Jubiläum:Gefunkt hat's bei den Amis

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Herwig und Ilse Riess freuen sich über ihr Jubiläum und über den Gratulationsbesuch von Zweitem Bürgermeister Martin Wagner (rechts). (Foto: Christian Endt)

Ilse und Herwig Riess sind seit 60 Jahren verheiratet

Von Antonia Heil, Vaterstetten

"Wir sind ja leider Langschläfer. Und die stellvertretende Landrätin kam schon um 11 Uhr zu uns zum Gratulieren! Sie können sich vorstellen, wie man als alte Frau aussieht, wenn man gerade quasi frisch aus dem Bett kommt. In dem Zustand bin ich zur Tür gelaufen, weil ich mit meiner Tochter gerechnet hatte. Und dann steht sie davor!" Obwohl es erst einmal so klingt, ist Ilse Riess nicht wirklich empört. Man merkt deutlich, dass sie sich eigentlich über den Besuch von Magdalena Föstl gefreut hat, genauso wie später über die Visite von Martin Wagner, dem Zweiten Bürgermeister von Vaterstetten.

Ilse und Herwig Riess haben die Politiker zu Gast, weil sie ihre diamantene Hochzeit feiern. Würde man den beiden unbekannterweise auf der Straße begegnen, man hielte es nicht für möglich, dass sie beide schon über 80 Jahre alt sind. Angeregt diskutiert das Ehepaar mit Wagner über das Unkrautproblem, das sich momentan in Baldhams Straßen zeigt. Wagner ist inzwischen Stammgast im Hause Riess, schließlich standen ja schon die goldene Hochzeit und die 80. Geburtstage der beiden Jubilare an.

"Kennen gelernt haben wir uns bei einer Ferienarbeit. Als Werkstudenten haben wir bei der amerikanischen Besatzung in einem Reparaturwerk für Fahrzeuge gearbeitet", erzählt Ilse Riess. Sie habe dort vor allem übersetzt. "Damals konnte ich besser Englisch als Deutsch. Manchmal musste meine Mutter mich bremsen, weil sie mich einfach nicht verstehen konnte." Sie studierte Anglistik in München und ihr Mann Betriebswirtschaft. Die Ferienliebe überlebte 60 Jahre Ehe. Beruflich zog es Herwig Riess dann in die Ölbranche, er arbeitete für BP und später für Agip, während seine Frau Diplomdolmetscherin wurde.

Im Jahr 1972 zogen die beiden nach Baldham. Herwig Riess stammt aus Schlesien, seine Frau ist Dachauerin. Das Gebiet rund um die Johann-Strauß-Straße wurde damals gerade neu besiedelt, und das Ehepaar hatte Beziehungen zur Baufirma. Deswegen konnten sich die beiden ihr Grundstück aussuchen und sind bis heute mit ihrem selbst geschaffenen kleinen Reich sehr zufrieden. "Wir haben gleich von vornherein darauf geachtet, altersgerecht zu bauen. Außer der Kellertreppe gibt es zum Beispiel keine Stufen hier. Und die Terrassentüre ist eine Schiebetür. Da werden wir uns einfach leichter tun, wenn einer von uns beiden mal einen Rollator brauchen sollte", sagt Ilse Riess.

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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