Hausaufgaben für den Gemeinderat:Aufmüpfige Parsdorfer

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Auf der Bürgerversammlung werden grundsätzliche Änderungen bei der geplanten Umfahrung gefordert

Von Wieland Bögel

Mit einem klaren Arbeitsauftrag an den Gemeinderat endete am Dienstagabend die Bürgerversammlung in Parsdorf. Es ging um die geplante Umfahrung für Weißenfeld und Parsdorf: Die Trasse, die vorgestellt wurde, stieß bei den Bürgern auf viel Kritik. Sie wünschen sich mehr Lärmschutz, eine Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses, der die Trassenführung festlegt, sowie eine Bürgerbefragung darüber, welche Trasse gebaut werden soll.

Dass es durchaus kontrovers zugehen würde auf der Bürgerversammlung, war zu erwarten. Seit einigen Tagen kursierten in Weißenfeld Flugblätter, in denen die geplante Umfahrung sehr kritisch beurteilt wird. Bemängelt wurde unter anderem, dass die neue Straße auf einem Damm verlaufen soll, was nicht nur das Landschaftsbild stark beeinträchtigen, sondern auch zusätzliche Lärmbelastung mit sich bringen würde. Auch dass Weißenfeld künftig fast komplett von Straßen umgeben sei, wurde kritisiert und der Verdacht geäußert, die Umfahrung diene nicht der Entlastung der Ortschaften, sondern lediglich der Erschließung des neuen Gewerbegebietes. Eine zumindest indirekte Bestätigung dafür kam vom Verkehrsexperten Harald Kurzak: Er erwarte, "wenn das Gewerbegebiet richtig läuft", eine Verdoppelung des derzeitigen Verkehrs im Norden Vaterstettens. Dies sei über die gegenwärtig vorhandenen Straßen "nicht mehr abwickelbar", sagte Kurzak.

Viel Unverständnis gab es über die Pläne, die neue Straße auf einem bis zu 2,5 Meter hohen Damm zu bauen. Eine Tatsache, die Planer André Winkler in seinem gut einstündigen Vortrag über die verschiedenen untersuchten Trassen nicht erwähnenswert fand und erst auf Nachfrage von Jörg Sommer aus Weißenfeld bestätigte. Was umgehend lautes und ärgerliches Gemurmel im Saal auslöste. Genau wie die Begründung, die Winkler dafür lieferte: "So hat man schon immer gebaut." Aber wohl nicht alle, belehrte ihn Karlheinz Gaubatz aus Parsdorf, und verwies auf die Nachbargemeinde Zorneding. Deren Umgehungsstraße liegt nämlich in einem Graben. Ein solcher sei auch für die Parsdorfer Umfahrung wünschenswert, genau wie der Einbau von Flüsterasphalt, sagte Gaubatz und beantragte, darüber abstimmen zu lassen. Trotz der von Manfred Weber vom Tiefbauamt geäußerten Bedenken, für eine Straße im Graben brauche man mehr Fläche, stimmten fast alle der mehr als 200 Anwesenden diesem Antrag zu.

Viel Applaus gab es für den Beitrag von Richard Fauth aus Ammerthal. Er bemängelte das Zustandekommen der nun als Vorzugstrasse vorgestellten Strecke: "Ich finde es problematisch, dass man einen Gemeinderatsbeschluss macht und dann erst die Bürgerversammlung." Die beschlossene Trasse, die nördlich der Autobahn weiträumig um das Biotop in einer ehemaligen Kiesgrube herumführt, nannte Landwirt Fauth einen "ganz gravierenden Eingriff in unsere Landschaft, von der wir alle leben". Besser sei eine Streckenführung möglichst eng an der A 94, wie es ein anderer Entwurf vorsieht. Fauth beantragte die Aufhebung des Gemeinderatsbeschlusses zur Vorzugstrasse. Welche man stattdessen baut, darüber sollen die Betroffenen entscheiden, forderte Alexander Grund aus Weißenfeld und beantragte eine Bürgerbefragung. Dieser Antrag wurde, genau wie der von Fauth, mit großer Mehrheit angenommen.

Wann sich der Gemeinderat mit den Anträgen befasst, steht nicht fest, auch nicht, ob darüber überhaupt abgestimmt wird. Denn das muss das Gremium laut Gemeindeordnung nicht tun, es genügt, wenn das Thema eines Bürgerantrages lediglich behandelt wird, also auf der Tagesordnung steht.

© SZ vom 10.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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