Im Nahverkehr:Die Bahn am Zug

Lesezeit: 2 min

Zorneding verhandelt wieder übereine Wartehalle mit WC und Kiosk

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Zehn Jahre nach dem Abriss des alten Bahnhofsgebäudes gibt es in Zorneding wieder konkrete Planungen für einen Neubau - mit Kiosk, Toilette und Zugangsrampe. Nach gescheiterten Vorstößen in den vergangenen Jahren hat die Bahn das Langzeitprojekt wieder aufgegriffen. Ergänzend zu einer 172 Quadratmeter großen Wartehalle mit Kiosk will die Gemeinde selber den Bahnhof mit eineröffentlichen Toilette ausstatten und ihn mit einer Fußgängerbrücke von der Bahnhofsstraße barrierefreier gestalten.

"Dann spielen wir den Ball mal ins Feld der Bahn", sagte Bürgermeister Piet Mayr (CSU) nach dem einstimmigen Votum im Gemeinderat am Donnerstagabend. Ein Satz, der einige Gemeinderäte spöttisch auflachen ließ, waren die Verhandlungen mit der Deutschen Bahn bisher doch notorisch schwierig. So war der letzte Plan daran gescheitert, dass die Bahn ein Spielcasino oder Zuschüsse der Gemeinde zur Bedingung machte. Nachdem diese das ablehnte, war das Thema erst einmal vom Tisch.

Bis jetzt. So ungeliebt der aktuelle Bahnhof ohne Bahnhofsgebäude, Kiosk oder Toilette im Ort ist, so lang war die Wunschliste der Gemeinderäte. Weil es am Donnerstagabend mal wieder die Bahnunterführung vollgeregnet hatte, schlug Johannes Schott (CSU) vor, in dem Zug auch gleich die Entwässerung des Tunnels zu verbessern. Helmut Obermaier (Grüne) wiederum deutete mit Stift in Richtung des Planungsentwurfs an der Wand. Er schlug vor, eine Art Fußgängerzone im östlichen Bereich einzuführen - und die Autos auf den westlichen Bereich des Vorplatzes zu verbannen. Wünsche, die umgesetzt werden könnten, wenn sich die Gemeinde mit eigenen Planungskosten an dem Projekt beteiligt.

Werner Hintze (SPD) machte mit der Frage der Wirtschaftlichkeit ein ganz anderes Fass auf. "Gibt es für den Kiosk denn ein wirtschaftliches Konzept?", fragte er in die Runde. Nicht ohne Grund, hatten die Betreiber des letzten Kiosks schließlich aus wirtschaftlichen Gründen dichtgemacht. Mayr beschwichtigte: "Das Risiko müssen wir jetzt abschätzen, aber die Bewerber sind da." Nachdem Vincent Kalnin (Grüne) anschloss und auf die schwierige Ladensituation an den anderen Bahnhofskiosken im Landkreis verwies, betonte Mayr: "Zorneding first. Wichtig ist, dass es hier klappt."

Wenn das Projekt denn überhaupt realisiert wird: In der Vergangenheit hat sich die Bahn als zäher Verhandlungspartner erwiesen. Unter anderem war ein neues Gebäude in der Vergangenheit daran gescheitert, dass die Bahn ein Spielcasino mit einrichten wollte. Erschwert werden die Planungen nun auch dadurch, dass das Gelände der Bahn gehört - und damit auch die Befugnis darüber, was für eine Versorgungsstation man der Gemeinde in Aussicht stellt. Die Gemeinde wiederum kann über eine Bauleitplanung die restlichen Aspekte wie die Brücke und neue Fahrradständer einplanen. Ob das planerische Kunststück zwischen den Interessen der Bahn und der Gemeinde gelingt, wird sich zeigen: Als nächstes ist die Bahn am Zug, ihr konkretes Konzept vorzulegen.

© SZ vom 09.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: