, das die Kinder und Jugendlichen wahrscheinlich ihr Leben lang nicht vergessen werden. Schulmusiker Rafael Gütter leistet mit diesem Projekt wertvolle und nachhaltige pädagogische Arbeit. All jene, die da an den Instrumenten saßen, den Geigen, Bratschen, Celli und Kontrabässen, den Blasinstrumenten, dem Schlagwerk oder am Klavier - freilich spielte man eine für das Schulorchester eingerichtete Fassung -, werden an diesem Abend wahrscheinlich erfüllt eingeschlafen sein und vor allem der Musik treu bleiben. Auch sein Kollege Daniel Kulzer leistet Großartiges: Er leitet die Big Band der Schule, die den Konzertabend in der Aula mitgestaltete. Motto: "Peter und der Wolf trifft Big Band".

Was die Aufführung aber besonders reizvoll machte, waren die Zeichnungen, die über dem Orchester auf eine Leinwand projiziert wurden. Am Vormittag gab es dazu einen Malwettbewerb der fünften Klassen zur Handlung des Märchens: Etwa 30 Bilder wurden ausgewählt und während der Aufführung gezeigt. Wie hübsch der Peter da vorm Gartentor gezeichnet ist - in satten Grüntönen - oder der sorgende Großvater hinter ihm. Auch all die Enten im Maul und im Bauch des Wolfs waren einfallsreich und unbefangen gezeichnet. Die einzelnen Szenen der musikalischen Erzählung wurden so in originelle Bilder übersetzt, die in der Vergrößerung wie ein Bühnenbild wirkten.

Noch vor der Big Band, im zweiten Teil des Abends, trat ein achtköpfiges Flötenensemble auf und spielte Musik aus Mozarts "Zauberflöte". Dann ging es Richtung Jazz und Filmmusik: Die Big Band mit ihren Solisten zeigte, was sie in den letzten Monaten erarbeitet hatte: Nummern von Count Basie oder Herbie Hancock etwa, Jazzballaden und Filmmusiktitel. Auch hier war der Applaus des Publikums - wie bereits zuvor beim Schulorchester - reichlich. Und das ganz zu Recht.

Weil es an dem Abend um Kunst ging, nicht nur um Musik, waren in der Aula zudem Architekturmodelle der Q 12 ausgestellt. Da fanden sich Mini-Bauten vom Felsendom, dem ältesten Sakralbau des Islam, von der Tower Bridge in London, vom New Yorker Empire State Building; auch verschiedene Entwürfe von Wohnhäusern, die durchaus etwas Zukunftsweisendes haben, waren zu sehen.

Eines zeigte der Abend deutlich: Musische Fächer sollten mehr Gewicht haben - oder, um es mit dem Hirnforscher Manfred Spitzer zu sagen: "Wissenschaftlich gesehen wären die wichtigsten Schulfächer Musik, Sport, Theaterspielen, Kunst und Handarbeit."

© SZ vom 18.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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