Grafing:Wohnungen auf dem Baywa-Gelände

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Die Baustoffe sind eigentlich schon da:Die Wohnhäuser, die auf dem Baywa-Grund allerdings mal entstehen sollen, gefallen nicht jedem. (Foto: Hinz-Rosin)

Grafinger Stadtrat verzichtet auf städtebaulichen Wettbewerb und billigt Bebauungsplanentwurf

Von Thorsten Rienth, Grafing

Bei der Überplanung des Grafinger Baywa-Geländes scheinen die Dinge nicht zusammenzupassen. "Wir sind erst ganz am Anfang des Verfahrens", berichtete Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) am Dienstag dem Stadtrat. Dennoch sei für einen ernsthaften städtebaulichen Wettbewerb keine Zeit mehr. Doch im konkreten Fall sei das kein Widerspruch, erläuterte die Rathauschefin. Ihre folgenden Erklärungen hielt das Gremium ganz offensichtlich für plausibel. Am Ende bekam Obermayr, was sie wollte: den Billigungsbeschluss für den aktuellen Bebauungsplanentwurf.

Der sieht auf der West- und Nordseite des 12 000-Quadratmeter-Areals Wohnhäuser mit vier Geschossen vor. Die Firsthöhen dieser Häuser will das Bauamt auf 12,70 Meter begrenzen. Für die mittlere Gebäudereihe und die im Süden sind drei Stockwerke angedacht. Die höheren Gebäude sollen gleichzeitig eine Lärmschutzfunktion übernehmen. Im Westen in Richtung der Bahngleise, im Norden zum Busunternehmen "Urscher" hin. Platz für etwa 400 Grafinger will die Stadt mit neuen Wohnungen schaffen. Für die Bürgermeisterin eine rhetorische Frage: "Wenn nicht dort, wo denn dann?"

Unumstritten ist das Vorhaben allerdings nicht. Nicht, was seinen Kern, und nicht, was diese Stelle angeht. "Eine 140 Meter lange eintönige Bebauung gefällt mir nicht", bemängelte SPD-Stadtrat und Bauunternehmer Ernst Böhm. Da habe die Stadt Besseres verdient - "das sieht doch aus wie eine Stadtmauer". Wie sehr selbst die Meinung von Bauexperten auseinandergehen können, zeigte die Wortmeldung von Stadtrat - und Architekt - Christian Einhellig (Freie Wähler). "Ich sehe hier wirklich keine Mauer." Wie das Gebäude am Ende wirke, sei doch vor allem eine Frage seiner Gestaltung. Eine Feststellung, der auch CSU-Stadtrat Josef Pollinger beipflichtete. Die erste Reihe am ehemaligen Ebersberger Rodenstock-Gelände sei deutlich länger als 140 Meter - das merke man dem Gebäude überhaupt nicht an. Geht es nach dem Bündnis für Grafing (BfG), sollte Grafing einen städtebaulichen Wettbewerb ausschreiben. Dann würde sich zeigen, was Architekten aus dem Areal herausholen könnten, erklärte Stadträtin Yukiko Nave

Bürgermeisterin Obermayr zufolge reicht aber für einen regulären Wettbewerb die Zeit nicht mehr. Nicht, weil im Rathaus getrödelt worden sei. Sondern weil bis Ende vergangenen Jahres in Anwohner-Verhandlungen versucht worden sei, das Einverständnis für eine Verbreiterung der "Fabrikstraße" zu erhalten. Als die immer unwahrscheinlicher wurde, zog die Stadt gewissermaßen die Reißleine. Seither nimmt die klassische Aufstellung des Bebauungsplans wieder ihren Gang. Aber gerade weil die Stadt deshalb relativ am Anfang des Verfahrens steht, habe sie noch eine Menge Gestaltungsmöglichkeiten, betonte die Bürgermeisterin.

Sputen muss sich Grafing, weil die Aufstellung einer Veränderungssperre gleichkommt. Die Frist, in welcher der Plan gebilligt werden muss, endet nach drei Jahren, also im Mai 2017. Gelingt dies nicht, könnte der Bauträger recht frei losbauen. Grundsätzlich besteht auf dem Areal Baurecht. Damit Grafing per Bebauungsplan die Rahmenbedingungen - etwa Höhe und Länge der einzelnen Gebäude - vorgeben kann, muss es also weitergehen. Und dafür wiederum brauchte Obermayr den Billigungsbeschluss des Stadtrats. Er wurde mit 17 von 22 Stimmen gefasst.

Kein großes Thema mehr war dann die von der SPD angedachte Folgenkostenbeteiligung des Bauträgers, wie beispielsweise an zusätzlich nötigen Krippen- und Hortplätze. Das sei bei dem Areal schlicht nicht möglich - und obendrein nicht nur Einschätzung der Stadt, stellte Obermayr klar. Das sei von Gutachterseite so auch bestätigt.

© SZ vom 15.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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