In der Grafinger Bücherei:Michael Skasa liest Ludwig Thoma

Ein vierschrötiger Bolzen war der Dr. Thoma, der Kirche und Staat prügelte und auf Juristen und Sittenprediger eindrosch, das Satireblatt "Simplicissimus" groß und bissig machte und die witzigsten Spottverse, die treffsichersten Komödien und die großartigsten Romane schrieb über die Bayern, die Bauern, über die ländliche Welt und die städtischen Lügenbeutel und Pinkel. Ein Versager war er, ein Feigling und Lügner, zuckte bei der Fechtmensur zurück und wurde aus dem Korps geschmissen, betrog bei der Doktorarbeit und taugte nichts als Rechtsanwalt. In Lackschuhen ging er durch Berliner Salons, kaufte sich zum Heiraten eine fremdländische Kabaretttänzerin, für die er einen Tennisplatz hoch überm Tegernsee anlegen ließ, und glaubte, jetzt könne er mit ihr am Kachelofen hocken. Sie ging ihm davon, der Krieg kam - er wurde wild und drosch auf die Welt ein: auf die Russen, die Juden, die Anarchie. Es war furchtbar. Unser größter bayerischer Dichter war ein armer Hund und am Ende ein entfesselter Spießer.

So wuchtig angekündigt wird eine Lesung am Mittwoch, 14. März, aus Werken des streitbaren Oberbayern Ludwig Thoma von Michael Skasa. "Ludwig Thoma und die große Welt" lautet der Titel der Veranstaltung mit dem Radiomoderator und Theaterkritiker Skasa in der Stadtbücherei Grafing. Beginn der Lesung ist um 20 Uhr, Einlass um 19.30 Uhr. Karten gibt es an der Abendkasse oder im Vorverkauf unter Telefon 080 92/ 819 50, es gilt die VHS-Vortragskarte. Eine Reservierung wird bei vorhandener Vortragskarte empfohlen.

© SZ vom 12.03.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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