Kirchenkonzert in Maria Königin:Leidenschaft für Seltenes

Lesezeit: 2 min

"Chorgemeinschaft Vaterstetten" singt Markus-Passion von Keiser

Die Chorgemeinschaft Vaterstetten führt am Sonntag, 11. März, um 19 Uhr die "Markus-Passion" von Reinhard Keiser in der Fassung von Johann Sebastian Bach aus dem Jahre 1712 auf. Das Konzert mit Orchester und professionellen Vokalsolisten findet statt in der Kirche Maria Königin in Baldham und steht unter der Leitung von Thomas Pfeiffer.

Der Sachse Reinhard Keiser (1674 bis 1739) wirkte im wesentlichen in Hamburg, wo sich zu seiner Zeit die wichtigste deutschsprachige Musikbühne des Landes befand. Er ist wohl der fruchtbarste Opernkomponist, den Deutschland hervorbrachte. Mit mindestens 70 Werken hält er - jedenfalls der Zahl nach - den Rekord in dieser Disziplin, außerdem umfasst Keisers Oeuvre zahlreiche andere Werke, darunter sehr viel Kirchenmusik, allein sechs Passionen. Dennoch ist Keiser selbst der interessierten Öffentlichkeit kaum bekannt. Das dürfte vor allem damit zu tun haben, dass er im Urteil einiger führender Vertreter der Musikpublizistik lange Zeit schlecht weg kam. Noch in Riemanns Musiklexikon aus dem Jahre 1929 hieß es über Keiser, ihm habe die "Ausdauer und die sittliche Kraft zu ernsterer Arbeit gefehlt". Seine letzte Oper habe gegenüber der ersten keinen Fortschritt aufgewiesen.

Tatsächlich aber war Keiser einer der führenden Komponisten seiner Zeit. Sein hohes Ansehen spiegelt sich nicht zuletzt in der Wertschätzung wider, die ihm Bach entgegenbrachte. Wiewohl eigentlich mehr ein Vertreter der Gegenrichtung des "gebundenen Stiles", brachte Bach Keisers "Markus-Passion" mindestens drei Mal zur Aufführung, wobei er von dem Werk, wie damals üblich, eine eigene Version herstellte, bei der die jeweiligen Erfordernisse und Besetzungen berücksichtigt wurden. In der Weimarer Fassung von 1712 etwa fügte Bach zwei Choräle hinzu - ob er ihr Autor ist, scheint angesichts der etwas ungelenken Harmonieführung allerdings zweifelhaft. In der letzten Fassung ersetzte er sieben Arien von Keiser durch solche von Händel. Wie Kaiser seine Passion selbst aufgeführt hat, ist unbekannt. Eine Originalversion des Werkes wurde bislang nicht gefunden. Alle Annahmen beruhen daher auf mehr oder weniger bearbeiteten Materialien verschiedener Kantoren. Nicht zuletzt deswegen wird teils angezweifelt, ob die Passion überhaupt von Keiser stammt.

"Diese Passion steht in unserer Tradition von Aufführungen weltlicher und geistlicher Werke von Barock bis Spätromantik, die nicht oft ihren Weg auf den Spielplan finden", so Annette Frey, die Vorsitzende der Chorgemeinschaft Vaterstetten. Flankiert wird der Chor beim Konzert von Alice Paper-Burghardt, Sopran, Sabine Staudinger, Alt, Michael Birgmeier, Tenor, und Thomas Hohenberger, Bass. Karten für 15 Euro gibt es über die Internetseite der Chorgemeinschaft, bei AP-Buch in Baldham und im Buchladen Vaterstetten sowie an der Abendkasse. Kinder bis 14 Jahre haben freien Eintritt.

© SZ vom 08.03.2018 / abl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: