Der Sommer ist nach Ebersberg zurückgekehrt, nicht nur wegen eines Hochdruckgebiets, sondern aus purer Neugier. Denn er wollte wissen, was die Drumline des Grafinger Jugendorchesters unter der Leitung von Hedi Gruber aus seiner Donner- und Blitzkunst gemacht hat. Und die Trommler zeigten ihm, dass man sein himmlisches Getöse durch akkurate Rhythmisierung und blitzsauber gesetzte "Einschläge" durchaus veredeln kann. Es war eine fulminante Ouvertüre zum Jazz-Festival 2017, laut, aber Lust erzeugend im gut besuchten Festsaal der Stadthalle Grafing, seinerseits veredelt durch die Anwesenheit von drei Bürgermeistern und einem Landrat.
Und schon jetzt sei als Positivum angemerkt, dass das ganze Eröffnungskonzert mit jungen Musikern besetzt war. So auch die nachfolgende Gruppe, die Blue Strings, ein 20-köpfigen Streicherensemble, welches mit dem vergleichsweise sanften Klang seiner Instrumente nach der Drumline etwas Beruhigung vermittelte.
Die Blue Strings, Tassilo-Preisträger von 2016, begeisterten durch weitgehend intonations- und rhythmussicheres Spiel, so beim "Minor Swing" des Urvaters aller Geigenjazzer, Django Reinhardt, einem Moll-Blues, der, wie auch in anderen Stücken, einige der Mitglieder zu Improvisationen verführte, wobei allerdings auffiel, dass sich diese überwiegend in der sicheren Mittellage bewegten. Die Blue Strings unter ihrem Leiter Frank Wunderer sind inzwischen dank ihrer Ausnahmebesetzung und rhythmisch lebendigen Spielweise auch international erfolgreich.
Nach der Pause dann der Auftritt des Landes-Jugend-Jazzorchesters in seiner höchsten Entwicklungsstufe, der Konzertbesetzung: eine veritable Bigband, die man dank ihrer hohen Qualität auch auf Reisen schicken kann.
Dieses Orchester, mit einer schon etwas reiferen Jugend besetzt, ist unter Leitung des international gefragten Schlagzeugers Harald Rüschenbaum ein überwältigendes Klangerlebnis. Rüschenbaum, wie ein Derwisch mit seinen ausladenden Gesten den Klang beschwörend, ist als Leader ein Vortänzer seiner Musiker und Animator des Publikums. So brachte er die Zuhörer bereits zu Beginn zur gemeinsamen gesanglichen Einstimmung auf den Kammerton a, sie gleichsam in die Entstehung von Musik einbeziehend. Ein ganz besonderer Auftakt.
Diese Bigband ist an allen Pulten professionell besetzt und hat vor allem an Alt- und Tenorsax und an den Spitzen des Blechs improvisationsstarke Musiker. Höhepunkt ihres Auftritts war ein mitreißendes Arrangement von Karsten Gorzel zu "Birdland", dem Alltime-Hit des Joe Zawinul.
Und hier, wie schon in anderen Stücken, präsentierte Rüschenbaum ein Gesangsquintett, welches an rhythmischer Eleganz und Intonationsreinheit den Vergleich mit Manhattan Transfer durchaus erlaubt. Unter der stimmführenden Sopranstimme der schönen Alma Naidu zeigten die jungen Sänger sich sowohl im Gruppensound wie im improvisatorischen Solo und im Skat schon durchaus professionell. Zwei Zugaben, von einem zur Begeisterung angeturnten Grafinger Publikum vehement gefordert. So gab es genussreich Lautes nicht nur am Anfang dieses fulminanten Konzerts, sondern auch an dessen Ende.
Der ganze Abend war also ein Fest der Jugend und eine Einübung des durchweg älteren Publikums in die wunderbare Welt des Jazz.