Kirchseeon:Alte Debatte wird wiederbelebt

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Ein Rückschlag, aber kein Grund zum Aufgeben: So bewertet Ewald Schurer den neuen Bundesverkehrswegeplan. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

SPD-Abgeordneter Ewald Schurer schlägt vor, in Kirchseeon nach einer neuen Umgehungstrasse zu suchen

Von Christoph Hollender, Kirchseeon

Ewald Schurer, der Ebersberger Bundestagsabgeordnete der SPD, hat große Pläne. Er will die Kirchseeoner davon überzeugen, sich für eine neue Trasse einer Umgehungsstraße zur B 304 auszusprechen. Wo genau diese verlaufen soll, lässt er offen. Seit Jahrzehnten sind genau deshalb viele Kirchseeoner regelrecht verfeindet, denn keiner will eine neue Ortsumfahrung vor der eigenen Haustür. Anlass für die neuerliche Debatte ist die Tatsache, dass Kirchseeon derzeit auf überhaupt keine Entlastung hoffen darf: Im neuen Bundesverkehrswegeplan ist die extrem teure Tunnelvariante einer Umgehung gar nicht zu finden, die Südumgehung landete ganz weit hinten auf der Prioritätenliste.

Bei einer Informationsveranstaltung der Kirchseeoner SPD am Mittwochabend sagte Schurer: "Die Belastung für Kirchseeon an der B304 ist unmenschlich." Es müsse sich etwas ändern, und jeder Bürger solle seinen Teil dazu beitragen. Noch während der Veranstaltung zeigte sich aber, wie schwierig eine Einigung werden könnte. Brigitte Sickinger vom Verein "Schutz des Kirchseeoner Südens" sagte: "Die Südumfahrung ist eine sehr schlechte Lösung, wir wollen nicht die Kröte schlucken." Eine mögliche Alternative sei eine Trasse im Norden. Doch auch dort stemmen sich die Bürger seit Jahren dagegen. Barbara Bittner sagte, dass der Ebersberger Forst Naherholungsgebiet sei und geschützt werden müsse. Aber für den Schutz der Bürger an der B 304 käme für sie eine Umgehung im Norden mittlerweile in Frage.

Alle Bemühungen, Einigkeit zu erzielen, sind allerdings in der Vergangenheit immer wieder gescheitert. Vor vier Jahren gab es einen Bürgerentscheid, bei dem sich 50,44 Prozent für eine Umgehung im Süden aussprachen, 49,56 Prozent waren dagegen. Genau diese Uneinigkeit, die sich auch im Marktgemeinderat widerspiegelt, ist das Problem. "Weil es keine Mehrheit für eine Variante gibt, werden auch keine weiteren Planungen beim Bund verfolgt", sagte Schurer. Dort, wo gestritten werde, mache die bayerische Staatsregierung, die mitentscheide, keinen langen Prozess und stufe automatisch niedrig ein.

Für Schurer bedeutet das jedoch keinesfalls aufzugeben. Er sieht eine "theoretische Möglichkeit", das Problem in Kirchseeon zu lösen: Wenn in den kommenden fünf Jahren ein einheitlicher Vorschlag einer Umgehungsvariante gefunden werde, könnte diese nachträglich in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden. Denn dieser sei "nichts Endgültiges". Dafür müssten sich die Kirchseeoner jetzt an einen Tisch setzen und mit großer Mehrheit für eine Trasse stimmen, diese beim Bund einreichen, der dann den Auftrag an den Freistaat geben könnte, diese zu planen. Soweit die Theorie - welche Varianten aber überhaupt noch in Frage kommen, blieb offen.

Die CSU kann ohnehin nicht nachvollziehen, dass die SPD nun neue Trassen ins Spiel bringen will. Es gebe überhaupt keine Möglichkeit "jetzt eine weitere Trasse ins Rennen zu schicken", schreibt die CSU in einer Mitteilung. Eine von der SPD Kirchseeon vorgeschlagene nahe Südumfahrung sei "unverantwortlich und kontraproduktiv".

Am kommenden Montag wird im Gemeinderat über das Thema beraten. Der Entscheidung des Bundes, dass in Kirchseeon so schnell keine entlastende Trasse gebaut werde, will der Bürgermeister Udo Ockel (CSU) vorerst nicht widersprechen. Er halte das Thema für "durch". Bisher habe keine Fraktion des Gemeinderates einen Antrag eingereicht, dass die Gemeinde ein solches Schreiben an den Bund verfassen solle. Die Einspruchsfrist dauert bis zum 2. Mai, so lange ist eine Stellungnahme möglich. Tatsächlich Beachtung fänden bei einem Einspruch aber nur jene Schreiben, die einen neuen fachlichen Vorschlag beinhalteten.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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