Kirchseeon:Kleine Grenzverschiebung

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275 Meter ist die Zufahrt von der Osterseeoner Straße nach Pötting lang. Wer hier entlangfährt, befindet sich künftig im Stadtgebiet Ebersberg. (Foto: Christian Endt)

Kirchseeon tritt Tausende Quadratmeter Gemeindegrund an Ebersberg ab. Die Kreisstadt stellt aber eine Bedingung: Die Sanierung einer dort verlaufenden Straße soll die Marktgemeinde übernehmen

Von Sandra Langmann, Kirchseeon

Sich um eine Straße kümmern, mit der man es sowieso keinem Recht machen kann? Davon hat die Marktgemeinde Kirchseeon jetzt genug. Immer wieder musste sich Bürgermeister Udo Ockel (CSU) in der Vergangenheit Anschuldigungen anhören - doch damit ist jetzt Schluss. Am Montagabend beschloss der Marktgemeinderat in seiner Sitzung, die betroffene Straße an die Stadt Ebersberg abzugeben.

Bei der ungeliebten Straße handelt es sich um die 275 Meter lange Zufahrt von der Osterseeoner Straße nach Pötting. In der Vergangenheit habe es immer wieder "unterschiedliche Auffassungen über den Standard gegeben", so stand es in der Beschlussvorlage. Der aktuellste Vorwurf seitens der Bürger war, dass die "Ebersberger die Straßen viel besser machten als wir." Der Bürgermeister tat das mit einem Lächeln ab.

In Kirchseeon ist man ganz froh, die Straße los zu sein

Vermutlich wollte sich Ockel nun nicht mehr länger mit dieser Straße rumärgern, weswegen er auch eine Lösung parat hatte. Da die Straße nahe an der Grenze zu Ebersberg liegt, wird die Grenze zwischen der Kreisstadt und der Marktgemeinde verschoben, sodass die besagte Straße zum Ebersberger Gemeindegebiet gehört. Ebersberg erhält also neben der Straße auch eine landwirtschaftliche Fläche, wodurch Kirchseeon um "ein paar Tausend Quadratmeter" schrumpfen würde, sagte Ockel. Ab der Osterseooner Straße gehören dann Straße und Grundstück zum Ebersberger Stadtgebiet.

Doch einfach die Grenze zu verschieben war leichter gesagt als getan. Aus Ebersberg hieß es nämlich, dass die Stadt der Gemeindegebietsänderung nur dann zustimmen würde, wenn die Straße in saniertem Zustand übergeben werde. Das könnte ein Problem darstellen, tut es aber nicht - "denn Straßen sanieren können wir ja nicht", bemerkte Ockel freudig und nahm damit Bezug auf die Vorwürfe der Bürger. Der Bürgermeister machte seinen Standpunkt deutlich, wonach die Kreisstädter die Straße in Pötting selbst auf Vordermann bringen sollen.

Ebersberg sieht das etwas anders. Die Kreisstadt will die Straße zwar selbst sanieren, sie stellt aber die Bedingung, dass Kirchseeon die Kosten für die Baumaßnahmen übernehmen soll: Um die 12 000 Euro stehen zur Debatte. Kirchseeon soll also dafür bezahlen, dass Ebersberg die Straße saniert und die Grenze verschiebt. Das bestätigte Ebersbergs Bürgermeister Walter Brillmayer (CSU) am Dienstag auf Nachfrage. Für ihn spricht nichts gegenein zusätzliches Grundstück, er hält die erweiterte Grenze für "sinnvoll". Hauptsächlich gehe es aber um die Straße, da diese schon immer ein schwieriges Thema gewesen sei - angefangen von der Schneeräumung bis hin zur Sanierung habe es immer wieder Meldungen gegeben, so Brillmayer. Bevor man der Grenzverschiebung aber zustimme, müsse die Straße aber saniert werden.

Die Ebersberger haben bereits erklärt, das Geschenk anzunehmen

Bereits im Vorjahr war diese die Gemeindegebietsänderung im Ebersberger Stadtrat besprochen worden und auch dieser kam damals überein, dass es sich bei Übernahme der sanierten Straße um eine vernünftige Lösung handle. "Die Straße ist dann in unserem Unterhalt", bestätigte Brillmayer. In Zukunft werde sich Ebersberg um alle Belange kümmern, die die Straße betreffen. "Es sind auch nur ein paar Hundert Meter zusätzlich", so Brillmayer.

So sah es am Ende auch der Kirchseeoner Gemeinderat. Dem Beschluss im Kirchseeoner Gemeinderat zufolge, sollte der Verlegung der Grenze nun nichts mehr im Wege stehen - inklusive Sanierung. Einige verdutzte Gesichter gab es bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend zwar, doch weitere Fragen wurden nicht mehr gestellt. Der Antrag auf die Gemeindegebietsänderung wurde schließlich einstimmig beschlossen.

© SZ vom 26.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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