Kirchseeon:Begleitet in ein neues Leben

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Das Berufsförderungswerk in Kirchseeon bietet den Teilnehmern einen Ort der Stille

Ein neuer Beruf ist oft mehr als eine Umschulung; für viele bedeutet er ein komplett neues Leben. Das Berufsförderungswerk (BFW) München in Kirchseeon besuchen Menschen, die ihre gewohnte Arbeit nicht mehr ausführen können. Manche tun sich schwer beim Gehen, können ihre Arme nicht mehr heben oder leiden unter starkem Übergewicht. Bei anderen ist die Einschränkung unsichtbar: eine Köchin, die nicht schmecken kann; ein Zahnarzt, der sich vor einem Gebiss ekelt; eine Krankenschwester mit Desinfektionsmittel-Allergie. Sie alle kommen ins BFW, um ihre Einschränkungen hinter sich zu lassen und ihre Stärken neu zu finden.

Dabei hilft ihnen seit 15 Jahren der Andachtsraum. Er dient täglich bis 23 Uhr als Rückzugsort zum Gebet und Einladung zur Atempause. Zwei Mal im Monat bieten die katholischen und evangelischen Ortsgemeinden außerdem ökumenische Andachten im BFW an. Gesellschaft finden die Besucher des Andachtsraums von einer Marienstatue, die selbst auch eine Art Umschulung erfahren hat: Bis 1974 war sie in einem Lungensanatorium tätig. Als dieses abgerissen wurde, hat ein Arbeiter sie gerettet. Jahrelang stand sie dann in seinem Herrgottswinkel als private Segenspenderin. In seinem letzten Willen legte der Arbeiter fest, dass die Marienstatue wieder an ihren alten Ort zurückkehren sollte. Doch dort steht inzwischen das Berufsförderungswerk München. Erst im Jahr 2000, als der medizinische Dienst verkleinert wurde, fand die Statue eine Wirkungsstätte im neu gestalteten Andachtsraum in Zimmer 5016.

Die aus Gips gefertigte Lourdes-Madonna aus der Zeit der Jahrhundertwende ist nicht das einzige Bemerkenswerte im Andachtsraum des BFW. Er beinhaltet auch ein Kreuz mit kunstvoll eingesetztem Kristall von der Kunstschmiede Bergmeister in Ebersberg. Und der Kirchseeoner Künstler Karl Goldschmitt steuerte den Kreuzweg an den Wänden des Andachtsraums bei. Seine Zeichnungen sind die Reproduktion eines niederrheinischen Kreuzwegmosaiks, das wegen seiner hellen Farben und der beruhigenden Stimmung besonders geeignet für das angenehme Raumklima erschien. Doch nicht nur Künstler verewigten sich im BFW-Andachtsraum - auch die Mitarbeiter trugen im Jahr 2000 ihren Teil bei. Sie fertigten Altar, Ecktisch, Predigtpult und Kerzenständer aus Holz und Aluminium in den eigenen Werkstätten.

Da die Teilnehmer im Haus oft wechseln, ändert sich auch die Zahl der Andachtsbesucher jährlich. Noch 2014 fand sich regelmäßig eine Gruppe von sechs bis acht Teilnehmern zu den Kurzgottesdiensten ein. Zurzeit wird das Angebot nur vereinzelt angenommen und soll wiederbelebt werden.

Die regelmäßigen ökumenischen Andachten des Berufsförderungswerks Kirchseeon finden in der Moosacher Str. 31, Kirchseeon statt. Der Andachtsraum befindet sich in Raum 5016 statt. Die nächsten Termine sind an den Donnerstagen, 10. September, 15. Oktober , 19. November und 10. Dezember. beginn ist jeweils um 19 Uhr.

© SZ vom 04.09.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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